Einen Informationsabend über die Einrichtung das Biosphärenreservats Rhön
organisierte die Naturschutzgruppe des Spessartbundes dieser Tage fürMitglieder aus dem hessischen und bayerischen Spessart im Gasthaus „Zur Quelle“ in Wächtersbach-Aufenau. Als Referent eingeladen war Martin Kremer, der stellvertretende Fachdienstleiter der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön. Dort arbeitet er bereits seit 30 Jahren und konnte die Entwicklung des Biosphärenreservates von den Anfängen bis heute verfolgen und mitgestalten. Das Biosphärenreservat Rhön verteilt sich über drei Bundesländer (Hessen, Thüringen und Bayern) und sechs Landkreise. Die Fläche ist so groß wie das Saarland, 40 Prozent der Gesamtfläche sind mit Wald bedeckt. 220.000 Menschen leben dort.
Biosphärenreservate sind ein Konzept der UNESCO, weltweit gibt es derzeit 748 von ihnen. Sie haben neben dem Naturschutz in Kooperation mit Forschungsprojekten der Universitäten die Aufgabe, globale touristische Entwicklung zu planen und zu fördern. Gemessen an der Gesamtfläche müssen laut den Vorgaben der UNESCO drei Prozent der Gesamtfläche als Kernzone und 17 Prozent als Pflegezone ausgewiesen werden, die restlichen Flächen sind Entwicklungszone. Die Pflegezone sollte die Kernzone möglichst umschließen. Alle Ziele eines Biosphärenreservates folgen dem Prinzip Nachhaltigkeit auf den Gebieten Ökologie, Ökonomie und Soziales.
Zum Bereich Ökonomie gehört auch die Entwicklung und Förderung regionaler Leitprodukte, z. B. des in der Rhön vor 30 Jahren fast ausgestorbenen Rhönschafs oder des RhönWollets, eines ökologischer Langzeitdüngers aus Schafwolle, so Kremer weiter. Neben Maßnahmen zur Wiedervernässung der bedrohten Moore wurden und werden Schutzmaßnahmen für gefährdete Tier- und Pflanzenarten (z. B. Biber, Wildkatze, Rotmilan, Birkwild, Mopsfledermaus, Arnika) vorgenommen. Die Waldentwicklung vor dem Hintergrund des Klimawandels in Zusammenarbeit mit der örtlichen Forstverwaltung spielt aktuell eine große Rolle.
Eine Besonderheit aus der Rhön ist nach Kremer die Kartierung der Quellen und damit verbunden eine in Deutschland erst- und einmalige Karstforschung. Es konnte bereits eine endemische Art entdeckt werden, die Rhön-Quellschnecke. Nennenswerte Entwicklungen, die sich nach Kremer aus einem Biosphärenreservat ergäben, seien auch ehrenamtliche Bildungsprojekte, teilweise mit Kindern, z. B. der „Junior-Ranger“ und zertifizierte Kitas und Schulen. Als Fazit des sehr informativen Vortrages, der durch viele Fragen der 20 Besucher bereichert wurde, kann Angaben der Veranstalter festgehalten werden: Ein Biosphärenreservat kann sich sehr positiv auf die Entwicklung einer Region auswirken, weil Arbeitsplätze geschaffen werden, die Region in der Öffentlichkeit bekannter wird, wegen der Forschungsprojekte junge Leute in die Region kommen und Aufgaben übernommen werden, die ansonsten niemand machen würde. Dabei spielen Innovation, ehrenamtliches Engagement und kompetente Mitarbeiter in der Verwaltung eine maßgebliche Rolle.
Quelle: Gründau