Die Städtischen Museen Hanau zeigen ab sofort bis 16. Februar 2025 im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe die vom Hugenotten- und Waldenserpfad e.V. konzipierte Wanderausstellung „Wurzeln schlagen – Menschen und Pflanzen im Exil“. Das Veranstaltungsprogramm mit Vortrag und Führungen vertieft Einzelaspekte.
Die Ausstellung präsentiert und interpretiert die Beiträge hugenottischer und waldensischer Glaubensflüchtlinge zur Kulturgeschichte von Acker- und Gartenbau, Ernährung und Kochkultur. Sie zeigt den Einfluss der europäischen Geschichte auf die Entwicklung der Kulturlandschaft und der Alltagskulturen in Küche, Ernährung, Garten und Landwirtschaft.
Für die Präsentation in Hanau wurde die Ausstellung um Aspekte der hiesigen Stadtgeschichte ergänzt. So werden die Neustadtgründung 1597 durch Niederländer und Wallonen sowie die Aufnahme von Hugenotten und Waldensern in Hanau thematisiert. Während ihnen in ihren Heimatländern die Ausübung ihrer Religion untersagt wurde, gewährten Hanauer Grafen den Wallonen und Niederländern freie Religionsausübung und wirtschaftliche Freiheiten. So fanden sie in Hanau eine neue Heimat. Die Neubürgerinnen und Neubürger prägten durch Sprache, Religion, europäische Netzwerke, wirtschaftliche Beziehungen und handwerkliches Können die neue Stadt.
Die Hugenotten und Waldenser erfuhren im 17. Jahrhundert als protestantische Minderheit im katholischen Frankreich unter König Ludwig XIV. (1638–1715) zunehmende Unterdrückung und Verfolgung und verloren 1685 das Recht auf freie Religionsausübung und alle Bürgerrechte. Daraufhin flohen mehr als 200.000 Hugenotten aus Frankreich und tausende Waldenser aus Norditalien. Sie ließen sich u.a. im Rhein-Main-Gebiet in Neu-Isenburg, Friedrichsdorf oder Hanau nieder.
Die Verbreitung der Pflanzen, Techniken und Erfindungen steht in direktem Zusammenhang mit der Reformation, der Aufklärung und den Wegen des Exils. Die Hugenotten- und Waldenserküche hat viel dazu beigetragen. Dies erfolgte durch die Notwendigkeiten, sich von fremdem Land zu ernähren und im Exil heimische Kulturpflanzen und Techniken kultivieren zu müssen. Viele der Hugenotten und Waldenser waren gute Gärtner und mutige Erfinder. Und schließlich sorgten die Glaubensflüchtlinge durch den Handel mit fremden pflanzlichen Erzeugnissen für die Verbreitung neuer Kulturen im Exil.
Die Wanderausstellung und die Erweiterung zur Hanauer Stadtgeschichte sind bis 16. Februar 2025 dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr im ehemaligen Speisesaal und im Ratspokalsaal von Schloss Philippsruhe zu sehen. Der Eintritt beträgt 5 Euro bzw. ermäßigt 4 Euro.
Im Begleitprogramm führt Sybille Behrens am Sonntag, 2. Februar, um 15 Uhr und am Freitag, 14. Februar, um 17 Uhr durch die Ausstellung. Die Teilnahme kostet acht Euro, ermäßigt sieben Euro (inklusive Museumseintritt). Zum Thema „Religion und Migration – Aufnahme protestantischer Glaubensflüchtlinge im südlichen Hessen“ referiert am Mittwoch, 12. Februar, Prof. Dr. Barbara Dölemeyer. Der Vortrag beginnt um 18 Uhr im Roten Saal von Schloss Philippsruhe. Der Eintritt ist frei.
Im Jahre 2009 wurde der Hugenotten- und Waldenserpfad e.V. gegründet und die Stadt Hanau ist von Beginn an Mitglied. Der Hanauer Pfad wurde am 1. Oktober 2010 an der Wallonisch-Niederländische Kirche eröffnet. Hierzu liegt Infomaterial im Museum aus.
Weitere Informationen finden sich auf www.hugenotten-waldenserpfad.eu.
Informationen über die vielfältige Hanauer Museumslandschaft sind abrufbar unter www.museen-hanau.de.
Bild:Wanderausstellung Hugenotten und Waldenser
© Städtische Museen Hanau
Wanderausstellung Hugenotten und Waldenser
Wanderausstellung beleuchtet Kochkultur und eingeführte Pflanzen der Hugenotten und Waldenser im Exil
Quelle: Redaktion MKK Echo