Montag, Oktober 13, 2025
StartMKKMit regionalen Kreisläufen Rohstoffe aus der Umgebung nutzen und unabhängiger werden

Mit regionalen Kreisläufen Rohstoffe aus der Umgebung nutzen und unabhängiger werden

Klimabeirat des Main-Kinzig-Kreises befasst sich mit Vorteilen und Herausforderungen an Praxisbeispielen für mehr Klimaschutz

Main-Kinzig-Kreis. – Mit dem Thema „Regionale Kreisläufe im Main-Kinzig-Kreis“ hat sich der Klimabeirat des Main-Kinzig-Kreises beschäftigt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die in Kooperation mit Spessart regional angeboten wurde, stand ein Vortrag, der sich mit regionaler Wertschöpfung durch intelligenten Klimaschutz befasste. „Wie können Kommunen den globalen Herausforderungen – Klimawandel, steigende Energiepreise, Rohstoffknappheit – mit konkreten Lösungen vor Ort begegnen? Und wie kann dabei gleichzeitig regionale Wertschöpfung generiert werden? Die Antwort liegt in kurzen Wegen. Diese bedeuten nicht nur Klimaschutz, sondern auch Versorgungssicherheit“, erklärte Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann zu Beginn der Veranstaltung. Wertschöpfung vor Ort schaffe lokale Arbeitsplätze und erhöhe die Unabhängigkeit von externen Märkten. „Gleichzeitig tragen wir damit zu einer stabilen kommunalen Wirtschaft bei und sichern die Lebensqualität künftiger Generationen“, fasste Hofmann zusammen und lud alle Beteiligten zum regen Austausch und Vernetzung ein.

Als Referent vertiefte Professor Dr. Peter Heck, Leiter des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement in Birkenfeld, das Thema der regionalen Kreisläufe. Er ging auf einige der Herausforderungen ein, etwa Flächenknappheit, demografischer Wandel, Klimaneutralität und die Reduzierung von Kohlendioxid. Es ist wichtig, das Potential, das in regionaler Kreislaufwirtschaft steckt zu erkennen. „Kreislaufwirtschaft hat das Ziel, Materialströme zu optimieren, Ressourcen- und Stoffströme möglichst effizient zu schließen, Abhängigkeiten zu minimieren, aber auch Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialaspekte zu integrieren“, sagte der Referent.

Regionale Wertschöpfung werde durch kluge Klimaschutzmaßnahmen gestärkt, die lokale Wirtschaft, Arbeitsplätze und Infrastruktur-Entwicklung fördere. Regionale Energiequellen zu nutzen bedeute kurze Transportwege auch für lokale Materialkreisläufe. Für die Kommunen seien dezentrale Versorgungsstrukturen sinnvoll, da sie dadurch resilienter gegenüber Marktverwerfungen, steigenden Preisen und Versorgungsengpässen würden. Zudem schaffe das Arbeitsplätze vor Ort.

Es sei auch empfehlenswert, Agroforstsysteme einzurichten. Dabei geht es um die gleichzeitige Nutzung von Gehölzen mit Acker- oder Tierhaltung, dadurch können vorteilhafte Wechselwirkungen für die landwirtschaftliche Produktion entstehen. Etwa Resilienz gegen Klimawandelfolgen, Hochwasserschutz, Natur-, Arten- und Gewässerschutz.

Am Beispiel von Photovoltaik-Gründächern erläuterte der Referent, wie sich dadurch das Stadtklima verbessern lasse, indem Kühleffekte durch Transpiration und Verdampfung entstehen. Solche Dachkonstruktionen seien natürliche Luftfilter und sie könnten Fein-Staubpartikel aufnehmen. Gleichzeitig würden diese Dächer den Ertrag der Photovoltaik-Anlagen bis zu sechs Prozent steigern. Solche Dächer seien auch sinnvoll, um Biodiversität zu steigern und Kanalisation und Vorfluter zu entlasten, da sie Regenwasser aufnehmen können.

Peter Heck ging zudem auf Beispiele für regionale Wertschöpfung im Bereich der Grünschnittverwertung ein. So sei es möglich, Kooperationen zwischen Waldbetrieben, Biogasanlagen und Kompostieranlagen zu schließen, um Grünschnitt zu Mulch, Kompost und Biogas zu verarbeiten. Es gebe auch regionale Bioenergie-Kreisläufe: Etwa Dorfnahwärmenetze mit Biomasse-Anlieferung aus umliegenden Wäldern, Garten- und Grünabfällen. In Biogasanlagen könnten Reststoffe aus der Region verwertet werden – Gülle, Erntereste, Grünschnitt.

Für den Tourismus sei es förderlich, in Pflanz- und Begrünungsmaßnahmen zu investieren und damit Biodiversität zu fördern. Grüne Infrastruktur schaffe einen gewissen Erlebniswert, sagte der Referent. Hinter all dem stehe die Zukunftsvision, auf diese Weise weniger abhängig von Primärrohstoffen zu sein und damit eine widerstandsfähigere Wirtschaft durch modulare, reparatur- und recyclingfreundliche Systeme zu schaffen.

Ein weiterer Vortrag befasste sich mit dem Thema „Nahwärmenetz in Kaltennordheim“ – hier informierte Bürgermeister Erik Thürmer darüber, wie aus einer alten Turnhalle eine Heizzentrale wurde, in der Holzhackschnitzel zur Wärmegewinnung verbrannt werden. Dieses Projekt habe der Gemeinde eine Heizöl-Ersparnis von 250.000 bis 300.000 Litern pro Jahr gebracht. Für die Umsetzung eines solchen Projekts seien zahlreiche Abstimmungen erforderlich. Grundsätzlich sei darauf zu achten, dass durch regionale Verflechtungen der beteiligten Akteure Akzeptanz in der Bevölkerung geschaffen werde.

Bildunterschrift: Mit regionalen Kreisläufen und ihren positiven Auswirkungen beschäftigten sich die Mitglieder des Klimabeirats.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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