Erforderliches Sicherheitskonzept für 80 Kilometer lange Wegstrecke ist bis September nicht zu gewährleisten
Main-Kinzig-Kreis. – Der Radlersonntag „M-net Kinzigtal total“ wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Wie Landrat Thorsten Stolz nach eingehender Beratung mit dem Organisationsteam mitteilt, sei ein erforderliches Sicherheitskonzept für die insgesamt rund 80 Kilometer lange und überwiegend offene Strecke in der Zeit bis September nicht in angemessener Weise zu realisieren – gerade auch mit dem Einsatz von Fahrzeugen. Am Dienstagnachmittag wurde zunächst der Kreisausschuss über die Entscheidung und deren Hintergründe informiert, danach die beteiligten Kommunen und Vereine.
„Nach den Vorkommnissen im öffentlichen Raum, die wir in den vergangenen Monaten gesehen haben, können wir – auch nach Rücksprache mit der Polizei – nicht nach dem Schema der zurückliegenden Jahre vorgehen“, sagt Stolz. „Dazu gehört eben auch das realistische Szenario eines Angriffs mit einem Fahrzeug auf der Strecke.“ Mit Blick auf die vielen tausend Teilnehmenden und die zahlreichen Veranstaltungen entlang der Strecke sei es notwendig, eine sorgfältige Gefährdungsanalyse durchzuführen. Selbst wenn das Ergebnis kurzfristig vorliegen würde, seien die sich daraus ergebenden Maßnahmen und Anpassungen innerhalb weniger Monate nicht umsetzbar.
Zu erwarten wären zudem Zusatzkosten, die sich nach vorsichtigen ersten Schätzungen des Kreises im sechsstelligen Bereich bewegen. Diese Kosten seien bei der angespannten Haushaltslage des Main-Kinzig-Kreises im Moment „nicht abbildbar“, so der Landrat. Aber dies sei auch erst einmal nicht das Hauptthema, „sondern die Sicherheit der Teilnehmenden, der Familien, für die wir als Veranstalter die alleinige Verantwortung tragen“.
Nach der offiziellen Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz sowie des Bundesinnenministeriums „ist und bleibt die Sicherheitslage angespannt“. Die Zahl extremistischer Straftaten hat in Deutschland neue Höchstwerte erreicht, was nicht nur die Sicherheitsbehörden zu entsprechenden Maßnahmen veranlasst. „Die erhöhte Sensibilität gilt insbesondere auch für die Planung, Genehmigung und Durchführung von Großveranstaltungen“, erklärt Landrat Thorsten Stolz. Das bestehende Konzept für den Radlersonntag müsse nach den jüngsten Anschlägen in Deutschland – auch in Abstimmung mit der Polizei und den beteiligten Kommunen – gründlich überprüft und ergänzt werden. „Dafür benötigen wir Fachleute, um die komplexen Faktoren und Rahmenbedingungen korrekt einschätzen zu können“, erläutert er. Auf Grundlage der differenzierten Bewertung könnten dann die konkreten Handlungsempfehlungen zur Risikominimierung formuliert werden.
Die realistische Vorlaufzeit für ein solches Konzept, das all die Besonderheiten auf der 80 Kilometer langen Strecke durch den Main-Kinzig-Kreis berücksichtigt, liege bei einem Dreivierteljahr. Unter den gegebenen Voraussetzungen ist das für das Radler-Event in diesem Jahr nicht zu erreichen.
Eine vollkommene Sicherheit sei bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum zwar niemals zu erreichen, aber eine gezielte und effektive Prävention sei machbar, sagt Landrat Thorsten Stolz. Ein insgesamt 80 Kilometer langes Straßenfest stelle dabei allerdings nochmal eine ganz besondere Herausforderung dar. „Die Teilnehmenden verlassen sich darauf, dass die Organisatoren sich um ihre Sicherheit kümmern. Diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst“, so der Landrat.
In den kommenden Monaten werde sich das Organisationsteam aus dem Amt für Kultur, Sport, Ehrenamt und Regionalgeschichte intensiv diesem Thema widmen, um bis 2026 ein tragfähiges Maßnahmenpaket zu prüfen. Schon jetzt stehe fest, dass ein zusätzliches Maß an Sicherheit auch mehr Personal und höhere Kosten bedeutet. „Auch diese Faktoren müssen wir für die künftigen Planungen berücksichtigen und gute Lösungen finden“, ergänzt Thorsten Stolz.
Landrat Stolz macht allerding auch kein Geheimnis daraus, dass hinter der Veranstaltung, bedingt durch die verschiedenen Rahmenbedingungen und die Notwendigkeit eines schlüssigen und tragfähigen Sicherheitskonzepts, grundsätzlich ein Fragezeichen stehe. „Eine Veranstaltung mit 80 Kilometern offener Veranstaltungsfläche ist eine völlig andere Art der Veranstaltung als ein räumlich abgegrenzter Weihnachtsmarkt oder ein Volksfest. Und genau das ist der Punkt, der uns aktuell Kopfzerbrechen bereitet und für uns bedeutet, dass wir die Veranstaltung nicht mehr einfach so laufen lassen können“, so der Landrat abschließend.
Bildunterschrift: In diesem Jahr findet M-net Kinzigtal total nicht statt. Archivbild: Kreispressestelle
Quelle: Redaktion MKK Echo