Montag, September 29, 2025
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Wahnsinn in Gelnhausen! Irre Aufholjagd beschert Punktgewinn – Verletzungssorgen immer größer

Es war wieder einmal einer dieser denkwürdigen Abende, die man nur in der Hölle Süd erlebt. Der personell arg gebeutelte TV Gelnhausen dreht in den letzten zehn Minuten einen Sechs-Tore-Rückstand und erkämpft sich mit einem Treffer in den Schlusssekunden einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt. Mit einer Moral und Leidenschaft, die diese Mannschaft so besonders machen, trennen sich die Barbarossastädter vor 700 Zuschauern in der Rudi-Lechleidner-Halle am 6. Spieltag der 3. Handball-Liga Süd-West und das HLZ Friesenheim-Hochdorf II 31:31 (12:13). Der Jubel nach dem Schlusspfiff kannte keine Grenzen.

Schon vor der Partie war klar, dass die Voraussetzungen alles andere als günstig waren. Neben den Langzeitverletzten Silas Altwein (Mittelhandbruch), Leon David (Schulter-OP) und Akos Csaba (Kreuzbandriss) fehlten erneut Kapitän Jonathan Malolepszy und Torwart Alexander Bechert (leichte Gehirnerschütterung). Für Letzteren rückte Juniorentorhüter Noah Pilgrim in den Kader, der in der zweiten Hälfte zum Einsatz kam und mit einer wichtigen Parade seinen Teil zum Erfolg beitragen konnte.

Dazu kamen weitere Sorgen während der Trainingswoche, da Jonas Dambach und Benjamin Wörner nur teilweise trainieren konnten, aber von Physiotherapeut Michael Ritzel für die Partie rechtzeitig fit gemacht wurden. Hoffnungsschimmer war die Rückkehr von Simon Belter, der nach wochenlanger Verletzungspause erstmals wieder im Kader stand, allerdings nur sporadisch zum Einsatz kam. Doch gleich in der zweiten Spielminute dann der nächste Schock: Fynn Hilb stürzte nach einem Sprungwurf unglücklich mit dem Kopf auf den Hallenboden und konnte nicht weiterspielen.

Die Verletzungssorgen zwangen Cheftrainer Matthias Geiger immer wieder zum Improvisieren. Auf der Mittelposition wechselten sich die Halblinken Henrik Müller und Jannik Geisler ab, zeitweise sprang sogar Linksaußen Yannick Mocken dort ein. Auf der Rechtsaußen-Position half neben den Halbrechten Jonas Dambach und Benjamin Wörner auch Linksaußen Finn Trinczek aus.

Von dem frühen Ausfall von Hilb sichtlich geschockt, kam der TVG überhaupt nicht ins Spiel. Nach fünf Minuten stand es 0:4, die Gelnhäuser Abwehr fand keinen Zugriff. „Die Verletzung von Fynn direkt am Anfang war bei dieser Kadersituation natürlich ein herber Ausfall. Wir haben überhaupt keinen Fuß ins Spiel bekommen und sind gar nicht reingekommen. Friesenheim war im Grunde der Taktgeber und wir sind nachgelaufen“, sagte Geiger nach dem Spiel.

Doch die Zuschauer merkten sofort, dass ihr Team an diesem Abend ganz besonders Unterstützung brauchte. Beim Stande von 0:4 erhob sich die Hölle Süd geschlossen von den Sitzen und peitschte die Spieler nach vorne. Selbst Gästetrainer Gabriel Schmiedt lobte nach dem Spiel die einzigartige Atmosphäre: „Die Zuschauer waren zwar gegen uns, aber trotzdem fand ich die Stimmung geil.“

Geiger nahm früh eine Auszeit, was in der Folgezeit zumindest etwas Struktur brachte, sodass Wörner und Max Bechert die ersten Treffer erzielten. Trotzdem lag der TVG nach zwölf Minuten weiterhin klar mit 2:7 zurück.

Angetrieben von der Atmosphäre kämpften sich die Barbarossastädter aber in die Partie und holten Tor für Tor auf. In der 24 Minute gelang Mocken schließlich der Anschlusstreffer zum 8:9. Dem TVG gelang zwar nicht der Ausgleich, aber die Gelnhäuser verloren bis zur Pause auch nicht mehr den Anschluss und gingen mit 12:13 in die Kabine.

