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„Ein beeindruckendes Engagement”

Stadt Hanau erwirbt Kunstwerk der Musikerin Nashi Young Cho zugunsten des Ateliers Fluchtpunkt sowie dem Theater der Vielfalt
Hanau. Kenner der lokalen Musikszene sind vermutlich schon häufiger über den Namen Nashi Young Cho gestolpert. Die in Büdingen und Hanau beheimatete Sängerin ist vorrangig für Jazz-Musik bekannt. Gleichzeitig ist sie inspiriert von Soul- und Hiphop-Musik. In letzterem Kontext veröffentlichte sie in der Corona-Hochphase einen Song namens „Life Matters” gemeinsam mit vielen regionalen Künstlern. Bei einem Besuch bei Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky stellte sie das Projekt im Detail vor.
In den für Künstler und Musiker äußerst schwierigen Jahren 2020 und 2021 hatte Young Cho die „freie“ Zeit genutzt, um sich dem Schreiben von Musik zu widmen. „In dieser Phase habe ich mich an ganz unterschiedlichen Ideen ausprobiert“, erzählte sie im Gespräch mit dem OB. Seit ihrer Kindheit sei sie immer wieder gefragt worden, wo sie denn eigentlich herkäme. „Als Kind habe ich das nie verstanden, immerhin bin ich hier in der Region aufgewachsen und habe mich immer als Hessin gefühlt“, so die Sängerin. Insbesondere im ländlichen Bereich sei sie aufgrund ihrer koreanischen Wurzeln jedoch „immer aufgefallen“. Daher hatte sie eine Idee: „Ich wollte mich ganz bewusst mit eben diesen Wurzeln auseinandersetzen und habe dann mit meiner Band koreanische Musik in einer Jazz-Variante gespielt.“

Doch auch die hessischen Wurzeln waren ihr ein Anliegen. Dank guter Kontakte zu Komikern wie Maddin Schneider, Gerd Knebel oder Henni Nachtsheim keimte in ihr die Idee auf, Jazzmusik im Dialekt aufzuführen. „Dafür habe ich mir dann mit Nashi Goreng auch ein Alter Ego zugelegt. Für mich war das eine Möglichkeit, ein wenig mit Klischees und Vorurteilen zu spielen“, so die Musikerin.

Mitten in dieser Suche nach den eigenen Wurzeln und einer Auseinandersetzung mit Rassismus und Vorurteilen wurde am 25. Mai der Afroamerikaner George Floyd während eines Polizeieinsatzes von weißen Polizisten getötet. „Das Thema hat mich tief bewegt“, betonte Young Cho. Schon in der Vergangenheit hatte sie sich politisch engagiert und wurde von den Vorfällen in den USA dazu inspiriert, neue Musik zu schreiben. „Am Anfang fand ich das sehr schwierig, immerhin wollte ich mir nicht anmaßen, mir eine Schwarzenbewegung auf die Fahne zu schreiben“, sagte sie. Statt also den Slogan „Black Lives Matter“ zu übernehmen, wählte sie als Titel „Life Matters“. „Wichtig war es mir, zu betonen, dass wir uns klar von der Gegenströmung „All Lives Matter“ distanzierten, die versuchten, die wichtigen Inhalte der Bewegung zu trivialisieren.“

Am Ende entstand ein rund 20 Minuten langer Song, an dem sich Rapper und Sänger aus dem Rhein-Main-Gebiet beteiligten. Die Beiträge sind dabei auf ganz unterschiedlichen Sprachen verfasst und nicht alle per sé politisch oder sozialkritisch. „Der Song ist auch noch nicht unbedingt fertig. Wenn es noch weitere Musiker gibt, die sich beteiligen möchten, ist das weiterhin möglich“, so Young Cho.

Inspiriert von dieser Gemeinschaftsarbeit entstand dann ein weiteres Kunstwerk. Nashi Young Cho, deren Studio sich im Hafentor befindet, veranstaltete eine Art Happening im Außenbereich der Kulturstätte. „Am Ende haben sich 20 Personen gefunden, die gemeinsam an einem großen Bild gemalt haben“, erzählte sie. Nicht alle seinen Maler oder Bekannte gewesen, einige seien auch einfach spontan vorbeigekommen und wollten sich beteiligen. Am Ende entstand ein großes, buntes Kunstwerk, dass nun zu einem guten Zweck versteigert werden soll. Hierfür erhoffte sie sich vom Oberbürgermeister nun ein paar Tipps oder Kontakte zu Vereinen oder Organisationen.

„All das, was Sie mir hier erzählt haben, ist ein beeindruckendes Engagement“, betonte Oberbürgermeister Claus Kaminsky und ergänzte: „Mich freut insbesondere, dass das Hafentor, genau so wie wir es uns gewünscht haben, ein zentraler Ort für Künstlerinnen und Künstler in der Stadt geworden ist, die zusammen ein derart tolles Werk gemalt haben.“

Im Anschluss an das Gespräch kaufte die Stadt Hanau das Bild. Es soll nun in mehrerlei Hinsicht dem Hafentor zugutekommen: „Ich finde die Geschichte, die hinter diesem Gemälde steht, mindestens so eindrucksvoll wie das fertige Werk. Daher würde es mich freuen, wenn wir es an einer prominenten Stelle aufhängen könnten. Denkbar wäre dafür  auch das Zentrum für Demokratie und Vielfalt“, so Kaminsky weiter.

„Auch freut es mich, dass ein Teil des Erlöses dem Atelier Fluchtpunkt zukommt“, ergänzt der Oberbürgermeister. Dabei handelt es sich um ein Künstlerkollektiv, das jungen kreativen Menschen die Möglichkeit gibt, sich künstlerisch auszuleben. 1000 Euro zahlt die Stadt Hanau für das Gemälde. 600 Euro des Erlöses spendete Young Cho nun an das Atelier Fluchtpunkt, 400 Euro kommen dem Hanauer Theater der Vielfalt zugute.

Quelle: Stadt Hanau

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