Freitag, August 22, 2025
StartPolitikHetzner steigt aus – Schöneck stellt Rechenzentrumsprojekt neu auf

Hetzner steigt aus – Schöneck stellt Rechenzentrumsprojekt neu auf

Nach ihrem Amtsantritt im Sommer 2024 hat Bürgermeisterin Carina Wacker das Projekt zur
Ansiedlung eines Rechenzentrums der Firma Hetzner Online GmbH in Schöneck umfassend geprüft.
Schon bald zeigte sich: Entgegen früherer Angaben war das Projekt vor Vertragsabschluss 2022
weder ausreichend fachlich begleitet noch wurden im Wettbewerb weitere Interessenten
berücksichtigt. Außerdem wurde zwar der vom Notariat erstellte Vertragsentwurf juristisch geprüft,
eine eigenständige rechtliche Beratung mit Blick auf die Interessen der Gemeinde fand jedoch nicht
statt. Dadurch blieben wichtige Gestaltungsmöglichkeiten ungenutzt.
Carina Wacker stellt klar: „Für die Gemeindevertretung war damals nicht erkennbar, dass das
Verfahren die Interessen der Gemeinde nicht optimal berücksichtigte. Erst jetzt, mit vollständigem
Einblick in die Unterlagen, wurde deutlich, dass das Verfahren nicht in allen Punkten sorgfältig genug
geführt wurde.“
Zudem hat sich die Marktlage für Rechenzentren seit 2022 deutlich verändert: Die Nachfrage ist
weiter gestiegen und damit auch der Wert der infrage kommenden Grundstücke.
Die Bürgermeisterin verschaffte sich selbst ein umfassendes Bild. Sie holte Fachwissen u.a. bei der
Landeswirtschaftsförderung Hessen Trade & Invest, beim Regionalverband FrankfurtRheinMain und
der IHK ein und sprach insbesondere mit Bürgermeistern und Wirtschaftsförderern anderer
Kommunen im Rhein-Main-Gebiet, die Erfahrung mit Rechenzentrumsansiedlungen haben. Ihr Fazit:
Am bisherigen Projekt festzuhalten, würde der Gemeinde Chancen kosten.
Parallel beantragte sie vorausschauend die notwendige Stromkapazität für die Gemeinde. Ein
entscheidender Schritt, denn verfügbare Netzanschlüsse sind inzwischen stark umkämpft. So kann
das Grundstück künftig voraussichtlich zusammen mit der Stromkapazität vermarktet werden – ein
klarer Wettbewerbsvorteil, der die wirtschaftlichen Perspektiven für Schöneck deutlich verbessert.
Ihre Erkenntnisse und den aktuellen Sachstand stellte Carina Wacker dem Gemeindevorstand und
später den Fraktionsvorsitzenden in vertraulicher Runde vor. Dort zeigte sich Geschlossenheit: Der
bestehende Vertrag mit Hetzner werde respektiert, zugleich sollte aber klar signalisiert werden, dass
sich der politische Wille in Schöneck geändert hat. Hetzner wurde mitgeteilt, dass eine Fortführung
des Projekts nur unter veränderten Bedingungen möglich wäre: mit reduzierter Fläche durch
zweigeschossige Bauweise und einem höheren wirtschaftlichen Nutzen für die Gemeinde, geregelt in
einem städtebaulichen Vertrag. Ein solcher Vertrag wurde bislang nicht verhandelt, politische
Eckpunkte dafür waren nie definiert.
Nach Mitteilung dieser Position verzichtete Hetzner auf die Option, den Grundstückskaufvertrag über
den 30. Juni 2025 hinaus zu verlängern – den Zeitpunkt, an dem der Vertrag planmäßig auslief. Da
der Vertrag erst mit Inkrafttreten des Bebauungsplans wirksam geworden wäre, ist er damit
endgültig beendet. Die Gemeinde ist nun wieder alleinige Eigentümerin der gesamten Fläche.

Verantwortlich: Der Gemeindevorstand der Gemeinde Schöneck, Herrnhofstraße 8, 61137 Schöneck; Tel.: 06187.9562-0
Inzwischen haben bereits mehrere Betreiber von Rechenzentren ihr Interesse bekundet, sich in
Schöneck anzusiedeln. Sie haben der Gemeinde interessante Angebote unterbreitet, was bestätigt,
dass der eingeschlagene Weg auf ein hohes Marktinteresse trifft.
Mit Blick nach vorn bereitet die Verwaltung nun eine Beschlussvorlage für die Gemeindevertretung
vor. Vorgesehen ist, das Areal in einem Bieterverfahren unter externer wirtschaftlicher und
juristischer Beratung neu zu vermarkten – ausdrücklich für ein Rechenzentrumsprojekt unter
Berücksichtigung der beantragten Stromkapazität. Ziel ist es, mehrere Interessenten zu gewinnen
und durch Wettbewerb den größtmöglichen Nutzen für die Gemeinde zu erzielen. Zugleich bleibt die
Option offen, auch Unternehmen anderer Branchen im Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II
anzusiedeln.
Wichtig: An der bisherigen Größe des Gewerbegebiets ändert sich nichts. Die Offenlage des
allgemeinen Bebauungsplans, der auch die Errichtung eines Rechenzentrums zulässt, wurde bereits
beschlossen und soll demnächst erfolgen. Auch die Änderung des regionalen Flächennutzungsplans
zur Erweiterung des Gewerbegebiets läuft unverändert weiter.
Bürgermeisterin Carina Wacker zieht als Fazit: „Ein falscher Weg führt nicht zum richtigen Ziel, nur
weil man ihn weitergeht. Mut zur Wende ist jetzt gefragt – und den habe ich. Denn jetzt können wir
mit der Fläche des Gewerbegebiets Kilianstädten Nord II und der beantragten Stromkapazität ein
Projekt realisieren, das unserer Gemeinde echten, vor allem finanziellen, Mehrwert bringt – und
zugleich viele Kritiker ins Boot holt, um breite Unterstützung in Schöneck zu sichern.“

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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