„Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ will Unternehmen unterstützen und Standort stärken
Main-Kinzig-Kreis. – Die Transformation der Wirtschaft ist eines der wichtigsten Themen der Zukunft. Die Unternehmen in der Region sollen nach dem Willen der Kreisspitze Unterstützung in den damit zusammenhängenden Veränderungsprozessen erhalten. Dazu findet derzeit im Main-Kinzig-Kreis ein Landesprojekt „Regionales Transformationsmonitoring als Grundlage für eine evidenzbasierte Fach- und Arbeitskräftesicherung in Hessen. Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales mit wissenschaftlicher Begleitung des IWAK, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe Universität Frankfurt am Main, statt. Es wird von einer regionalen Steuerungsgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Städte und Gemeinden im Kreis sowie der Bereiche Jobvermittlung und Qualifizierung sowie des Main-Kinzig-Kreises, und einer übergeordneten Lenkungsgruppe aus Kreis, Land und IWAK begleitet. In ihrer jüngsten Sitzung widmete sich die regionale Steuerungsgruppe erneut diesem Transformationsprozess. Er wird durch Trends wie den demographischen Wandel, die Digitalisierung und die Dekarbonisierung – also dem Bestreben, Arbeit und Produktion so zu gestalten, dass CO2 reduziert wird – vorangetrieben. In dem Treffen ging es um die Konkretisierung und Verstetigung des gemeinsam im Laufe des Jahres erarbeiteten Transformationsökosystems. Es wurden unter anderem Angebote erarbeitet, die Unternehmen dabei unterstützen können, die betrieblichen Auswirkungen der Transformation zu erkennen und zu verstehen sowie wo notwendig Veränderungen zu implementieren und zu verstetigen. Hier können beispielsweise die ehrenamtlich engagierten Wirtschaftspatinnen und Wirtschaftspaten im Main-Kinzig-Kreis helfen. Das sind ehemalige Führungskräfte, die bei betrieblichen Schieflagen, einer Existenzgründung oder einer Unternehmensnachfolge beraten. Des Weiteren ging es um die Bündelung und Koordinierung von Bildungsangeboten. Die Bildungsträger im Kreis – unter anderem die gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung, das Kommunale Jobcenter, die Arbeitsagentur oder die Beruflichen Schulen – sehen hier erheblichen Handlungsbedarf. Sie wollen ihre Angebote koordinieren und sich auch nach Ablauf des Projekts unter der Federführung der Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises regelmäßig treffen, um sich auszutauschen und konzeptionell zu arbeiten. Außerdem wurde besprochen, wie Zielgruppen erreicht und für das Transformationsökosystem interessiert werden können. Neben der persönlichen Ansprache sollen klassische Kommunikationswege zum Tragen kommen. Geplant ist darüber hinaus eine fortlaufend aktualisierte Online-Datenbank, die Nutzerinnen und Nutzern erlaubt, spezifische Angebote zu finden, die für den jeweils individuellen Prozess hilfreich sind. Für die Umsetzung dieses digitalen Werkzeugs wird die Wirtschaftsförderung verantwortlich zeichnen.
Walter Dreßbach, Leiter des Referats für Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur, hat die Bedeutung der weitreichenden wirtschaftlichen Veränderungen schon früh erkannt und widmet sich als Wirtschaftsförderer seit Jahren den damit verbundenen Herausforderungen. Bei einem „Wirtschaftstreff“ in Gelnhausen-Haitz bot er kürzlich Akteurinnen und Akteuren aus dem heimischen Wirtschaftsraum erneut eine Plattform für Austausch und Netzwerken. Kreisbeigeordneter Jannik Marquart und sein Vorgänger im Amt Winfried Ottmann nutzten die Veranstaltung, um die Verdienste von Walter Dreßbach zu würdigen; schließlich geht der Referatsleiter im kommenden Jahr in den wohlverdienten Ruhestand.
Jannik Marquart stellte die Eckdaten des Reallabors vor. Nach seinen Worten hat die Transformation nicht nur Folgen für Unternehmen und Arbeitskräfte, sondern auch für Politik und Verwaltung sowie für Bürgerinnen und Bürger. „Umso wichtiger ist es, sie aktiv zu gestalten und damit in eine gute Richtung zu lenken“, so der Wirtschaftsdezernent. Die Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises, allen voran Winfried Ottmann und Walter Dreßbach, habe aus diesen Überlegungen heraus 2022 zunächst das Transformationsnetzwerk gegründet. Seit 2023 und bis Ende des Jahres wird das Landesprojekt von der Stabsstelle Fachkräfte für Hessen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales mit wissenschaftlicher Begleitung des Instituts für Wirtschaft Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main finanziert und in enger Kooperation mit dem Main-Kinzig-Kreis umgesetzt. „Dank der Weitsicht des Kreises, der engagierten Mitwirkung der regionalen Akteure und der Unterstützung der Wirtschaftsförderung konnte gemeinsam unter der Moderation des IWAK ein Transformationsökosystem entwickelt werden. Als wertvolles und agiles Instrument mit Unterstützungsangeboten in den Bereichen Bildung, Beratung und Innovation hilft es dem Kreis bei der Bewältigung der Folgen der Transformation und unterstützt bei einer zukunftsorientierten Fach- und Arbeitskräftesicherung vor Ort. Dies ist sicherlich auch beispielgebend über Kreis- und Landesgrenzen hinweg.“, so Claudia Wesner, Leiterin der Stabsstelle Fachkräfte für Hessen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. Dr. Christa Larsen, Leiterin des IWAK, und ihr Team moderierten das Reallabor während der gesamten Projektlaufzeit.
