Gelnhausen darf seit 45 Jahren den Beinamen „Barbarossastadt“ tragen – Zum Jubiläum warten spannend-imperiale und kaiserlich-kreative Veranstaltungen auf interessierte Kinder und Erwachsene
Es sind viele Spuren geblieben. Spuren von Räumen, in denen der Kaiser einst schlief, in denen er den Ausblick auf Gelnhausen genoss und seine Morgentoilette verrichtete. Spuren von Räumen und Sälen, in denen er herrschte und Pläne für die Vergrößerung seines Reiches schmiedete. Die Sage, dass der Rotbart eines Tages wiederkommen, sein Reich retten und zu neuer Herrlichkeit führen wird, mag die Phantasie des modernen Menschen beim Rundgang durch die Reste der einst so prächtigen Kaiserpfalz in Gelnhausen zwar beflügeln, eine Wiederauferstehung des Stauferkaisers Friedrich I. scheint aber nach fast 900 Jahren relativ unwahrscheinlich. Trotzdem hat Barbarossa, wie der Kaiser wegen seines roten Bartes genannt wurde, auch seinen „Erben“ einiges hinterlassen, was ihn zumindest nicht in Vergessenheit geraten lässt. So ist Gelnhausen eine von fünf Städten in Deutschland, die offiziell den Beinamen „Barbarossastadt“ führen dürfen. Seit exakt 45 Jahren ist das nun der Fall. Dieses Jubiläum feiert die Stadt mit einem kleinen Festakt, einer Ausstellung, Werkstätten für Kinder und Erwachsene, Führungen und weiteren Veranstaltungen.
Der Stauferkaiser Friedrich I. gilt als einer der bedeutendsten Männer des frühen Mittelalters. Im 12. Jahrhundert herrschte er über ein Territorium, das das heutige Deutschland, die Niederlande, Luxemburg, Österreich, die Schweiz, Belgien, Norditalien und Teile von Frankreich umfasste. 1170 verlieh er Gelnhausen die Stadtrechte und residierte dort auch über längere Zeiträume in der Kaiserpfalz – die übrigens als die besterhaltene Pfalz der Stauferzeit gilt. Gelnhausen rückte sogar mehrmals in den Mittelpunkt der Reichspolitik, zum Beispiel beim Prozess gegen Heinrich den Löwen. Über das Leben des Adligen geben die Geschichtsbücher ausführlich Auskunft, um die Umstände seines Todes ranken sich jedoch einige Mythen. Die Geschichtsschreibung besagt, Barbarossa sei am 10. Juni 1190 im Alter von 68 Jahren im Fluss Saleph im südlichen Anatolien verstorben. Ob er dort ertrunken ist, weil ihn sein Pferd im Fluss abwarf, oder ob er ein kühlendes Bad nahm und dabei einen Herzstillstand erlitt – auf jeden Fall war das aus damaliger Sicht offenbar kein würdiger Tod für einen Mann in seiner Position. Glaubte man doch, nur schlechte Menschen würden plötzlich sterben, gute Menschen jedoch mit Ansage, so dass sie sich auch noch auf ihr Ableben vorbereiten können. Vermutlich rückte deshalb eine geheimnisumwobene Sage an die Stelle des Todes durch Ertrinken. Zudem ist seine Grablege unbekannt, was Spekulationen nährt. Bis heute hält sich die Erzählung, Barbarossa schlafe in einem unterirdischen Schloss in der Kyffhäuserregion an einem Tisch aus Marmor, durch den sein roter Bart wachse. Eingeschlossen in der Barbarossahöhle warte er auf seine Wiederkehr als Retter des Reiches…
Die Wartezeit bis zur nicht sehr wahrscheinlichen Rückkehr „ihres“ Kaisers überbrücken die Gelnhäuser:innen mit der Bewahrung seiner Geschichte auf vielen Ebenen und mit Jubiläumsfeiern, die immer wieder an den berühmten Herrscher erinnern. Zum 45. Jahrestag der Verleihung des Beinamens „Barbarossastadt“ an Gelnhausen erwartet alle Interessierten eine ganze Reihe von Veranstaltungen, die Barbarossa in den Mittelpunkt rücken.
