Museum und Babbelstubb am Sonntag, 12. Oktober 2025 von 14–17 Uhr geöffnet
Anlässlich der 850-Jahrfeier der Gemeinde Großkrotzenburg erinnert der Heimat- und Geschichtsverein an ein bemerkenswertes Zeitdokument aus der Ortsgeschichte.
Mitten im Dreißigjährigen Krieg, am 6. Februar 1632, unterzeichnete König Gustaf II. Adolph von Schweden in Frankfurt am Main eine Schenkungsurkunde zugunsten seines treuen Gefolgsmanns Christoph von Houbaldt. Darin überließ er ihm die Dörfer Bürgel, Crotzenburg (heute Großkrotzenburg) und Oberrodenbach „samt allen Holzungen, Äckern, Wiesen, Jagden und Fischereyen“ – als Dank für „unterthänigste treue Dienste der Cron Schweden“.
Das originale Schriftstück wurde im Archiv der Fürstlich-Isenburg-Büdingschen Bibliotheksverwaltung (Nr. 1418) entdeckt. Die Transkription und Veröffentlichung erfolgten durch Ludwig Klassert, Ehrenmitglied des Heimat- und Geschichtsvereins, in den Blättern für deutsche Landesgeschichte.
König und Krieg
Gustaf Adolph landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und griff in den seit 1618 tobenden Glaubenskrieg ein, der erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden endete.
Er unterstützte die protestantischen Reichsstände, stärkte die schwedische Großmacht und eroberte dabei auch Besitzungen des Mainzer Peterstiftes – darunter die Gemarkungen von Großkrotzenburg, Bürgel und Oberrodenbach.
Doch die Kriegsjahre forderten ihren Preis: Pest, Hexenwahn, Plünderungen und Brandschatzungen entvölkerten weite Landstriche. Auch die drei „verschenkten“ Dörfer waren weitgehend zerstört. Oberst Houbaldt hatte vermutlich wenig Freude an seinem neuen Besitz – er schenkte zwar der Pfarrkirche in Großkrotzenburg einen Messkelch, benötigte aber dringend Geld, um seine Söldner zu bezahlen.
Nach dem Tod Gustaf Adolphs am 16. November 1632 in der Schlacht bei Lützen verkaufte Houbaldt die Dörfer für 10.000 Reichstaler an den Grafen von Isenburg. Großkrotzenburg wechselte erneut den Besitzer.
Rückkehr an Mainz
Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Europa neu geordnet. Unrechtmäßig erworbene Besitztümer mussten an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden.
Für das Mainzer Peterstift verhandelte der einflussreiche Dr. Nikolaus Georg von Reichersberg, kurfürstlicher Rat und Schultheiß von Aschaffenburg. Dank seiner geschickten Diplomatie erhielt das Peterstift seine Besitzungen – darunter Großkrotzenburg – zurück, das bis zur Säkularisierung 1803 wieder unter seiner Verwaltung blieb.
Quelle: Redaktion MKK Echo