Freitag, November 22, 2024
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„Maßgeblich an der Würdigung von Elisabeth Schmitz beteiligt“

„Ihre Aktivitäten haben einen wichtigen Beitrag zur Forschung, Vermittlung und konstruktiv-kritischen Auseinandersetzung zur Hanauer Stadtgeschichte geleistet,“ begann Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri seine Laudatio auf Gerhard Lüdecke, der im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet wurde. „Gleichzeitig machen Sie mit Ihrem Engagement deutlich, wie wichtig der Einsatz für Frieden und Freiheit und gegen Krieg und Faschismus gerade auch heute ist.“

Seine Arbeit im Ehrenamt hat Gerhard Lüdecke schon im Jahre 1977 als Mitglied des Kirchenvorstandes der Marienkirchengemeinde begonnen, führte der Bürgermeister aus. Bis 2007 gehörte er diesem Gremium an und führte es über 24 Jahre als Vorsitzender. Seit Beginn der 1990er Jahre engagierte er sich im evangelischen Arbeitskreis „Christen-Hanau“ Hanau, aus dem Ende 2007 unter anderem die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hanau e.V. hervorging. Auch hier war Gerhard Lüdecke bis zu seinem Ausscheiden 2015 aktiv im Vorstand tätig.

„Maßgeblich beteiligt war Gerhard Lüdecke an der öffentlichen Würdigung von Elisabeth Schmitz als Widerständlerin in der Zeit des Nationalsozialismus.“ 2004 hatte er durch Zufall die Aktentasche mit dem Nachlass von Elisabeth Schmitz gefunden, die unter anderem das handschriftliche Manuskript der Denkschrift „Zur Lage der deutschen Nichtarier“ enthielt.

Im gleichen Jahr 2004 gestaltete er den Besuch von ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Hanau mit. „Auf Ihre Aktivitäten und die sich daraus ergebenden Erkenntnisse geht zurück, dass wir gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen und Waldeck und dem Evangelischen Arbeitskreise „Christen-Juden“ am 1. November 2005 das Ehrengrab für Elisabeth Schmitz auf dem Hauptfriedhof Hanau errichtet haben“, unterstrich Dr. Bieri die Bedeutung von Lüdeckes Einsatz. Auch der Wortlaut der Grabinschrift sei maßgeblich von ihm gestaltet worden. „In den Jahren danach wurden Sie zu einem gefragten Experten für die Arbeit von Elisabeth Schmitz und waren im gesamten Bundesgebiet unterwegs.“

Seit Juli 2014 betreut und begleitet Gerhard Lüdecke eritreische Asylbewerber und Flüchtlinge. Der ehemalige Richter am Amtsgericht Offenbach unterstützt sie bei juristischen und sozialrechtlichen Angelegenheiten sowie bei der Verfassung von Schreiben an verschiedene Behörden. Insbesondere hilft und unterstützt Gerhard Lüdecke die Betroffenen beim Familiennachzug. Mit großen Einsatz widmet er sich dieser oft langwierigen Aufgabe, die von großen psychischen Herausforderungen für alle Beteiligten begleitet ist, da sich diese Verfahren oft über mehrere Jahre hinziehen und die getrennten Familien unter den Hürden sehr leiden. Daneben begleitet er seine Schützlinge zu Ämtern, Ärzten und Krankenhäusern und hilft bei der Wohnungssuche und beim Umzug.

Damit sei die Liste der ehrenamtlichen Aktivitäten aber noch nicht zu Ende, so der Bürgermeister. Seit 1990 sei Gerhard Lüdecke Mitglied des Hanauer Madikwe-Ausschusses, davon einige Jahre als Vorsitzender des Gremiums. Dort half er bei der Organisation und der Durchführung von Partnerschaftsbegegnungen in Südafrika und Hanau.

Schließlich war er bei fast allen 80 Mahnwachen nach Fukushima als Organisator dabei.

„Angesichts dieser beeindruckenden Aufzählung ist es nicht verwunderlich, dass der Landesehrenbrief nicht die erste Auszeichnung ist, die Gerhard Lüdecke erhält.“ Wie Dr. Bieri erinnerte, hat die Stadt Hanau bereits im Jahr 2007 sein Wirken mit der Bürgerplakette gewürdigt. Im Jahr 2017 habe er den Christiane-Braeulich-Preis der diakonischen Flüchtlingshilfe erhalten. „Es gehört zu den schönsten Aufgaben meines Amtes, wenn ich einem so engagierten Mitbürger für seinen Einsatz öffentlich danken kann.“ Denn mit der öffentlichen Anerkennung gehe auch eine gewisse Vorbildfunktion einher, die einen hohen Wert habe. „Gerade nachfolgende Generationen brauchen das Vorbild des gelebten Ehrenamtes, um den gesellschaftlichen Stellenwert ermessen zu können und dann vielleicht selbst eine Aufgabe zu übernehmen.“

Quelle: Stadt Hanau

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