Klavierabende sind speziell. Da stellt sich eine einzelne Pianistin, in Oberdorfelden war es die Pianistin Dejana Pejkovic, dem Publikum. Mutterseelenallein darf sie mit einem ihr unbekannten Flügel nach langer Pandemiepause endlich wieder konzertieren. Ihr gegenüber ein 30-köpfiges, maskenbewehrtes Auditorium. Das Publikum kennt sich, man hat ein Abo der kleinen, feinen Kammermusikreihe und versteht es, trotz Coronamasken ein wenig Smalltalk zu betreiben. Das vom Förderkreis Büdesheimer Schlosskonzerte angebotene Konzert ist zweifellos ein gesellschaftliches Ereignis. Endlich wieder live spielen und live zuhören!
Die aus Zagreb stammende Pianistin Dejana Pejkovic, die nach dem Krieg in ihrer Heimat ihre Ausbildung in Frankfurt und Mainz fortsetzte, unterrichtet heute als Privatdozentin in Frankfurt-Westend. Sie zeigte sich zu Beginn des Konzertes mit neun Sätzen aus den um 1725 von Jean-Philippe Rameau komponierten Pièce de Clavecin als ausgewiesene Spezialistin für Cembalomusik. Die Spannung, ob Rameaus Cembalostücke auf dem Pianoforte wirken, war unbegründet, denn das Publikum lauschte so hochkonzentriert, dass es vergaß, zu applaudieren. Dejana Pejkovic war den mit Verzierungen gespickten Tanzsätzen mehr als gewachsen. Einem modernen Flügel mit gänzlich anderer Mechanik als der eines barocken Cembalo getupfte, beinahe angerissene Klänge zu entlocken, zeigte die Meisterin.
Vom französischen Barock des Ludwig XV. führte die Pianistin ihr Publikum wieder auf sichereren Boden. Weniger halsbrecherisch anmutende Verzierungen, dafür mit hohem Tempo zu spielende Läufe kennzeichnen Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate Nr. 2 F-Dur, KV 280, komponiert mit 18 Jahren. Noch war das Cembalo in Gebrauch, der Hammerflügel setzte sich zwar durch, doch der Barock-Stil, den der junge Mozart auf seinen ausgedehnten Reisen kennengelernt hatte, war im Werk noch zu erahnen. Leicht der Anschlag Dejana Pejkovics, spritzig ihre Interpretation der Jugendsonate.
Nach kurzer Pause leiteten Franz Schuberts Moments musicaux op. 94, in die romantische Epoche über. Manches dieser Stücke dürfte dem Publikum bekannt vorgekommen sein, vielleicht übte man es einmal selbst? Schubert hielt sich in den technischen Anforderungen zurück, schließlich wollte er die Moments musicaux an seinen Verleger verkaufen. Dejana Pejkovics Spiel wurde zwar bestimmender, blieb aber ungekünstelt und natürlich.
Zum Ende ihrer Reise durch Epochen und verschiedene Länder und Stimmungen zeigte die Pianistin an mehreren Mazurken Frédéric Chopins, welches Vermächtnis der polnisch-französische Komponist hinterließ, ohne dass sie dem Flügel alles abverlangte. Mit der Polonaise op. 26, Nr. 1 und der Ballade op. 47, Nr. 3 beschloss Dejana Pejkovic ihr Konzert und bedankte sich schließlich mit Chopins cis-moll-Walzer beim fachkundigen Publikum. Die Pianistin verstand es in ihrem kurzweiligen Konzert, einen großen Spannungsbogen aufzubauen, sowie ihr Publikum ohne Kitsch und großes Pathos mitzunehmen.
Für die Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden begrüßte und verabschiedete Ann Bernstein sowohl Künstlerin als auch Publikum und dankte dem Förderkreis für die Unterstützung. Das nächste Konzert findet am 27. März 2022 um 17 Uhr wieder im Dorfgemeinschaftshaus Oberdorfelden statt. Eingeladen ist dann die Flötistin Olga Reiser mit ihrem Solo-Programm „Flute Tales – Geschichte einer Flöte“. www.musikschule.online