Montag, November 25, 2024
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Schiefer wirft Hanau zum Derbyerfolg

Sieg des Willens gegen Gelnhausen – Über 800 Zuschauer füllten die Main-Kinzig-Halle

Handball-Drittligist HSG Hanau hat am Gründonnerstagabend das Main-Kinzig-Derby gegen den TV Gelnhausen mit 27:26 (11:13) für sich entschieden. Vor großartiger Kulisse in der Hanauer Main-Kinzig-Halle lagen die Grimmstädter in der Nachholpartie des 20. Spieltags zwar über weitere Strecken der Partie zurück, drehten das Derby aber mit einer couragierten und willensstarken Mannschaftsleistung in den letzten Spielminuten. Wie in der Vorwoche ragte aus dem starken Kollektiv wieder Rückraumakteur Cedric Schiefer (6 Tore) hervor, der in den Schlusssekunden zum Spielentscheider wurde. Auch Torhüter Can Adanir lief in der Schlussphase zur Höchstform auf und nahm dem Gegner einige gute Bälle weg. Mit den zwei Punkten verteidigt Hanau weiterhin seinen 5. Tabellenrang in der Staffel Süd-West.

„Was die letzten sieben Minuten heute hier in der Main-Kinzig-Halle gelaufen ist, da kann ich wieder nur den Hut vor meiner Mannschaft ziehen“, meinte HSG-Cheftrainer Hannes Geist nach Abpfiff am Mikrofon. „Die Jungs haben das Spielglück erzwungen und ich bin einfach sehr glücklich, dass wir das Derby heute zu unseren Gunsten entschieden haben.“

Derby wird in Schlussminuten zum Handballkrimi
Es tickten bereits die letzten Spielsekunden auf der Uhr, als die Spielgemeinschaft aus Kesselstadt und Steinheim vor 847 Zuschauern am gestrigen Abend noch einmal alles in Richtung gegnerischem Kasten warf. Geist hatte nach der späten Hanauer 26:25-Führung und dem direkten TVG-Ausgleich beim 26:26 – mit nur noch 19 Sekunden auf der Uhr – die Auszeit genommen. Der HSG-Coach gab seinem Team die letzten Instruktionen mit auf den Weg und eigentlich, so verriet es Hanaus Spielmacher Jan-Eric Ritter später im Interview, war die letzte Offensivaktion, der letzte Spielzug ganz anders geplant.

Stattdessen blieb Cedric Schiefer gegen Gelnhausens Altwein in der Abwehr hängen, doch der 21-jährige Goalgetter zeigte sich extrem abgezockt, ließ sich von David Rivic den fälligen Freiwurf mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr direkt auflegen, stieg hoch und knallte das Spielgerät aus rund neun Metern in die Maschen. Abpfiff. Grenzenloser Jubel und eine Hanauer Spielertraube, die sich all die Anspannung der letzten 60 Minuten von der Seele schrie.

Dabei hatte die Partie all das, was ein Drittligaderby zur Primetime an einem Donnerstagabend verdiente: Viel spielerische Leidenschaft, zwei lautstarke Fanlager und einen Spielverlauf, den Alfred Hitchcock nicht besser hätte schreiben können. Krimiabend in der Main-Kinzig-Halle und im Mittelpunkt immer wieder eine Hanauer Mannschaft, die nicht aufsteckte und bis zum Schluss an sich glaubte.

Viele Zeitstrafen auf beiden Seiten
In der Anfangsphase hatte Schiefer die HSG nach rund sechs gespielten Minuten mit 3:1 in Führung gebracht. Bis zum 6:4 von Rivic blieb dieser Vorsprung bestehen, doch nach einer Zeitstrafe gegen Jonas Ahrensmeier und einem verwandelten Siebenmeter der Gäste, drehte der TVG das Spiel und ging selbst mit 7:6 in Front. Es war keineswegs ein unfair geführtes Derby, doch viele Zeitstrafen auf beiden Seiten störten ein ums andere Mal den Rhythmus. Zudem hatte Hanau bei den Siebenmetern in den ersten 30 Minuten kein Glück: Julian Fulda, Paul Hüttmann und Ritter scheiterten alle von der Linie. Nach einer weiteren Hinausstellung von Hüttmann legte Gelnhausen durch Jonathan Malolepszy per Siebenmeter erstmals auf zwei Tore vor – 12:10 (29.). Die Gäste nahmen diesen Vorsprung auch mit in die Pause.

