Nidderau. Seit Mitte der 1980er Jahre
ist der Heimat- und Geschichtsverein Ostheim e.V. im ehemaligen Bauernhof der Eheleute Gisela und Helmut Weider ansässig. Als im Jahr 1984 die Viehhaltung von den Weiders aufgegeben wurde, stellten sie kurzerhand ihre ehemaligen Stallungen dem Heimat- und Geschichtsverein Ostheim e. V. als Museumsräumlichkeiten zur Verfügung. 2009 wechselte der Eigentümer. In diesem Jahr erwarb die Stadt Nidderau die große Hofreite mit Wohn- und Nutzgebäuden, um auf dem Areal einen Treffpunkt für Vereine und für den Heimat- und Geschichtsverein eine dauerhafte Bleibe zu errichten.
Da der Umbau und die Sanierung nicht von der Stadt alleine finanziell zu stemmen waren, wurde das historische stark sanierungsbedürftige Fachwerkhaus für einen symbolischen Euro verkauft und ging in den Besitz des 2013 gegründeten Trägervereins Bürgerhof Ostheim über.Mit dem Konzept im Bürgerhof eine Begegnungsstätte für Senioren und die Ostheimer Vereine zu schaffen, wurde mit Hilfe von Zuschüssen der hessischen Landesregierung, der Stadt Nidderau und des Heimat- und Geschichtsvereins, der Hof in 9.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden und einem Investitionsvolumen von 420.000 € umgebaut.
Es entstand, offiziell eröffnet am 18. Oktober 2014, nach 17 Monaten Bauzeit in dem historischen Gebäudeensemble im alten Ostheimer Ortskern eine Seniorenbegegnungsstätte mit Vereinsräumen und integriertem Dorfmuseum des Heimat- und Geschichtsvereins.
Einer der Ideengeber und Verfechter des Konzeptes war Heinrich Pieh, Mitbegründer und Jahrzehnte langer Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins. „Man müsse einfach etwas tun“ waren damals seine Worte. Also tat er etwas nach jahrelanger Diskussion und traf sich im Gasthaus Kohl, im ehemaligen Gasthaus “Zur schönen Aussicht mit interessierten Ostheimer Bürgern und gründete schließlich am 13.3.1987 den Heimat- und Geschichtsverein Ostheim e.V. mit dem Ziel, ein Dorfmuseum einrichten und die Geschichte Ostheim bewahren zu wollen. Im Jahre 1997 zeigt sich das Ostheimer Dorfmuseum nach bescheidenen Anfängen bereits als anerkannter Kommunikationsort für Regionalgeschichte. Mitte der 70-er Jahren, Pieh war damals Mitglied in der Ostheimer Gemeindevertretung, führte seine Initiative in der damals noch selbstständigen Gemeinde Ostheim zu dem Beschluss, dass in Ostheim ein Dorfmuseum eingerichtet werden soll. Auch in der Folgezeit engagierte sich Pieh nach der erfolgten sogenannten „Zwangseingemeindung“ in die Stadt Nidderau für die Erhaltung der Dorfgeschichte. Heinrich Pieh wirkte in verschiedenen politischen Gremien, vorwiegend auf Kreisebene, vergaß aber nie seine ihm am Herz liegende Heimat Ostheim.
„Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass man heute sagen kann, ohne ihn wäre der Bürgerhof wohl nicht entstanden“, unterstreicht der derzeitige Vereinsvorsitzende Günter Brandt bei diesjährigen Museumsfest am vergangenen Wochenende. Denn Pieh habe dazu beigetragen, das Museum neu einzurichten, die Ausstellungsräume herzurichten und die Ausstellungsstücke entsprechend zu platziern. Heute bietet das Dorfmuseum Ausstellungen zum Wohnen und Leben, zu Landwirtschaft, Handwerk und Handel mit über 3.000 Exponaten an, die aufzeigen, wie die Menschen vor 70 bis 100 Jahren gelebt, gewohnt und gearbeitet haben.
Heinrich Pieh, der im April diesen Jahres mit 83 Jahren verstarb, war nach seinem Lehramtsstudium und Referendariat ab 1970 Lehrer an der Karl-Rehbein-Schule, von 1989 bis 2004 dort auch Schulleiter.
Er wurde für sein ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Ehrenbrief des Landes Hessen und 2016 mit der Medaille für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege und Geschichtsforschung des Main-Kinzig-Kreises ausgezeichnet.
Der Heimat- und Geschichtsverein dankt dem verstorbenen Ehrenvorsitzenden Heinrich Pieh für die Verwirklichung seines Lebenswerkes und hat deshalb das Museumswohnzimmer zu seinem Andenken bei dem Museumsfest in „Heinrich Pieh Stubb“ umbenannt.
Jürgen W. Niehoff
1 Fotos anbei
1. Da das Wohnzimmer auch für Trauungen zur Verfügung steht, ist dieser Name ebenfalls auf dem Emailschild aufgeführt. Auf dem Foto sind Kathrin Heißig-Finger, Hans-Günter Frech, Christiane Schwarz, Günter Brandt, Christiane Brunkhardt, Gaby Brandt, Martina Marner und Thomas Philippi
Quelle: Jürgen W. Niehoff