Im „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ wurden die Folgen für den regionalen Arbeitsmarkt und Wirtschaftsraum betrachtet. Aus den gewonnen Erkenntnissen wurden von der fachlich breit aufgestellten Steuerungsgruppe Maßnahmen entwickelt. Die wiederum sollen die heimischen Unternehmen in ihrem Transformationsprozess unterstützen. „Unser Ziel ist, die regionale Wirtschaftskraft zu stärken sowie die Lebensqualität und Attraktivität des Standorts Main-Kinzig zu fördern“, so Jannik Marquart.
In einem Regionalen Transformationsmonitoring wurden sieben Branchen beleuchtet, die im Main-Kinzig-Kreis stark vertreten sind: Automotive-, Bau-, Logistik- Chemie- und Pharma- sowie Maschinenbauunternehmen, aber auch Energie und Kreislaufwirtschaft als Bereiche, die in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen. Anschließend wurden von der Steuerungsgruppe Maßnahmen zusammengetragen, mit denen Unternehmen dieser Branchen auf dem Weg des Wandels unterstützt werden können. „Mehr als 370 Maßnahmen sind dabei zusammengekommen. Sie wurden zu einem umfassenden Transformationsökosystem verknüpft“, erläuterte Jannik Marquart.
Der Öffentlichkeit werden die Ergebnisse aus dem ersten Reallabor Main-Kinzig-Kreis noch in diesem Jahr präsentiert. Hierzu lädt die Stabsstelle Fachkräfte für Hessen im Namen von Arbeitsministerin Heike Hofmann in Kooperation mit dem Kreisbeigeordneten des Main-Kinzig-Kreises Jannik Marquart und dem IWAK zu einer virtuellen Veranstaltung „Transformation in einer Region verstehen und durch eine passfähige Fach- und Arbeitskräftesicherung gestalten. Erkenntnisse aus dem Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ ein – und zwar am 17. Dezember von 10 Uhr bis 13 Uhr.
Die Teilnehmenden der Steuerungsgruppe bewerteten das Projekt schon bei der abschließenden Sitzung positiv. Es habe einen Überblick über die Aktivitäten und Angebote der Institutionen im Kreis geboten sowie für den Transformationsprozess und seine Folgen sowie die Dringlichkeit der Thematik sensibilisiert. Die Teilnehmenden äußerten die Bereitschaft, das Projekt fortzuführen und im Main-Kinzig-Kreis zu verstetigen. Es sei ein Netzwerk entstanden, das es zu pflegen und zu erweitern gelte, hieß es. Deshalb sei es wichtig, das Thema im eigenen Wirkungsbereich weiterzutragen. Mit der geleisteten Pionierarbeit würden wichtige Strukturen geschaffen und Synergien freigesetzt, die die Region voranbringen.
Jannik Marquart und Claudia Wesner bedankten sich bei den Beteiligten für die engagierte Mitarbeit. „Mit dem Projekt sind wir aus der Passivität heraus- und zum Wohle der Region ins Handeln gekommen. Jetzt gilt es mit Mut zur Veränderung neue Wege zu gehen. Wir werden das Erarbeitete in den Wirtschaftsraum hinaus- und in die Unternehmen hineintragen.“, so Jannik Marquart.
Bildunterschrift:
Foto 1: „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“: Kreisbeigeordneter Jannik Marquart (links), Dr. Christa Larsen (Siebte von links), Leiterin des Instituts für Wirtschaft Arbeit und Kultur der Goethe-Universität in Frankfurt, Claudia Wesner (Vierte von links), Leitung der Stabstelle Fachkräfte für Hessen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, und Walter Dreßbach (Sechster von rechts), Leiter des Referats für Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur, haben gemeinsam mit den Mitgliedern der Steuerungsgruppe Pionierarbeit geleistet.
Foto 2: Wirtschaftstreff: Kreisbeigeordneter Jannik Marquart (links) und sein Vorgänger im Amt Winfried Ottmann (Mitte) würdigten die Verdienste von Walter Dreßbach und stellten das „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ vor.
Quelle: Redaktion MKK Echo