„Mit einer unglaublichen Moral da rausgekämpft“
„Es gibt immer mal wieder Nackenschläge, das gehört zu unserer Saison in diesem Jahr dazu. Wir versuchen aber immer nach vorne zu schauen und das hat uns heute für das Spiel viel gegeben“, meinte Geist, der weiterhin im Training nicht auf seinen vollen Kader zurückgreifen kann. Neben HSG-Kapitän Max Bergold fehlten am Donnerstagabend auch Robin Marquardt und Niklas Schierling bei den Grimmstädtern.

Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs machte zunächst der TVG mehr aus seinen Möglichkeiten und setzte dem HSG-Team deutlich zu. „Wir hatten eine schwierige Phase nach dem 18:21-Rückstand in der 44. Minute“, bemerkte Geist. „Da hätte Gelnhausen gleich zwei Mal auf einen 4-Tore-Vorsprung stellen können. Wir haben es aber geschafft, uns mit einer unglaublichen Moral da rauszukämpfen.“

Hanau packte in der Abwehr nun routiniert zu und vorne holte Ritter den nächsten Siebenmeter heraus, den Fulda diesmal konzentriert zum 19:21 (46.) verwandelte. Im Tor hatte sich auch Can Adanir mit einigen wichtigen Paraden auszeichnen können und nur wenig später markierte Luca Braun drei Treffer in Serie, erzielte so beim 25:25 (58.) den ersten Ausgleich für seine Farben seit der 28. Minute und legte damit die Grundlage für eine Herzschlag-Schlussphase.

„Ich möchte auch ein großes Dankeschön an beide Fanlager aussprechen. Ein solches Derby hat der Main-Kinzig-Kreis einfach verdient und diese Unterstützung hat beide Mannschaften enorm gepusht“, so Geist.

Aufstellung HSG Hanau: Adanir, Müller; Ritter (1), Jusys, Gerst, Scholl, Ahrensmeier (2), Braun (6/1), Schröder (1), Rivic (5), Fulda (5/3), Schiefer (6), Hüttmann (1).

Aufstellung Gelnhausen: Lahme, Alexander Bechert; Müller, Mocken (3), Hemmer (1), Fehl (1), Max Bechert (2), Malolepszy (10/7), Altwein (2), Reinhardt (1), Belter (1), Georgi (1), Wörner (3), Wagner.

Zeitstrafen: 16:10 Min. – Siebenmeter: 4/8:7/8. – Zuschauer: 847. – Schiedsrichter: Paul Kijowsky / Lukas Strüder.

Stimmen zum Spiel:

Cedric Schiefer (Spieler HSG Hanau): „Wir haben uns heute wirklich schwer getan, vor allem in der ersten Halbzeit. In den zweiten 30 Minuten machen wir es dann deutlich besser, lassen den Ball laufen, kreieren unsere Chancen und machen auch endlich die Siebenmeter rein. Wir haben den Schalter umgelegt und das Spiel gekippt. Ich habe dafür fast keine Worte, ich bin einfach nur sprachlos.“

Jan-Eric Ritter (Spieler HSG Hanau): „Nach der letzten Auszeit hatten wir eigentlich einen anderen Spielzug angesagt, aber da sieht man dann auch, was passiert, wenn jemand wie Cedric dann mit so viel Überzeugung auf das Tor geht. Wir haben 100 Prozent an uns und an den Sieg geglaubt, dann können wir jede Mannschaft schlagen. In so einem Derby, in hitziger Atmosphäre, ist immer Action drin. Das wollen die Zuschauer sehen und das war heute ganz große Werbung für unseren Handballsport.“

Can Adanir (Torhüter HSG Hanau): „Letztendlich haben wir dieses Spiel durch puren Kampf und pure Emotionen entschieden. Am Ende waren es einige Aktionen, die das Momentum auf unsere Seite gebracht und die Zuschauer abgeholt haben. Für eine junge Mannschaft wie Gelnhausen ist es dann schwer gegen so etwas anzukämpfen. Das letzte Tor von Cedric zeigt einfach wie dieses Spiel heute abgelaufen ist: den Ball einfach über die Linie gedrückt. Die willensstärkere Mannschaft hat gewonnen.“

Matthias Geiger (Trainer TV Gelnhausen): „Nach so einem Spielverlauf will man am Ende natürlich mehr haben. Wie die Jungs unter diesen Voraussetzungen gespielt und gekämpft haben, war aber bemerkenswert. Wir haben immer wieder die Chance verpasst, auf vier Tore wegzuziehen, auch wegen der guten Leistung des Hanauer Torwarts. Klar sind wir jetzt auch etwas niedergeschlagen, aber unsere Zeit wird kommen.“

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

 

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