Dienstag, Oktober 28, 2025
StartRegion 4GelnhausenZu viel Blech im Stadtbild

Zu viel Blech im Stadtbild

People for Future fordern mehr Aufenthaltsqualität

“Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich Menschen in Deutschland an das viele Blech von Autos, an den Beton und den Asphalt gewöhnt haben.” stellt Gudula Seegmüller aus der AG Mobilität der People for Future Gelnhausen/Main-Kinzig fest. Änderungen der Anzahl von Parkplätzen (Seestraße) oder Änderungen der Parkraumbewirtschaftung (Obermarkt) führten bei einigen reflexartig zur Reaktion: schnell zurück zum Zustand, der vorher da war. Was aber ist mit dem Zustand, bei dem spielende Kinder das Straßenbild prägen? Bei dem weniger Autos das Stadtbild verstopfen?

“2770 Tote im Straßenverkehr im vergangenen Jahr[1] sind eine Randnotiz. Unfassbar viel Raum wird dem Verkehrsmittel eingeräumt, das eines der ineffizientesten ist.” führt Seegmüller weiter aus. “Warum einen Menschen (80 kg) mit einem PKW (1.500 bis 2.000 kg) mit 12 m² Abstellfläche durch die Gegend bewegen, wenn sich kürzere Distanzen bis 5 km oft problemlos mit einem im Vergleich federleichten Fahrrad (10 bis 30 kg) und mit gut 1 m² Abstellfläche bewältigen lassen?”

Wie viel mehr Raum würde frei, schwinge sich jede 4. Person für kurze Distanzen aufs Fahrrad. Und schon hätten diejenigen, die wirklich auf ein Auto angewiesen sind, mehr Raum zur Verfügung.

Eine Verkehrsberuhigung ist i.d.R. gut für den Einzelhandel, dies belegen zahlreiche Studien, u.a. das Deutsche Institut für Urbanistik[2]. Dort wo sich Bänke, Pflanzen, Rad- und Fußverkehr ausbreiten, blühen Geschäfte auf, gehen Menschen essen und trinken, halten sich im Freien auf, genießen ihre Stadt.

Weiter heißt es aus der AG Mobilität: “Grundsätzlich begrüßen wir, dass dem Fahrrad in der Seestraße mehr Raum im Straßenverkehr eingeräumt wurde. Für noch besser hielten wir eine durchgängige und zeitlich unbefristete Tempo 30 Regelung in Kombination mit baulichen Maßnahmen (Begrünung, Sitzgelegenheiten etc.), die das Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung unterstützen; und zwar hoch bis zur Stadthalle.” Die neue Verwaltungsvorschrift VwV-StVO gäbe das her.

Eine Alternative zur Seestraße, zumindest für den Durchgangsradverkehr, biete der R3, der von der Müllerwiese über den Escher und über den Parkplatz Bleiche führt. Insbesondere wenn der Radverkehr dann weiter auf dem Uferweg und über die Dammstraße geführt werden sollte, bietet es sich an, diese Fahrradachse zu stärken und so eine sichere und attraktive Alternative für Radfahrende zu schaffen.

Uta Stock von den People for Future sieht weiteres Potenzial, die Aufenthaltsqualität in der Seestraße zu verbessern: “Rasengittersteine o.ä. in Kombination mit biodiversitätsfördernden Pflanzen können Versickerungsflächen schaffen, Kühlung durch Verdunstung ermöglichen und eine Heimat für Insekten bieten.” Es seien aber auch kleinere Veränderungen möglich, die den Anblick der Seestraße aufwerten können. Die Begrünung von Fassaden könne ebenso Verdunstungskühlung schaffen und als Rückzugsraum für Insekten und Vögeln dienen. Das Pflanzen von Bäumen in der Seestraße scheint sich ja als eher schwierig zu erweisen.

Auf der Seite https://gelnhausen-stadtumbau.de/ heißt es unter den möglichen Maßnahmen des Anreizprogramms, dass auch Begrünung von Mauern und Hauswänden einschließlich fest eingebauter Rankhilfen gefördert werden.

“Vieles ist möglich, wenn man alte aus der Zeit gefallene Denkmuster überwindet” heißt es abschließend aus der Initiative. Inspirieren lassen könne man sich vom Bunten Amt für Zukunft in Nürnberg (www.bazn.org). Von dort stammt auch dieses wunderschöne Stadtbild.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

Ähnliche Artikel
- Advertisment -

Am beliebtesten