Bei der 23:25-Niederlage beim TuS Dansenberg bot sich am Samstag ein ungewohntes Bild auf der Bank des TV Gelnhausen. Sowohl Chefcoach Matthias Geiger als auch Headcoach Sergej Budanow fehlten an der Seitenlinie. Stattdessen gingen die Barbarossastädter ein ungewöhnliches Experiment ein und übergaben die komplette Trainerverantwortung an den 24-jährigen Jonathan Malolepszy und den 22 Jahre alten Fynn Hilb. Die beiden verletzten Spieler erhielten Unterstützung von Torwart-Routinier Julian Lahme (35).
Die Idee dazu hatte Budanow, der nicht nur den drei Trainer-Novizen die Möglichkeit auf einen Perspektivwechsel eröffnete, sondern das gesamte Team vor die Herausforderung stellte, sich komplett selbst zu organisieren. Bereits unter der Woche mussten sie das Spiel mit Videoanalyse und Taktikbesprechungen vorbereiten. Eine außergewöhnliche Maßnahme der Persönlichkeitsentwicklung, doch mit Blick auf die vielversprechende Zukunft dieses jungen Teams voller Eigengewächse ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Dabei war das Debüt der Spieler an der Seitenlinie alles andere als eine Notlösung. Zwar war es Chefcoach Geiger durch einen Trauerfall in der Familie und Headcoach Budanow aufgrund einer Leisten-OP nicht möglich, mit nach Dansenberg zu reisen, es wären aber noch genug andere erfahrene Trainer im Umfeld verfügbar gewesen wie beispielsweise Junioren-Coach Damir Hundur oder TVG-Manager Philip Deinet. Die Vereinsverantwortlichen entschieden sich aber bewusst dazu auch diese beiden zu Hause zu lassen, damit sich die Mannschaft komplett selbst organisieren muss. Da der TVG sportlich die Saison ohnehin im Mittefeld abschließen wird, war das Risiko überschaubar.
„Ein Riesendankeschön an das gesamte Trainerteam für das entgegengebrachte Vertrauen gegenüber Fynn, Julian und mir. Auch wenn es am Ende nicht für die zwei Punkte gereicht hat, kann ich nur den Hut vor der Mannschaft ziehen. Jeder hat die nötige Verantwortung übernommen. Das hat es uns leicht gemacht. Wir sind in dieser Saison so eng zusammengerückt, dass es auch unter solchen Voraussetzungen funktionieren kann. Man konnte sehen, wie gut wir uns untereinander verstehen und was für ein gesundes Mannschaftsgefüge das Team aufweist“, sagte Malolepszy, der im eigentlichen Leben Mannschaftskapitän seines gecoachten Teams ist.
Das Spiel diente sowohl für die Trainerdebütanten als auch für das gesamte Team dazu, einen nicht alltäglichen Impuls im Reifeprozess zu erhalten. Trotz der Niederlage war Headcoach Budanow aus der Ferne mit der Leistung der Spieler zufrieden: „Die Mannschaft hat das sehr gut gemacht. Und auch wenn wir das Spiel nicht gewonnen haben, war es eine sehr gute Erfahrung für das gesamte Team, das so wieder einen Schritt in seiner Entwicklung nach vorne gemacht hat.“
„Es war super, mal diesen Perspektivwechsel hautnah mitzuerleben. Das öffnet einem die Augen und gibt eine komplett andere Sichtweise auf den Sport. Man versucht selbst Impulse von der Bank zu geben und muss sich Gedanken über das Wechseln und die Belastungssteuerung der Spieler machen. Wir haben gespürt, dass es echt nicht einfach ist, was Matthias Geiger da jedes Spiel an der Seitenlinie leistet. Ich versuche jetzt fit zu werden, um wieder die aktive Spielerperspektive einnehmen zu können, aber das hat schon Einblicke in eine mögliche Zukunft offenbart“, sagte Hilb zu seinem Trainerdebüt.
Malolepszy und Hilb wollen beide in der nächsten Saison dann doch lieber wieder auf dem Feld stehen, konnten aus dieser Herausforderung aber viel mitnehmen. „Für Fynn und mich war es natürlich ungewohnt. Als Trainer mussten wir irgendwie an alles denken und einen viel weiteren Blick haben als gewohnt. Wir freuen uns auf jeden Fall das Spiel bald wieder als Spieler zu unterstützen, es war aber eine super Erfahrung für uns und hat uns auch großen Spaß gemacht“, sagte Malolepszy, der bereits eine Jugendmannschaft beim TVG betreut.
Quelle: Redaktion MKK Echo