Der Monat November mit seinen Gedenktagen Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag mahnt uns den Frieden und die Erinnerung an unsere Verstorbenen zu bewahren. Zu den Kultstätten jeder Gemeinde zählen auch die Friedhöfe. Sie sind Orte des Andenkens und gehören in das Bild der heimischen Landschaft. Der alte christliche Friedhof in der Bahnhofstraße und der jüdische Friedhof im Niederwald bergen viele wichtige Zeitzeugnisse aus dem Ortsgeschehen, die der Heimat-und Geschichtsverein bewahren möchte.
Im Jahre 1817 wurde der Friedhof in der Bahnhofstraße angelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt bestatteten die Christen ihre Toten auf dem sogenannten Gottesacker rund um die Pfarrkirche. Großkrotzenburg zählte um 1800 etwa 600 Einwohner, davon waren 90% Christen und 10 % Juden.
Die israelitische Gemeinde besaß damals schon die Begräbnisstätte im Niederwald.
Im Laufe der Jahre fanden viele Generationen der christlichen Bevölkerung ihre letzte Ruhe auf dem heutigen alten Friedhof. Persönlichkeiten des kirchlichen und politischen Lebens, darunter Ortspfarrer, Ordenschwestern, Patres der Weißenväter, verdiente Bürgermeister und Ehrenbürger, die zum Wohle der Gemeinde gewirkt haben. liegen hier begraben.
Manche Ruhestätte ist inzwischen eingeebnet und über einigen wächst das Gras. Doch es gibt auch Gräber, die von Angehörigen oder vom Heimat-und Geschichtsverein gepflegt werden und deren Inschriften noch lesbar sind.
Nach der Fertigstellung des neuen Friedhofes in der Kahlerstraße 1951 werden nur noch verstorbene Familienmitglieder in den bereits vorhandenen Gruften beigesetzt. Auch viele der inzwischen angelegten Baumgräbern sind schon belegt oder reserviert.
Abgeschirmt von der Friedhofsmauer befindet sich rechts vom Eingang der Ehrenhain und die Gedenktafel für die Opfer der beiden Weltkriege. 38 Sandsteinkreuze mit eingemeißelten Namen erinnern an Männer, Frauen und Kinder, die durch die Kriegswirren nach 1940 ihr Leben verloren und deren Leichnam hier bestattet ist. Am 8. 11. und 13. Dezember 2024 jähren sich zum 80. mal die Tage der schrecklichen Bombenangriffe auf unseren Heimatort. Für die politische Gemeinde besteht auch weiterhin die Verpflichtung diese Gräber zu pflegen und als Mahnmal für den Frieden zu erhalten.
Der jüdische Friedhof von Großkrotzenburg am Waldrand gelegen besteht vermutlich seit dem 17 Jahrhundert und wurde im Jahre 1923 auf das Doppelte vergrößert. Über das genaue Alter der Ruhestätte sind leider keine Zeitangaben in den Akten vermerkt. Einzig und allein aus dem Studium, der noch lesbaren Grabsteine ergeben sich ungefähre Anhaltspunkte. Da keine klare Reihenfolge aus den Steinen zu ersehen sind, müssen wir annehmen , dass die Einrichtung des Friedhofes zeitlich nicht mit der Gründung der israelitischen Gemeinde Großkrotzenburgs zusammen fällt.
Bis kurz vor dem ersten Weltkrieg trugen vier starke Männer die Verstorbenen auf einer Bahre zu dem weit entfernten jüdischen Friedhof im Niederwald.
Manchmal musste auch ein einfacher Bauernwagen zum Transport der Toten genügen.
Mit der Anschaffung eines Leichenwagens im Jahre 1912 wurde dieser unwürdige Zustand beseitigt. Nach Jahren der Missachtung finden heute die Besucher eine tadellose Ordnung an diesem denkwürdigen Ort vor und gepflegte Denkmäler schmücken die Gräber.
Die beiden alten historischen Friedhöfe Großkrotzenburgs sind ein wichtiges Kapitel der Ortsgeschichte. Nach dem Willen des Heimat-und Geschichtsverein werden sie als würdige Grabstätten erhalten und erkennbar bleiben. In diesem Zusammenhang gedenkt der Vorstand des verstorbenen Ehrenmitgliedes Heinz Klab. Mit großem Einfühlungsvermögen und fundiertem Wissen hat er sich jahrelang der Erforschung unseres Ortes angenommen und von Menschen und Schicksalen der christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften in Großkrotzenburg berichtet. Sein Andenken wird im Verein und Museum in Ehren gehalten
Quelle: Redaktion MKK Echo