Hessische Ortsgruppen des Spessartbundes trafen sich zum jährlichen Austausch
Spessart (sg). Aus ganz unterschiedlichen Regionen kamen Ende März in der „Alten Schule“ in Großauheim Hessen zusammen und sprachen miteinander: aus dem grünen Bad Orb, dem historischen Gelnhausen, dem wasserreichen Großkrotzenburg und dem kleinen Gondsroth – sogar aus Frankfurt und Offenbach. Sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zum Spessart.
Obwohl der traditionsreiche Wanderverein „Spessartbund“ schon weit über einhundert Jahre alt ist, haben sich die zehn hessischen Ortsgruppen erst vor einigen Jahren zu dem „GAU Hessen“ zusammengeschlossen. Seitdem tagen sie einmal jährlich, informieren aus ihren Regionen und sammeln Ideen für zukünftige Aktivitäten und Angebote.
An jenem Tag berichteten die mehr als 20 Delegierten von Nachtwanderungen, Pilzexkursionen, Kulturwanderwegen und Fitnesstouren. Fast jede der Ortsgruppen bietet Monat für Monat längere oder kürzere Wanderungen für Jung und Alt an. Gern gesehen sind Gast- bzw. Schnupperwanderer, die einfach mal neue Leute und Wege kennenlernen möchten. „Wir haben oft Wanderungen im kulturellen Bereich. Da kommt ihr einfach mal zu uns und wir schauen dann auch mal bei euch vorbei“, schlugen sogleich die aktiven Frauen der „Hochspessartfreunde Rothenbuch“ aus Frankfurt vor.
Apropos „Frauen“: Im historischen Spessartwanderlied von Georg Keimel heißt es am Ende der dritten Strophe „Du Mann aus dem Spessart, hier nimm meine Hand! Gott schütze die Heimat, die Leute und das Land!“ Seit Jahrzehnten wird dieses Lied bei jedem größeren Fest des Spessartbundes gesungen und alle Mitglieder halten sich dabei an den Händen. In unseren modernen Zeiten, solle doch das Wort „Mann“ durch beispielsweise „Mensch“ ersetzt werden, merkten mehrere der Anwesenden an. Diesen Wunsch wird Herbert Arnold mit zur nächsten Vorstandssitzung in die Zentrale nach Aschaffenburg nehmen, wo er der Ansprechpartner für die insgesamt sechs Gaue des Spessartbundes ist und ihre Interessen vertritt.
Günter Rost hat einen ganz anderen Wunsch. Der Wanderfreund ist Vorsitzender der „Wanderfreunde Großauheim“ und Gastgeber der diesjährigen Tagung. Die aktiven Mitglieder der Ortsgruppe, alle im traditionellen roten Spessartbund-Shirt, servierten eifrig Kuchen, Kaffee und andere Getränke. Für ihre Gäste hatten sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: eine historische Führung zur nahegelegenen Ruhestätte von Dr. Karl Kihn, einem Mitgründer des Spessartbundes.
Der 1854 geborene Arzt Kihn gilt als einer der Pioniere bei der Erschließung des Spessarts als Kulturlandschaft. Zur Erschließung des Höhenzugs kümmerte er sich um die Anlage guter Wanderwege und deren Markierung. Ende des 19. Jahrhunderts schrieb der Geschichts- und Heimatforscher einen der ersten Spessart-Reiseführer. Zuvor hatte er bereits eine Übersicht über die Naturdenkmäler der Region erstellt. Sein Engagement brachte ihm den Beinamen „Spessartvater“ ein. Günter Rost dazu: „Zwar haben wir auf dem Alten Auheimer Friedhof eine gut restaurierte Grabstätte. Doch ich würde mir wünschen, dass der Spessartbund noch eine Hinweistafel anbringt, auf der der grundlegende Einsatz von Dr. Karl Kihn für unseren Wanderverein dargestellt wird.“
Zum Grab eben jenes „Spessartvaters“ führte niemand anderes als „Irminrat VIII“, die Repräsentantin von Großauheim. Aufgrund einer Schenkung der Edlen Irminrat wurde der Ort erstmals im Jahre 806 in einer Urkunde erwähnt, was als Geburtsstunde der beiden Auheimer Stadtteile Groß- und Kleinauheim gilt. Was Irminrat wohl über den „Mann aus dem Spessart“ denken würde?
Quelle: Redaktion MKK Echo