Mittwoch, August 27, 2025
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Manche Arzneimittel sind für Senioren nicht geeignet

Laut Bundesgesundheitsministerium waren im Juli 2024 über 20 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland 65 Jahre alt oder älter. Was Viele nicht wissen: Medikamente wirken im Alter anders als bei durchschnittlichen Erwachsenen und können neue Beschwerden oder Nebenwirkungen hervorrufen. Hinzu kommt, dass Ältere oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig haben, die medikamentös behandelt werden. Dr. Christian Ude, Präsident der Landesapothekerkammer Hessen, empfiehlt: „Vor allem ältere Patienten, die verschiedene Arzneimittel einnehmen, sollten ihre Medikation regelmäßig in der öffentlichen Apotheke oder Arztpraxis überprüfen und bei Bedarf anpassen lassen.“ So kann die Arzneimitteltherapie besonders sicher gestaltet werden. Viele Apotheken bieten darüber hinaus besondere Medikationsberatungen an, durch die Patienten regelmäßig Anspruch auf eine spezielle Analyse ihrer Medikamente sowie ein individuelles Beratungsgespräch haben.

Nebenwirkungen nehmen zu

Zahlreiche Medikamente können bei älteren Menschen häufiger oder andere Nebenwirkungen auslösen als in jungen Jahren. Die Wirkstoffe werden zum Beispiel langsamer oder schneller aufgenommen oder ausgeschieden. Dadurch wirken sie unter Umständen länger oder stärker. In anderen Fällen ist eine abgeschwächte Wirkung möglich. Auch Nieren und Leber arbeiten anders und der Wassergehalt, die Muskelmasse, der Fettanteil sowie einzelne Blutbestandteile des Körpers verändern sich altersbedingt. Darüber hinaus können Nebenwirkungen in manchen Fällen weitreichendere Folgen haben. So kann Schwindel schneller zu einem Sturz führen und bei altersbedingter Osteoporose mit einem Knochenbruch enden. Zudem leiden ältere Patienten oft an mehreren Krankheiten wie hohem Blutdruck, Diabetes, erhöhten Blutfettwerten, Gicht, Herzerkrankungen oder rheumatischen Beschwerden zugleich. Je mehr Medikamente sie einnehmen, desto höher ist das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen.

Medikation nie eigenmächtig ändern

Die Arzneimittel, die für ältere Patienten ungeeignet sein können, stammen aus verschiedenen Medikamentenklassen wie Schmerzmittel, Antibiotika oder Beruhigungsmittel. Sogar wenn Patienten ein Medikament bereits seit 20 Jahren einnehmen, kann es sein, dass sie dieses nicht mehr so gut vertragen oder dass sich seine gewohnte Wirkung nicht mehr stark genug entfaltet. Wird der Wirkstoff hingegen mittlerweile zu langsam ausgeschieden, kann die bisherige Einnahme von drei Tabletten am Tag eine Überdosierung bedeuten, sodass eine Anpassung der Dosis nötig ist. Im Einzelfall kann es sogar sinnvoll sein, ein Arzneimittel ganz abzusetzen, wenn die Nebenwirkungen zu stark sind. Wichtig ist, dass diese Schritte nie eigenmächtig erfolgen dürfen. Betroffene sollten zuvor immer ein Gespräch mit dem Apotheker oder behandelnden Arzt führen.

Potenziell nicht geeignete Medikamente

Wer ernsthafte Nebenwirkungen oder unerwartete Wechselwirkungen so gut wie möglich vermeiden möchte, sollte vor Ort eine Stammapotheke auswählen und sich in die Kundenkartei eintragen lassen. Dann kann das Apothekenteam alle verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamente, die der Patient einnimmt, erfassen und die Medikation prüfen. Erhalten Patienten ein neues Arzneimittel, kann es sinnvoll sein, die Dosierung unter Anleitung des Apothekers oder Arztes erst niedrig anzusetzen und dann langsam zu steigern, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. So können Überdosierungen vermieden und ein sanfter Therapieeinstieg erzielt werden. Eine wertvolle Unterstützung für Pharmazeuten ist die sogenannte Priscus-2.0-Liste, die mehr als 150 Wirkstoffe umfasst, die für ältere Menschen potenziell ungeeignet sind. Die Einordnung ist anwendungsspezifisch, berücksichtigt also beispielsweise die Therapiedauer oder Dosis bestimmter Medikamente. Es handelt sich jedoch nicht um eine generelle Ausschlussliste. Je nach patientenindividueller Beurteilung durch den behandelnden Arzt kann ein aufgeführtes Medikament dennoch sinnvoll und wichtig sein.

Pharmazeutische Dienstleistungen: besondere Medikationsberatungen

Zahlreiche öffentliche Apotheken bieten sogenannte pharmazeutische Dienstleistungen an. Dies sind besondere Beratungen, um die Arzneimitteltherapie bei bestimmten Erkrankungen regelmäßig zu kontrollieren, zu verbessern und offene Fragen zu beantworten. So haben zum Beispiel Patienten, denen fünf oder mehr Medikamente verordnet wurden, alle zwölf Monate Anspruch auf eine erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation. Dabei prüft der Apotheker das Zusammenwirken aller verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Arzneimittel sowie Nahrungsergänzungsmittel, informiert in einem vertraulichen Gespräch über individuelle Besonderheiten und erstellt einen optimierten Medikationsplan. Weitere pharmazeutische Dienstleistungen werden bei Bluthochdruck, der Einnahme von Krebsmedikamenten, der Anwendung von Medikamenten zum Inhalieren sowie nach einer Organtransplantation angeboten. Diese Services sind für die Betroffenen kostenlos. Wann und wie oft ein Anspruch besteht, hängt von der jeweiligen pharmazeutischen Dienstleistung ab.

Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 6.900 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder.

Text: LANDESAPOTHEKERKAMMER HESSEN

Bild: Ältere Patienten sollten ihre Medikation regelmäßig in der öffentlichen Apotheke überprüfen lassen, um altersbedingte Nebenwirkungen zu vermeiden. © Foto: ABDA

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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