Nidderau. Mit einer umfangreichen Themenliste für die diesjährige Bürgerversammlung hatte der Stadtverordnetenvorsteher Jan Jakobi (SPD) offenbar das Interesse vieler Nidderauer Bürger geweckt, denn über 150 waren am Mittwochabend seiner Einladung in die Kultur- und Sport- (KUS) Halle gefolgt. Abwechselnd erläuterten Bürgermeister Andreas Bär (SPD) und der Erste Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) die verschiedenen Themenbereiche. Anschließend kamen dann die Bürger mit ihren Fragen zu Worte.
Es begann mit der Verkehrsraumüberwachung. Zunächst berichtete der Bürgermeister, dass der Bestand an Fahrzeugen in den vergangenen 10 Jahren um rund 1.000 Fahrzeuge zugenommen habe. Bis zu 50 Beschwerden aus der Bürgerschaft gingen wöchentlich der Verwaltung ein. Hauptursache seien die zu vielen Falschparker auf Gehwegen und Straßen. Sie sorgten für Chaos und gefährliche Situationen für Fußgänger. Auch würde den Kindern auf ihrem Schulweg zum Teil der Weg versperrt und die Sicht eingeschränkt. Dabei gebe es doch Regeln wie beispielsweise das Parkverbot auf Gehwegen oder die 5m-Regel vor Zebrastreifen oder Kurven. Das einfachste sei, so der Bürgermeister, „ nutzen sie die eigenen Stellplätze oder die eigen Garage. So wird der Parkdruck verhindert“.
Fragen zu diesem Thema aus dem Publikum waren beispielsweise, wie das Ordnungsamt denn mit den Lieferdiensten umgehe oder ob an Schulen der Umgang mit e-Scootern behandelt werde? Die Antwort des Bürgermeisters: zu 1 mit Fingerspitzengefühl und zu 2 dem Problem werde man sich wohl stellen müssen.
Nächstes Thema: Breitbandausbau. Die Erdarbeiten seien inzwischen in allen 5 Stadtteilen abgeschlossen. Für die Anschlüsse sei nun die Telefongesellschaften Vodafone und m-net zuständig. Obwohl die Anschlussdichte bei über 90 Prozent liege, wolle man im kommenden Jahr mit einer Nachverdichtungsaktion beginnen. „Ziel sind die 100 Prozent“ so Bär
Schädlingsbekämpfung stand als nächstes auch der Tagesordnung. Dabei ging es um Ratten, Waschbären und Ameisen. Dafür gilt eine einfache Regel: Zum einen ist auf privaten Grundstücken der Haus- bzw. Grundstückseigentümer für die Bekämpfung von Schädlingen auf seinem Grundstück selbst verantwortlich. Für öffentliche Flächen, Straßen und Plätze hingegen ist die Stadt verantwortlich. In jedem Fall gelte aber der Ratschlag: Durch einen sorgsamen Umgang mit Abfällen, Speiseresten und Futtermitteln kann jeder einem Rattenbefall wirkungsvoll vorbeugen! Das gilt auch für Waschbären und Ameisen.
Nächstes Thema: Straßenzustand in der Stadt Nidderau. Dazu sei gerade erst eine Untersuchung durchgeführt worden. Die Ergebnisse staffeln sich in fünf Schadensklassen, die nun in den kommenden Jahren abgearbeitet werden müssen. Dabei steht schon jetzt fest, dass allein die Gehwege- Erneuerung im Rahmen des Breitbandausbaus rund 3,8 Millionen Euro gekostet habe. Zur Beruhigung der Bürger teilte Vogel mit, dass nach Aufhebung der Straßenbeitragssatzung zum 01.01.2019 die Bürger seitdem nicht mehr an den Kosten beteiligt werden,
Eine erfreuliche Mitteilung konnte anschließend der Bürgermeister zum Thema „Kinderbetreuung“ machen. „Nidderau gehört zu den ganz wenigen Kommunen, die keine Warteliste mehr für ihre Kitas hat“. Das koste zwar viel Geld (immerhin 7 Millionen Euro), aber es nehme den Eltern große Sorgen ab. Mehrere Fragen drehten sich anschließend um die Gebühren. Doch da konnte der Erste Stadtrat keine Erleichterungen versprechen. „Allein die Decklung der Elternbeiträge auf 20 Prozent ist für die Stadt ein teures Versprechen“.
Über die Flüchtlingssituation (aktueller Stand 479 davon 88 aus der Ukraine), dem neuesten Stand für das Baugebiet Mühlweide II in Ostheim (es fehlt noch die Unterschrift von Hessen Mobil für den Start) und das Baugebiet Büdesheimer Straße in Heldenbergen ( es laufen noch die erforderlichen Voruntersuchungen) folgte dann der Neubau des Alten- und Pflegezentrums (APZ) im Stadtteil Erbstadt. Auch hier liefen bereits die Voruntersuchungen. Doch neben Lob für das Vorhaben an sich gab es vor allem an dem Standort Kritik: „ Der Standort am Rande des kleinsten Ortsteils von Nidderau und dann noch neben dem Friedhof ist alles andere als gelungen. Hier hätte die Stadt ein geeigneteres Grundstück in Zentrumsnähe anbieten müssen“, kritisierte Horst Schaub, Mitglied des Seniorenbeirates das Projekt.
Bevor der Beginn der Umbauphase am Bahnhof Ostheim für den 3.November angekündigt wurde und auch von bevorstehenden Aktivitäten im Bereich Renaturierung Nidderaue berichtet wurde, kam noch es noch zu einer Frage zur Zukunft der gesamten Nidderaue und deren Umbaupläne. „Über die gesamten Pläne wird wohl erst die im Frühjahr neu gewählte Stadtverordnetenversammlung dann noch einmal entscheiden müssen“, drückte Vogel seine Enttäuschung aus, dass die Pläne vom jetzigen Parlament vor kurzem erst abgelehnt wurden.
Jürgen W. Niehoff
3 Fotos anbei
1. rund 150 Bürger verfolgten die Bürgerversammlung in der KUS-Halle in Heldenbergen
2. rund 9 Millionen Euro soll die neue Feuerwehrwache in Ostheim kosten
3. der Altarm der Nidder soll nach seiner Umgestaltung zu einem Publikumsmagnet werden


Quelle: Jürgen W. Niehoff

