Ukrainehilfe MKK: Kleinteilige und teils aufwendige Vorbereitung von Umzügen – 90 Menschen aus der Halle in Birstein in Gemeinschaftseinrichtungen gewechselt
Main-Kinzig-Kreis. – Die Tage vor Ostern hatten es in sich für alle, die bei der Flüchtlings-Betreuung in der Schulsporthalle Birstein unterstützen. Rund 90 Menschen wurden aus der Halle in eine dauerhafte Unterkunft gebracht. Dahinter stünden sensible wie logistische Aufgaben der besonderen Art, wie Landrat Thorsten Stolz erklärt. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die permanent in der Halle sind, die Kolleginnen und Kollegen der Koordinierungsstelle in unserer Verwaltung, die Gemeinde Birstein, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer: Sie haben in den Tagen rund um den Umzug eine unfassbar tolle Gemeinschaftsleistung gezeigt“, sagt Thorsten Stolz.
Dem Umzug vorausgegangen waren Informationen und Gespräche in der Halle, wie es für die aus der Ukraine Vertriebenen weitergeht. Alle wussten: Die Schulsporthallen sind im Main-Kinzig-Kreis nur eine Art Notunterkunft. Das Ziel und die dauerhafte Unterkunft seien entweder Wohnungen oder Gemeinschaftsunterkünfte. Da der Main-Kinzig-Kreis nun mit Unterstützung der Gemeinden Jossgrund und Flörsbachtal weitere Gemeinschaftseinrichtungen angemietet und fertig vorbereitet hat, konnte eine so große Zahl an Menschen gleichzeitig umziehen. Nach der Information folgten die fein getakteten Ablaufpläne, das Packen und das Abreisen – und das am Ende ohne große Probleme und Schwierigkeiten.
Für die Menschen aus der Ukraine wie auch die Helferinnen und Helfer ist es alles andere als Tagesgeschäft. Das Gleiche gilt für die Vermittlung in eine dauerhafte Bleibe. „Kleinere Wohneinheiten, die dem Kreis angeboten werden, belegen wir auch und je nach Lage der Dinge auch prioritär“, erläutert Landrat Thorsten Stolz, „und zwar dann, wenn alle Fragen geklärt sind und beispielsweise die Größe der Wohnung zur Größe der Familie passt, die wir versorgen müssen.“ Das sei eine sehr kleinteilige Arbeit, derer sich die Kreisverwaltung annehme: „Die Angebote werden vorüberprüft, es werden Gespräche mit den Vermietern geführt, es gibt teils sehr spezielle Anforderungen oder Wünsche vor Ort, es muss die Grundausstattung an Möbeln vorhanden sein und und und. Da kann es leider eine ganze Weile dauern, bis ein Angebot für Wohnraum auch tatsächlich genutzt wird. Wir prüfen jedenfalls alle Angebote und bitten gleichzeitig um Geduld, wenn nicht binnen weniger Tage alles unter Dach und Fach ist und eine finale Antwort gegeben werden kann.“
Wenn sich die Möglichkeit auftut, eine größere Liegenschaft mit mehreren Wohneinheiten zu nutzen wie nun in Flörsbachtal und Jossgrund, dann greift der Landkreis auch dort zu. Die Anstrengungen im Hintergrund, die dies erfordert, sind jedoch nicht minder. Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler weiß, wie viel Arbeit die Vorbereitung und der tatsächliche Umzug bedeuten. „Bei 90 Menschen, die innerhalb weniger Stunden allesamt von einem Ort zum anderen umziehen, sind im Vorfeld viele Dinge zu klären und dann ad hoc vor Ort auch von der Leitung der Unterkunft zu organisieren. Unsere Kolleginnen und Kollegen der Kreisverwaltung begleiten das von Anfang an, sind Ansprechpartner für alle Fragen und Probleme. Und es kommt natürlich auf die Unterstützenden an. Nur wenn alle mittun, sich einlassen auf das Neue, mit anpacken und einander helfen, kann das gut gelingen.“
Dann komme der aufregende Moment des Umzugs, die Busfahrten, das Neu-Orientieren, das Einrichten, so Simmler weiter. „Dies alles in einer weitgehend ruhigen Atmosphäre und geordneten Weise geschafft zu haben, ist eine echte Leistung. Da geht der Dank an die vielen helfenden Hände, unsere Kolleginnen und Kollegen, den Betreiber, die Helferinnen und Helfer aus der Gemeinde Birstein, den Hilfs- und Rettungsverbänden sowie den Gemeinden, in denen die Vertriebenen von nun an leben werden“, fügt Susanne Simmler hinzu. Noch in den letzten Stunden vor dem Osterfest hatten die Vertriebenen aus der Ukraine untereinander Treffen vereinbart, um mit Backen und Basteln Ostern vorzubereiten. Für den Main-Kinzig-Kreis war dies ein wichtiges Signal: Das Ankommen und Einfinden haben geklappt.
Die Vermittlung von Wohnraum werde für die nächsten und Wochen und Monate eine Daueraufgabe bleiben, schätzt Susanne Simmler. „Vom Fortgang der kriegerischen Handlungen Russlands in der Ukraine ist es letztlich abhängig, ob sich noch viel mehr Menschen auf die Flucht begeben oder sie eher wieder in ihre Heimat zurückkehren. Im Moment müssen wir von einer langen Aufenthaltsdauer der Vertriebenen bei uns ausgehen. Deshalb ist es auch gerechtfertigt, die sehr mühsame Suche und Vermittlung von Wohnraum fortzusetzen“, so Simmler. Der Main-Kinzig-Kreis könne dabei nicht alle Wünsche sowohl der neuen Mieter als auch der Vermieter erfüllen, könne etwa nicht immer ukrainische Familien in Wohnungen von Ein- beziehungsweise Zwei-Familien-Häusern vermitteln und auch Vermietern nicht genau das Personenprofil für die Wohnungen heraussuchen, das sie sich vorstellen. Dennoch komme die Vermittlung in dauerhafte Unterkünfte voran.
Durch derlei Fortschritte konnte es der Main-Kinzig-Kreis vermeiden, vor den Osterfeiertagen noch eine weitere Sporthalle als Flüchtlingsunterkunft in Betrieb zu nehmen – die Schulturnhalle der Friedrich-August-Genth-Schule in Wächtersbach ist dazu ja bereits vorbereitet. Ob sie in der Woche nach Ostern belegt wird, entscheidet der Main-Kinzig-Kreis kurzfristig.