Dienstag, Oktober 28, 2025
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„Steuergelder in die Hand zu nehmen, zahlt sich aus“

Leerstand kostet Hanau jährlich 1,5 Millionen Euro / Untersuchung des „Instituts für Handelsforschung“ liefert erstmals belastbare Zahlen / „Den Kaufhof zu kaufen, war richtig“
„Diese Studie muss in Berlin auf die Schreibtische. Sie zeigt, dass es sich lohnt, Steuergelder in die Hand zu nehmen, um unsere Innenstädte weiterzuentwickeln. Der Bund sollte schnell über eine Fortführung der Fördermaßnahmen beraten, denn den Innenstädten läuft die Zeit davon“, sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky.

Anlass ist eine neue Untersuchung des „Instituts für Handelsforschung“ (IFH), die erstmals grundlegend darstellt, welche finanziellen Auswirkungen Gewerbeflächen-Leerstand auf kommunale Haushalte hat.

Leerstehende Ladenlokale und Büros sind längst kein bloßes Schönheitsproblem mehr: Sie verursachen erhebliche wirtschaftliche Schäden für Städte und Gemeinden. Das zeigt die aktuelle Untersuchung des IFH Köln: Im Bundes-Durchschnitt verursacht jede ungenutzte Fläche laut IFH jährlich rund 12.500 Euro an Verlusten für den kommunalen Haushalt – durch entgangene Gewerbesteuern, geringere Einkommenssteuereinnahmen infolge weggefallener Arbeitsplätze, sinkende Besucherfrequenz sowie die Abwertung umliegender Immobilien.

„Ich wollte wissen, was Leerstand konkret für Hanau bedeutet“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky. „Dank unserer hervorragenden Datenbasis, über die wir als Pilotkommune der LeAn-Anwendung verfügen, konnte das IFH die Auswirkungen für Hanau sehr schnell und sehr präzise berechnen – und die Ergebnisse zeigen deutlich: Leerstand ist nicht nur ärgerlich, er kostet uns bares Geld. Deshalb ist es richtig, dass wir die Entwicklung unserer Innenstadt selbst in die Hand nehmen und, dass sowohl Land als auch Bund unsere Bemühungen mit Fördermitteln unterstützen. Dass die Bundesförderung ‚Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren‘ nun ersatzlos auslaufen soll, ist nicht nur für Hanau fahrlässig. Die Innenstädte sind mehr als Einkaufsorte, sondern vitaler Treffpunkt für alle Menschen.“

Hochgerechnet ergibt der Gewerbeflächen-Leerstand in der Hanauer Innenstadt rund 1,5 Millionen Euro Mindereinnahmen pro Jahr für den städtischen Haushalt. Aktuell sind in der Brüder-Grimm-Stadt rund 20.000 Quadratmeter – von Büros über Dienstleistungsunternehmen (Bildung, Finanzen, Reisen, etc.), Handel und Gastronomie –ungenutzt. Allein durch ausbleibende Gewerbesteuern entstehen der Stadt jährlich rund 900.000 Euro an Einnahmeverlusten. „Und dabei haben wir – insbesondere in Erdgeschosslagen – noch einen überaus geringen Leerstand. Jetzt wird deutlich, welche Schäden entstünden, wenn wir uns nicht so engagiert um die Innenstadt kümmern würden, wie wir es mit dem Stadtentwicklungsprogramm ‚Hanau aufLADEN‘ seit Jahren tun.“ Es sei daher umso schmerzhafter, dass es kein Anschlussprogramm für die Bundes-Förderung gebe, in deren Rahmen in den vergangenen Jahren fast fünf Millionen Euro nach Hanau geflossen sind. „Jeder einzelne Euro hat dazu beigetragen, weiteren Leerstand zu verhindern. Und hat damit nicht nur für mehr Lebensqualität gesorgt, sondern auch dafür, dass die finanziellen Auswirkungen auf unseren Haushalt nicht noch dramatischer ausfallen. Das verdeutlicht die Untersuchung des IFH nachdrücklich.“ Er werde sich in den anstehenden Haushaltsberatungen dafür einsetzen, dass das Programm ‚Hanau aufLADEN‘ mit eigenen Mitteln fortgeführt werden könne, so Kaminsky: „Aber angesichts der finanziell extrem angespannten Lage der Kommunen sehe ich hier ausdrücklich auch den Bund in der Pflicht.“ Für ihn sei die Weiterentwicklung der Innenstadt eben keine „freiwillige Aufgabe“: „Die Innenstadt ist Stellvertreterin für viele Wahrnehmungen innerhalb einer Stadt. Wenn Innenstädte verwahrlosen, hat das nicht nur Auswirkungen auf das Image einer Stadt, sondern beschädigt auch unmittelbar den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Der Hanau Marketing Verein (HMV) mahnt in diesem Zusammenhang ebenfalls das Auslaufen des Bundesförderprogramms an und hat sich in diesem Zuge bereiterklärt, mit eigenen Mitteln zu unterstützen, um das Aktionsangebot in der Hanauer Innenstadt weiterführen zu können. „Dem HMV danke ich für das klare Signal, mehr Eigenverantwortung übernehmen zu wollen. So geht Komplizenschaft in Hanau“, lobt Oberbürgermeister Kaminsky das Engagement des Hanau Marketing Vereins, der mehr als 150 Unternehmen aus Handel, Gastronomie und Dienstleistungsbranche sowie private Unterstützer vereint.

