Nidderau. „Nun sag, wie hast du‘s mit der Religion?“ Die Gretchenfrage, wer kennt sie nicht? Auch rund 200 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 der Bertha-von-Suttner-Schule setzten sich mit dieser in Goethes Faust aufgeworfenen Frage in ihrem Deutschunterricht auseinander.
Passend dazu lud der Fachbereich Deutsch unter der Leitung von Oberstudienrätin Kerstin Petsch dieser Tage ein Ensemble der Kulturschule Leipzig an die Nidderauer Schule ein, das den altbekannten „Faust“ in der Schulaula aufführte.
Inszeniert wurde das Theaterstück als rasante Komödie, die von gerade einmal zwei Darstellern, Günther Keilhauer und Daniela Frese, in atemberaubendem Tempo als „Fast Faust“ mit Witz, Humor und dennoch werkgetreu und in ernsthafter Auseinandersetzung mit der wohl größten deutschen Tragödie präsentiert wurde.
Mit kuriosen Fakten rund um Goethe und die deutsche Klassik stellten beide Akteure das Faust-Drama sehr eindrücklich dar und verwandelten die Literatur in fesselnde Unterhaltung.
Die Inszenierung blieb nicht nur bei der Zahl der Schauspieler, sondern in jeglicher Form schlicht gehalten: Schlicht an Kostümen, an Accessoires und an Bühnenbildern.
Ziel der Leipziger Künstler war es, die Fantasie der Jugendlichen herauszufordern und diese mit imaginären Bildern zu beflügeln. Während der szenischen Übergange erhielten die Zuschauer daher fortlaufend Beschreibungen der Bühnenbilder und gespielten Inhalte. So sollten und konnten sie sich individuell die Szenen „ausmalen“: Entwickelt sich Fausts Leben in einer Szene zu einer rasanten Achterbahnfahrt, nachdem er sich auf einen Pakt mit Mephisto einlässt, tötet er in einer anderen gemeinsam mit Gretchen die Mutter, um mit ihr eine Nacht für sich zu haben. Das schwangere Gretchen bleibt dann jedoch allein zurück. Während der von Gewissensbissen geplagte Faust Zerstreuung auf dem Blocksberg sucht, wird Gretchen hingerichtet.
Die beiden Leipziger Künstler fanden sich gekonnt in ihre verschiedenen Rollen ein, traten aber immer wieder auch aus den Rollen heraus und stellten Rückfragen zum Stück, die die fast 300 Schülerinnen und Schüler der Bertha-von-Suttner-Schule dankbar annahmen.
Mit der modernen Umsetzung des Fausts bestand die Möglichkeit, sich dem Thema einmal ganz unkonventionell anzunähern. Finanziert wurde die schulische Aufführung aus Mitteln des hessischen Landesprogramms Löwenstark – der Bildungskick.
@Katharina Maiwald und Harald Klose
Quelle: Redaktion MKK Echo