Von der Waldgruppe zur nachhaltigen Kita – Pädagogisches Team und Kinder übernehmen Verantwortung
Die Wurzeln liegen im Wald – und damit sind nicht die Naturmaterialien gemeint, die Feride Gashi für Bastelprojekte der Kita sammelt. Gemeint ist die Waldgruppe, die den Grundstein für das nachhaltige Selbstverständnis der Kita Ahornweg gelegt hat. Der Ansatz, achtsam mit natürlichen Ressourcen umzugehen, wird längst auch im Haus gelebt. Mittlerweile ist die städtische Einrichtung als faire Kita re-zertifiziert, als nachhaltige Kita ausgezeichnet und lebt diesen Anspruch im Alltag.
Blumen aus buntem Tonpapier treiben an diesem Nachmittag auf der Oberfläche des kleinen Wasserbeckens und öffnen langsam ihre Blüten. Sie enthüllen Gedanken, die das Team im Rückblick auf das Projekt und den Zertifizierungsprozess gesammelt hat. Schnell wird sichtbar, wie viele kleine Impulse zusammen ein großes Ganzes ergeben, an dem jedes Mitglied des pädagogischen Teams Anteil hat. Den Anstoß haben die Gründerinnen der Waldgruppe gegeben: Ninet Vida und Christiane Bauer.
Waldgruppen machen Nachhaltigkeit für Kinder erlebbar. Durch das Spiel in und mit der Natur im Wandel der Jahreszeiten sowie den respektvollen Umgang mit Tieren und Pflanzen entwickeln Kinder spielerisch einen achtsamen Umgang mit der Umwelt. Der beginnt schon mit dem Blick in die Brotdose. „Wir achten auf ein gesundes Frühstück, das ohne Plastikverpackung auskommt“, betont Vida. Stichworte sind hier auch saisonale Produkte aus regionalem Anbau, im Fall der Waldkita sogar aus dem eigenen Garten. Der ist ebenso wie Wald und Wiesen Lern- und Spielort zugleich: Es wird mit dem gearbeitet, was die Natur bietet.
Die Arbeit der beiden Waldpädagoginnen fiel auch im Haus auf fruchtbaren Boden. Hier prägten die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit bereits den pädagogischen Alltag. „Wir nehmen jährlich am Sauberhaften Kindertag teil, unterstützen bei der Rettung von Kröten entlang des Amphibienzauns, kooperieren mit dem Maintaler Nabu oder besuchen den Imker“, nennt Renate Terzer einige Beispiele. Auch Aktionstage wie der Weltkindertag, der Tag der Biene, der Tag des Wassers, der Tag der Erde oder der „Pflanz eine Blume-Tag“ werden durch Projekte begleitet. Die Einflüsse aus der Waldkita schärften den Blick auf Gewohnheiten zusätzlich. „Wir haben plötzlich genauer hin- beziehungsweise hineingeschaut“, sagt Bauer und meint zum Beispiel den Mülleimer, in dem sich nach dem morgendlichen Frühstück allerlei unterschiedlichste Abfälle türmten.
Fortan waren Müllvermeidung und Mülltrennung ein zentrales Thema im Kita-Alltag, bei dem sich schnell zeigte, dass es eng mit einer gesunden Ernährung verbunden ist. Denn Gemüse, Obst oder Kräuter aus eigenem Anbau kommen eben nicht in Plastikverpackungen auf den Tisch. Deshalb gibt es auf dem Kita-Gelände unzählige Kräutertöpfe, deren Ernte getrocknet und für Tees oder als Gewürz verwendet wird. Auf dem angrenzenden gepachteten Wiesengrundstück gibt es eine Naschspirale und einen Pflanzbereich. Dabei verarbeitet Erzieherin Katharina Hansl im Kinder-Restaurant Lebensmittel stets vollständig – Brotkrusten werden zu Croutons, Apfelschalen zu getrockneten Apfelchips, Karottengrün zu Pesto.
Doch nicht nur die Herkunft von Lebensmitteln, sondern auch Produktions-, Lebens- und Arbeitsbedingungen in anderen Ländern wurden spielerisch in den Bildungsalltag integriert. Es gibt wohl kein Kind der Kita Ahornweg, das nicht das Fairtrade-Siegel kennt. Auch Anschaffungen, Ausflüge und Materialien kamen mit Blick auf ihre Nachhaltigkeit auf den Prüfstand. Bei Bastelarbeiten etwa setzt das Team auf Upcycling und Naturmaterialien.
Es gibt fast keinen Bereich im Alltag, der unberücksichtigt bleibt – von der Deko, über die digitale Bereitstellung der Fotos vom Kita-Fotografen, Nachfüllprodukte, umweltfreundliche Reinigungsmittel oder eine gemeinsame Sonnencreme statt unzähliger Individullösungen, die am Ende des Sommers in der Mülltonne landen. Für das Foyer hat Coco Pracht die Kinderlisten mit den Bring- und Abholzeiten laminiert, damit diese wiederverwendet werden können und sammelt Kleidung in einer Fundkiste. Teile, die nicht zum Besitzer zurückfinden, werden dann an den Kleiderladen der Bürgerhilfe Maintal gespendet. Und mit dem Bücherschrank hat Sprachkita-Kollegin Janine Braun ein Angebot für gebrauchte Kinderbücher eingerichtet.
„Manchmal war es ein zähes Ringen, aber es lohnt sich“, ist Vida überzeugt und ihre Kollegin Heike Altinger bestätigt, dass sich der Blick verändert und plötzlich Alternativen sichtbar werden.
Es ist ein Umdenken, das nicht am Kita-Zaun endet. Schließlich sind die Kinder Mulitplikator*innen, die ihr Wissen und ihre Erlebnisse aus dem Kita-Alltag in den Familien- und Freundeskreis hineintragen, ebenso wie das Team. „Mittlerweile unterstützen viele Kolleg*innen solidarische Landwirtschaft und Foodsharing, ebenso wie einige Eltern“, sagt Vida. Schnell wird hör- und sichtbar: Nachhaltigkeit ist in der Kita Ahornweg kein Modethema, um sich ein schickes Siegel an die Eingangstür zu pinnen, sondern eine Frage der Haltung und der Verantwortung. Es ist eine pädagogisch Ausrichtung, die auch Leon Konstroffer unterstützt. Der neue Leiter des Fachbereichs Kinderbetreuung, nimmt an diesem Nachmittag an dem Austausch teil und ist fasziniert, wie vielseitig Nachhaltigkeit im Alltag der Kita Ahornweg gelebt wird.
Nach der erfolgreichen Re-Zertifizierung als FaireKITA und der Auszeichnung als Nachhaltige Kita durch den Wissenschaftsladen Bonn (WILA) ist das Projekt längst nicht abgeschlossen. „Es geht um einen Prozess, der sich kontinuierlich weiterentwickelt und in dem wir als Team immer wieder Gewohnheiten hinterfragen“, betont Leiterin Simone Hahn-Beck. Dazu gehört auch soziale Verantwortung, die die Kita durch eine Kooperation mit der Albert-Einstein-Schule und deren Partnerschule der Wisdom International School Beruwala in Sri Lanka anstrebt. „Wir möchten Solidarität erlebbar machen. Die Partnerschaft mit der Schule ist dazu ein wichtiger Beitrag.“
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Nachhaltigkeit in der Kita Ahornweg
© Stadt Maintal
Nachhaltigkeit in der Kita Ahornweg
Das Team der Kita Ahornweg integriert das Thema Nachhaltigkeit auf vielfältige Weise in den Kita-Alltag.
Quelle: Redaktion MKK Echo