Um genau solchen Entwicklungen entgegenzuwirken, hat sich die Stadt Hanau 2023 auch dazu entschlossen, die ehemalige Kaufhof-Filiale am Marktplatz zu erwerben und sie unter dem neuen Namen Stadthof Hanau zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt zu entwickeln, der Kultur, Bildung, Handel, Gastronomie und Erlebnis unter einem Dach vereint. Das IFH hat in seiner Hanau-Betrachtung auch untersucht, welche finanziellen Auswirkungen ein dauerhafter Leerstand an dieser prominenten Stelle der Innenstadt gehabt hätte: Die Mindereinnahmen für den städtischen Haushalt beziffert das renommierte Institut auf mindestens 175.000 Euro pro Jahr – nicht eingerechnet sind hier Wertverluste bei umliegenden Immobilien sowie beispielsweise Kosten, die eine zu befürchtende Verwahrlosung des Umfelds, etwa für das Beseitigen von Müll oder Graffitis, verursacht hätten. „Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass es richtig war, die Kaufhof-Immobilie zu kaufen. Jeden Tag wäre von diesem zentral gelegenen Gebäude eine traurige Nachricht ausgegangen, die den Trading-Down-Effekt für die Innenstadt verschärft hätte“, so Kaminsky.

Die Auswirkungen betreffen dabei nicht nur Hanau: Bundesweit verschlechtert sich die Situation für die Innenstädte zunehmend. Zwischen 2020 und 2024 haben laut Handelsverbänden rund 46.000 Geschäfte geschlossen – Tendenz steigend. Auch Gastronomiebetriebe kämpfen nach der Pandemie mit gestiegenen Kosten und sinkenden Umsätzen. Das Resultat: mehr ungenutzte Flächen, sinkende Frequenzen und zusätzliche Kosten für Reinigung, Sicherheit und Stadtbildpflege, so die IFH-Studie.

Gleichzeitig zeigen Umfragen, dass Bürgerinnen und Bürger Leerstand als eines der dringendsten Probleme der Innenstadtentwicklung wahrnehmen. Über die Hälfte der Befragten in einer bundesweiten Studie nannte die Beseitigung leerstehender Flächen als wichtigste Maßnahme zur Stärkung ihrer Stadtzentren.

„Wir glauben an die Zukunftsfähigkeit unserer Innenstadt“, betont Kaminsky. „Mit dem bundesweit beachteten Stadtentwicklungsprogramm ‚Hanau aufLADEN‘ und gezielter Förderung neuer Nutzungsideen setzen wir seit Jahren erfolgreich auf Belebung statt Verödung. Eine vitale Innenstadt stärkt Handel, Gastronomie – und letztlich die gesamte Stadt.“

Kaminsky fordert daher weitere verlässliche Unterstützung von Bund und Land. „Kurzfristige Förderprogramme reichen nicht aus. Wir brauchen eine langfristige und planbare Unterstützung, um neue Stadtfunktionen, kreative Geschäftsmodelle und nachhaltige Zwischennutzungen zu ermöglichen. Leerstand kostet nicht nur Geld – er kostet Lebensqualität, Vertrauen und Zukunftsfähigkeit.“

Pressekontakt: Dominik Kuhn

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Hanau, Innenstadt
© Stadt Hanau / Moritz Göbel
Hanau, Innenstadt
Um Innenstädte weiterzuentwickeln Steuergelder zu nutzen, lohnt sich, weiß man in Hanau: Eine Studie liefert erstmals belastbare Zahlen. Die belegen auch, dass es richtig war, dass Hanau den Kaufhof gekauft hat.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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