Zum Gedenken an den Beginn der Novemberpogrome vor 86 Jahren nahmen insgesamt mehr als sechzig Menschen an den Rundgängen zu den Stolpersteinen in den Stadtteilen Heldenbergen und Windecken teil, gemeinsam durchgeführt von der Stadt Nidderau, den evangelischen Kirchengemeinden und der Nidderauer Bürgerstiftung. Im Vorfeld der Gedenkveranstaltungen hatten Schülerinnen und Schüler der Bertha von-Suttner-Schule den vergrauten Stolpersteinen in einer gemeinsamen Putzaktion zu frischem Glanz verholfen und sie auf diese Weise wieder sichtbar gemacht. „Wer Stolpersteine putzt, erkennt an, dass hier Menschen lebten, die man wegen ihrer Religion oder ihrer Herkunft getötet hat. Er erkennt an, dass es viel Versagen gab in der Zeit. Man kniet nieder und übt damit das Aufstehen gegen Unrecht – sollte es wieder vorkommen“, beschrieb Schulpfarrer Martin Beinhauer in seiner Ansprache den symbolischen Gehalt der alljährlichen Putzaktion.
„Wir müssen die Erinnerung an die Vergangenheit wachhalten, gerade, wenn Vergangenheit und Gegenwart zu verschmelzen drohen, im Angesicht der aktuellen rassistischen und antisemitischen Übergriffe,“, mahnte zu Beginn der Führung in Windecken Pfarrerin Heike Käppeler.
Nidderaus Bürgermeister Andreas Bär verwies zu Beginn des Rundgangs in Heldenbergen auf die aktuellen Brandherde in der Ukraine und in Israel, die nicht nur wegen der historischen Verantwortung zu Wachsamkeit und Solidarität mit den angegriffenen und wegen ihres Glaubens angefeindeten Menschen verpflichteten.
Heldenbergens Ortsvorsteher Erich Lauer forderte dazu auf, nicht wegzuschauen und sich gegen antisemitische und rassistische Diskriminierungen aktiv einzusetzen.
Ortsvorsteher Heinz Hohmeyer erinnerte daran, dass es Menschen aus unserer Mitte waren, die gewaltsam aus ihren Häusern geholt, abtransportiert und ermordet wurden. Bei den Rundgängen zu allen Stolpersteinen beider Ortsteile verlasen Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 10 der Bertha-von-Suttner-Schule vor den Wohnhäusern früherer jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger deren Namen, zündeten eine Kerze an und legten weiße Rosen auf die vor den Häusern eingelassenen Erinnerungssteine. Von Seiten der Stadtverwaltung wurde an den beiden ehemaligen Synagogen durch Herrn Bürgermeister Bär und den Ortsbeirat jeweils ein Kranz zum mahnenden Gedenken niedergelegt.
Quelle: Redaktion MKK Echo