Nach Wiederbeginn glich Geisler in der 32. Minute per Siebenmeter erstmals zum 13:13 aus. Doch der TVG schaffte es nicht, das Spiel an sich zu reißen. Immer wieder schlichen sich Fehlpässe und Ballverluste ein, sodass das HLZ Mitte der zweiten Spielhälfte erneut davonzog.

Friesenheim zeigte in dieser Phase genau das, was HLZ-Trainer Schmiedt vorgegeben hatte: „Wir hatten uns einen Plan zurechtgelegt, wie wir hier die Überraschung schaffen können. Die Jungs haben an den Plan geglaubt und ihn über weite Strecken hervorragend umgesetzt“, sagte Schmiedt nach der Partie.

Beim Stand von 20:26 in der 49. Minute schien die Partie endgültig entschieden. Doch Geigers letzte Auszeit in der 50. Minute brachte die Wende. Die Rot-Weißen warfen in den letzten zehn Minuten noch einmal alles in die Waagschale. Nach einer Roten Karte gegen den Friesenheimer Simon Schwarz, verkürzte Gelnhausen den Rückstand durch Treffer von Dambach und Geisler auf drei Tore (25:28). Allerdings erhöhte Friesenheim durch zwei Treffer von Roy James noch einmal, sodass es viereinhalb Minuten vor Schluss 25:30 stand.

Was dann folgte, war einfach nur purer Wahnsinn. Die Barbarossastädter sorgten für einen 6:1-Lauf, der die Halle zum Überkochen brachte. In der 59. Minute traf Geisler zum 29:31 und es schien wieder alles möglich zu sein. Doch dann sah Wörner die Rote Karte nach einem vermeintlichen Foul am Friesenheimer Nicolas Waldvogel, der sich bei dieser Aktion verletzte.

Der TVG agierte infolgedessen die verbleibende 1:21 Minute in Unterzahl, musste aber alles riskieren und stelle auf offene Manndeckung um. Torhüter Daniel Drozdz war in diesem entscheidenden Moment hellwach und hielt den Wurf des HLZ. Im Gegenzug erzielte Dambach den 30:31-Anschluss und plötzlich war wieder alles drin. 14 Sekunden vor dem Ende unterlief Friesenheim ein Ballverlust und Torben Fehl eroberte den Ball in der Abwehr.

Die Gelnhäuser spielten den Ball schnell nach vorne und der stark aufspielende Fynn Broßmann holte bei seinem Wurfversuch vier Sekunden vor Spielende einen Siebenmeter heraus. Jonas Dambach übernahm die Verantwortung und verwandelte eiskalt zum 31:31-Endstand. Anschließend versank die Halle im Jubel der Fans über das hart erkämpfte Unentschieden.

Neben dem überragenden Dambach, der mit zwölf Treffern erneut der erfolgreichste Torschütze des Abends war, erzielte auch Geisler sechs Tore für den TVG. Bei den Gästen steuerten Theo Straub und Rückraumspieler Waldvogel, die beide auch zum Zweitligakader der Eulen Ludwigshafen gehören, jeweils fünf Treffer bei.

„Das war wieder Mentalität pur“, sagte Cheftrainer Geiger nach der Partie. „Wir sind ganz schwer ins Spiel gekommen, hatten in der Abwehr keinen Zugriff und haben viele Fehler gemacht. Aber die Jungs haben nicht aufgegeben, haben gekämpft und sich am Ende dafür belohnt. Unter diesen Bedingungen fühlt sich das Unentschieden wie ein Sieg an.“

Mit dem Punktgewinn verteidigt der TVG den dritten Tabellenplatz und steht nun bei 8:2 Punkten. Am kommenden Samstag geht es auswärts zum Tabellenvierzehnten TSG Haßloch (19.30 Uhr). Geiger: „Wir hoffen, dass wir in den nächsten Wochen wieder mehr Stabilität und Kontinuität bekommen und dann wieder souverän auftreten können.“

Foto @Roland Adrian

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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