Dienstag, Juli 2, 2024
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Schwerer als die Krone Englands

OB-Amtskette und Mainhafen feiern Hundertjähriges – Großes Hafenfest am 29. Juni
Sie lastet schwer auf den Schultern von Hanaus Stadtoberhäuptern. Und das seit vielen Jahrzehnten. Die Geschichte der prachtvollen Oberbürgermeister-Amtskette der Brüder-Grimm-Stadt wird heuer 100 Jahre alt. Genau wie der Mainhafen, mit dessen Historie sie untrennbar verbunden ist. Grund genug also, beim Hafen-Jubiläum, dass mit einem Hafenfest Ende Juni und beim Bürgerfest Anfang September gefeiert wird, auch an die noch heute genutzte Amtskette zu erinnern.

Als unter dem Heulen der Sirenen umliegender Mainschiffe der Dampfer „Philomena“ am 25. Oktober 1924 in den neuen Mainhafen einfuhr und diesen offiziell eröffnete, dürfte Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum ziemlich stolz auf das nach langen Rückschlägen endlich realisierte Projekt gewesen sein. Und er dürfte wohl auch stolz auf das gewesen sein, was in Zukunft Schmuck aller Hanauer Stadtoberhäupter bei wichtigen repräsentativen Anlässen sein sollte: Die neue Oberbürgermeister-Amtskette, deren Stiftungsbeschluss ihm am Abend zuvor im Stadtschloss überreicht worden war. Die Kette war ein Geschenk der Industrie- und Handelskammer an die Stadt und sollte die Dankbarkeit der Unternehmen für den Bau des lang ersehnten Handelshafens zum Ausdruck bringen.

Dass man bei Entwurf und Fertigung der Kette auf heimische Kompetenz, nämlich die Professoren der Zeichenakademie vertraute und beim Material nicht sparte, versteht sich von selbst. Immerhin stand die Kette auch für die Tradition Hanaus als Goldschmiedestadt und Zentrum der Edelmetallverarbeitung. Die Kette besteht aus Gold und Feinsilber und ist mit zahlreichen Edelsteinen und Bergkristallen, darunter Saphir, Onyx, Malachit und Lapislazuli, besetzt. Hinzu kommen schwere Emaille-Cartouchen, die unter anderem berühmte Bauwerke der Stadt zeigen.

Die Darstellungen in der Kette nehmen ebenso Bezug zur großen Geschichte der Stadt wie zur Neuzeit. Zu den Darstellungen berühmter Bauwerke, wie etwa dem Stadtschloss oder den Rathäusern und der Wallonisch-Niederländischen Kirche gesellen sich Portraits der Hanauer Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg und seiner Gemahlin Catharina Belgica sowie August Schärttner, als führende Persönlichkeit der deutschen Turnerbewegung und der Revolution von 1848/1849. Aber nicht nur die Geschichte und historische Persönlichkeiten sind auf der Kette abgebildet, sondern auch Handel- und Gewerbe. Auf 14 Bergkristallen sind per Untersteinschnitt natürlich das Goldschmiedehandwerk, aber auch unter anderem Schreinerei, Gießerei, Baugewerbe, Schifffahrt und das Brauereigewerbe verewigt.

Entworfen hat das Schmuckstück Professor Hugo Leven, einer der damals bedeutendsten Gestalter Deutschlands und Direktor der traditionsreichen Hanauer Zeichenakademie. Zahlreiche Experten wurden bei der Umsetzung eingesetzt, darunter Professor Wilhelm Gertenbach für die gravierten Ansichten der Gebäude und Max Peteler für die Ziselierarbeiten sowie weitere Lehrkräfte der Akademie für die Ornamentik oder die Emaillierarbeiten. Die hochfeinen und komplizierten Arbeiten für die Kette benötigten unzählige Stunden, so dass die Kette erst 1927 endgültig fertiggestellt war und OB Dr. Kurt Blaum am 24. Juni im Hanauer Stadtschloss feierlich überreicht wurde.

Zusammengehalten wird die Amtskette auf der Rückseite dem Anlass entsprechend von einer Darstellung des neuen Mainhafens. Und wichtigster Bestandteil ist das schwere Brustschild, auf dem das Hanauer Stadtwappen prangt. Gold, Silber, Kristalle und Edelsteine machen das Kunstwerk nicht gerade zu einem Leichtgewicht. Die Kette ist mit ihren fast 1,2 Kilogramm Gewicht sogar noch etwas schwerer als die „Imperial State Crown“, also die englische Staatskrone, die britische Monarchen bei offiziellen Anlässen wie etwa der Parlamentseröffnung tragen.

Mit dem Hafen-Jubiläum kann also auch das „Geburtsdatum“ der städtischen Amtskette gefeiert werden – und das ausgiebig. So wird das diesjährige traditionelle Bürgerfest, das vom 6. bis 8. September traditionell auf den Mainwiesen unterhalb von Schloss Philippsruhe stattfindet, ganz im Zeichen des Mainhafens stehen. Im Hafengebiet selbst wird beim Hafenfest am 29. Juni das Jubiläum begangen. Von 11 bis 17 Uhr kann man dabei Einrichtungen des Mainhafens besichtigen und sich über die Arbeit der dort ansässigen Betriebe informieren. Am und im Hafenbecken gibt es zudem spannende Vorführungen diverser Institutionen und Organisationen, die etwas mit dem Hafen und mit Wasser zu tun haben. So ist zum Beispiel das Wasser- und Schifffahrtsamt mit von der Partie, die Feuerwehr und die DLRG.

Ausnahmsweise steht an diesem Tag das Hafenbecken sogar für Wassersportler offen. Stand-Up-Paddler zeigen ihre Künste, Drachenboote gibt es zu bestaunen und Modellboote werden durchs 950 Meter lange Hafenbecken pflügen. Natürlich gibt es auch allerlei Kulinarisches zu genießen und für die entsprechende musikalische Untermalung ist ebenfalls gesorgt. So durch den 1846 gegründeten Hanauer Männerchor „Sumser“, der mit seinen Shantys für die passende maritime Stimmung sorgt. Und auch ein musikalisches Geburtstagskind ist mit von der Partie: die Stadtkapelle Hanau feiert ebenfalls in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum.

„Der Bau des Hafens war ein herausragendes Ereignis der Hanauer Wirtschaftsgeschichte“ betont Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Hanau Hafen GmbH ist. Als solcher darf er sich auch über die zuverlässigen Gewinne freuen, die der erfolgreiche Hafen jedes Jahr in die Stadtkasse spült. Da lässt sich auch das Tragen der schwergewichtigen Amtskette leichter verschmerzen.

Wer die Amtskette näher betrachten will: die „Hanauer Kronjuwelen“ sind in der Abteilung „Moderne Zeiten“ im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe zu sehen, geöffnet dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Bild © Medienzentrum Hanau-Bildarchiv: Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky mit der Amtskette bei der Amtseinführung 2021 mit Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck und dem damaligen Bürgermeister Axel Weiss-Thiel.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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