Main-Kinzig-Kreis will Transformation der Arbeitswelt weiter aktiv begleiten
Main-Kinzig-Kreis. – „Nach aktuellen Prognosen werden bis 2030 im Main-Kinzig-Kreis mehr als 14.000 Fachkräfte fehlen. Diese tiefgreifende Transformation, die einhergeht mit einer sich weiter verstärkenden Digitalisierung, will der Kreis aktiv gestalten und die betroffenen Unternehmen sowie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterstützen“, sagte Kreisbeigeordneter Jannik Marquart im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen. „Transformation bietet einige Chancen, die Region attraktiver zu machen, und kann zu einem Standortfaktor werden, der den Main-Kinzig-Kreis auszeichnet, wenn sie gut begleitet wird“, fuhr der Wirtschaftsdezernent fort.
Es gibt zahlreiche Initiativen und Maßnahmen, die sich der Herausforderung annehmen. Diese Projekte besser zu vernetzten und weiterzuentwickeln, ist der zentrale Ansatz der vom Landkreis gemeinsam mit der Stabsstelle Fachkräfte für Hessen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales veranstalteten und durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main unterstützten „Zweiten Zukunftswerkstatt zur ‚Fach- und Arbeitskräftesicherung im Main-Kinzig-Kreis“, die kürzlich im Main-Kinzig-Forum stattgefunden hat. Zu den etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zählten neben Mitarbeitenden aus der kommunalen Verwaltung auch Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Institutionen und Unternehmen aus dem Kreisgebiet. Organisiert hatte die Veranstaltung das Referat für Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur. Zur gezielten Stärkung der Regionen hat die Stabsstelle Fachkräfte für Hessen die Fach- und Arbeitskräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional“ ins Leben gerufen und führt diese mit dem IWAK durch. Das Unterstützungsangebot der Landesinitiative umfasst Prognosen, intraregionale Strategieentwicklung und -sicherung in Zukunftswerkstätten sowie interregionale Vernetzung.
Claudia Wesner, Leitung der Stabstelle Fachkräfte für Hessen, betonte, es handele sich um ein ernstes Thema, das seit der Ersten Zukunftswerkstatt an Brisanz gewonnen habe: „Die Situation hat sich verschärft, deshalb sind wir alle gut beraten, an dem Thema Fach- und Arbeitskräftesicherung immer auch mit dem Blick auf die Transformation strategisch und operativ zu arbeiten. In Hessen werden bis 2030 etwa 240.000 Fachkräfte fehlen. Das sind bereits 40.000 mehr als in der Prognose bis 2028.“
Mit einem strategischen Maßnahmenmix will die Hessische Landesregierung Fach- und Arbeitskräfte sichern. Zu den langfristig in den Blick genommenen Handlungsfeldern gehören neben Bildung und Internationalisierung auch eine potenzialorientierte Arbeitsmarktpolitik und die Stärkung der Attraktivität Hessens. Um Landkreise und kreisfreie Städte zu unterstützen, werden regionale Berufsprognosen zur Verfügung gestellt und es soll ein neues Praxistool „Regionale Aktivierungsgrade ungenutzter Potentiale“ entwickelt werden. Zudem finden in allen 26 Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen nach 2023 erneut Zukunftswerkstätten statt. Zusätzlich wird stark auf Vernetzung – unter anderem mit den kommunalen Wirtschaftsförderungen – gesetzt.
Die Transformation wirkt sich auf das Sichern von Fach- und Arbeitskräften in den Regionen aus. Im Main-Kinzig-Kreis wurde durch die Stabstelle Fachkräfte für Hessen des Hessischen Arbeits- und Sozialministeriums mit Unterstützung des IWAK im zurückliegenden Jahr das „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ durchgeführt, um die Folgen der Transformation für den regionalen Arbeitsmarkt und Wirtschaftsraum sichtbar zu machen und den Akteuren vor Ort bei einer evidenzbasierten Fach- und Arbeitskräftesicherung zu helfen. Aus den gewonnen Erkenntnissen wurden von einer fachlich breit aufgestellten Steuerungsgruppe 370 Maßnahmen zusammengetragen, die in einem Transformationsökosystem verknüpft wurden. Die Moderation des Prozesses oblag Dr. Christa Larsen, Leiterin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt a.M., die die zweite Zukunftswerkstatt gewohnt professionell moderierte.
In ihrem Vortrag stellte sie die Treiber der Transformation vor. Während der demografische Wandel den Fachkräftemangel verstärke, wirkten Digitalisierung, Strukturwandel und Migration eher dämpfend, so die Wissenschaftlerin. Bis mindestens 2030 sei im Main-Kinzig-Kreis mit einem Mangel sowohl an Fachkräften mit Studienabschluss als auch an Fachkräften mit Berufsabschluss zu rechnen. Dieser Mangel manifestiere sich vor allem in der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege und im Bereich „Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehungspflege“, während Verkaufsberufe ein Plus an Fach- und Arbeitskräften verzeichnen würden.
Als Fazit aus den sich anschließenden Workshops „Pflege“, „Erziehung“, „Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus“ sowie „Freigesetzte und Ausbildung in Produktionsbranchen“ nannte Dr. Christa Larsen mittel- und langfristig einen erheblichen Fachkräftebedarf. Kleine Einrichtungen und aufstrebende Unternehmen sollten deshalb unterstützt werden, Fachkräfte aus dem Ausland angeworben und besser integriert werden. Vernetzung in der Region und regelmäßiger Austausch sei für die weitere Entwicklung essenziell. Normen Kegler, neuer Leiter des Referates für Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur des Main-Kinzig-Kreises, schloss sich der Einschätzung an, dass es sich um hochkomplexe Themen handele. „Als Kernbotschaft dieser inspirierenden und produktiven Zukunftswerkstatt sollten wir alle mitnehmen, eine Kultur des Miteinanders zu pflegen. Das betrifft Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Verwaltung, Verbände und Institutionen gleichermaßen“, so Kegler. Die Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises werde sich der entwickelten Ideen annehmen.
Bildunterschrift: In vier Workshops diskutierten die Teilnehmenden über Möglichkeiten, Fach- und Arbeitskräfte in der Region zu halten und den Main-Kinzig-Kreis für Wirtschaftsakteure attraktiv zu gestalten.
Quelle: Redaktion MKK Echo