Den Auftakt bildete die Ausstellung „Rotbart neu vertuscht“ des Hasselrother Künstlers und Kulturpreisträgers Matthias Kraus. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. April im Museum der Stadt Gelnhausen zu den Öffnungszeiten (Dienstag bis Sonntag 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr) zu sehen. Der Eintrittspreis berechtigt auch zum Besuch des Museums. Dort können Besucher:innen in der Dauerausstellung mehr über das mittelalterliche Gelnhausen und seine prägende Persönlichkeit, Kaiser Friedrich I. erfahren. Nähere Infos unter www.gelnhausen.de/museum
Rund um die Ausstellung ranken sich weitere „hochherrschaftliche“ Angebote:
Kaiserliche Kreativität für Kinder
Während der gesamten Ausstellungszeit können Kinder im Workshop-Raum des Museums jeden Sonntag von 14 Uhr bis 16.30 Uhr eine Krone basteln und diese künstlerisch mit Farbe und Glitzersteinen verzieren. Diese Aktion ist für alle Kinder kostenfrei.
Ein Angebot der Stadtbücherei Gelnhausen zum Thema Barbarossa richtet sich an Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahre: Am Donnerstag, 23. März, und Donnerstag, 13. April 2023, jeweils um 16 Uhr, findet eine Buchvorstellung statt und es wird gebastelt. Dieses Angebot ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten unter der E-Mail-Adresse buecherei@gelnhausen.de oder unter Telefon 06051-830250.
Hoheitsvoller Auftrag: Kleine Künstler zeichnen Rotbart Ein Zeichenkurs für den Nachwuchs mit Künstler Matthias Kraus hat bereits erfolgreich stattgefunden, am Dienstag, 4. April 2023, um 14 Uhr, findet ein weiterer Zeichenkurs für Kinder unter dem Titel „Wir zeichnen ein Abenteuer von Barbarossa“ statt. Zum Abschluss soll aus den comichaften Zeichnungen der Kinder ein „Dreambook“ (modernes Notizbuch) entstehen. Der Zeichenworkshop ist für Mädchen und Jungen ab etwa acht Jahre geeignet und finden inmitten der Sonderausstellung des städtischen Museums in der ehemaligen Augustaschule, Stadtschreiberei 3, statt. Die Kosten betragen acht Euro pro Kind. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Es sind nur noch sehr wenige Plätze frei. Um Anmeldung per E-Mail an tourist-information@gelnhausen.de oder Telefon 06051-830-300 wird gebeten.
Kaiserliche Kreativität für Erwachsene
Eine zweite ArtNight für Erwachsene mit Matthias Kraus findet am Donnerstag, 30. März 2023, statt. Dann heißt es „Szenisches Zeichnen mit Tusche – schwarz-weiß und in Farbe“. Der kreative Abend beginnt um 19 Uhr in der Galerie des Museums der Stadt Gelnhausen, ehemalige Augustaschule, Stadtschreiberei 3. Zur Einstimmung wird ein Barbarossa-Cocktail gereicht. Die Kosten betragen pro Person 15 Euro. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, es sind noch wenige Plätze frei.. Eine Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an tourist-information@gelnhausen.de oder unter Telefon 06051 830-300.
Imperiales Idol: Führung auf den Spuren des Kaisers Am Samstag, 15. April 2023, findet um 19 Uhr für alle, die auf den Spuren Barbarossas wandeln möchten, eine Themenführung unter dem Titel „Als Kaiser Rotbart lobesam“ statt. Zum Abschluss der Führung besuchen die Teilnehmer:innen noch die Ausstellung „Barbarossa neu vertuscht“ von Matthias Kraus im Galerie-Raum des Museums. Treffpunkt ist um 19 Uhr vor der Kaiserpfalz. Nähere Informationen gibt es per E-Mail unter tourist-information@gelnhausen.de oder Telefon 06051 830-300. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kosten pro Person 5 Euro für Erwachsene, 2,50 Euro für Kinder bis 16 Jahre.
45. Jahrestag der Verleihung des kaiserlichen Beinamens
Der damalige hessische Innenminister Ekkehard Gries (FDP) übermittelte der Stadt Gelnhausen mit Schreiben vom 26. April 1978, dass Gelnhausen rückwirkend zum 1. April 1978 die Bezeichnung Barbarossastadt verliehen wird. Am 2. Mai wurde das Schreiben im Regierungspräsidium Darmstadt abgestempelt und dann weitergeleitet an den Landrat des Main-Kinzig-Kreises – damals Hans Rüger (CDU) – wo es am 12. Mai 1978 seinen Eingangsstempel erhielt.
Anlässlich der Verleihung des Beinamens durch den hessischen Innenminister vor 45 Jahren findet am Mittwoch, 26. April 2023, um 19 Uhr, in der Kulturherberge, Schützengraben 5, ein kleiner Festakt statt. Im Anschluss an die Ansprache von Bürgermeister Daniel Chr. Glöckner hält Sabine Johann, langjährige Gästeführerin und Lehrerin am Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen, einen Vortrag über das Leben und Wirken, über den Machtpolitiker und die Sagengestalt Kaiser Barbarossa.
Quelle: Elke Weigelt