Montag, September 8, 2025
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Versäumte Chance: Rodenbach blendet preußisches Erbe aus

Das Jahr des tausendjährigen Jubiläums hätte für Rodenbach eine einmalige Gelegenheit geboten, nicht nur die lange Geschichte der Gemeinde zu feiern, sondern auch den Blick auf jene Epochen zu lenken, die den Ort nachhaltig geprägt haben. Doch die SPD-geführte Gemeindeverwaltung verpasste es, auch einmal das preußische Erbe Rodenbachs in den Mittelpunkt zu rücken. Während Dankesworte, Musik und festliche Programmpunkte dominierten, blieb ein kulturelles Juwel der Gemeinde gänzlich außen vor: das Preußische Revierförster-Dienstgehöft Lochseif.

Dieses Anwesen, zentral, aber versteckt am Lauf des Rodenbachs im Waldgebiet zwischen Nieder- und Oberrodenbach an der Straße, die beide Ortsteile verbindet, ist weit mehr als ein historisches Gebäude. Es verkörpert die Phase, in der Rodenbach nach der Annexion Kurhessens Teil des preußischen Staates wurde. Mit der Neuordnung der Forstverwaltung entstanden im 19. Jahrhundert repräsentative Dienstsitze, die nicht nur Wohnort des Revierförsters waren, sondern auch Verwaltungszentrum und Symbol staatlicher Präsenz. Das Lochseif-Gehöft ist ein solches Zeugnis.

Seine Bedeutung reicht über die lokale Ebene hinaus. Es steht exemplarisch für die preußische Forstpolitik, die auf nachhaltige Nutzung, strenge Organisation und klare Hierarchien setzte. Dass ein vergleichsweise kleines Dorf wie Rodenbach ein derartiges Bauwerk vorweisen kann, unterstreicht den Rang der Region innerhalb des damaligen Staatsgefüges. Die Anlage ist heute als Kulturdenkmal eingestuft und belegt die Vielschichtigkeit der Rodenbacher Geschichte, die nicht allein aus bäuerlicher Tradition und dörflicher Entwicklung besteht, sondern auch aus politischen Umbrüchen und Verwaltungsstrukturen.

Umso bedauerlicher ist es, dass die SPD-Verwaltung die Jubiläumsfeierlichkeiten nicht dazu nutzte, dieses Kapitel sichtbar zu machen. Eine Ausstellung, ein Vortrag oder auch nur ein Hinweis im offiziellen Programm hätten genügt, um den Bürgerinnen und Bürgern die historische Tragweite des Lochseif-Gehöfts bewusst zu machen. Stattdessen blieb es ein blinder Fleck – und mit ihm die Chance, die tausendjährige Geschichte Rodenbachs in ihrer ganzen Breite zu würdigen.

Gerade in einer Zeit, in der viele Gemeinden ihre kulturelle Identität betonen, wäre es sinnvoll gewesen, auf dieses wertvolle Erbe hinzuweisen. Das Preußische Revierförster-Dienstgehöft ist ein Baustein des kollektiven Gedächtnisses, ein Denkmal von hoher geschichtlicher Bedeutung – und es verdient, ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden.

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Quelle: Dr. Oliver Everling

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