Nidderau. Eigentlich sollte das Busfahren in Nidderau zum Nulltarif ermöglicht werden. Das jedenfalls hatte die CDU Senioren Union für die älteren Mitbürger der Stadt ursprünglich angestrebt, war damit aber schon aus Kostengründen in der Stadtverordnetenversammlung an der Mehrheit gescheitert. Doch das Thema blieb. Über den Arbeitskreis Nahmobilität kam er wenig später doch wieder ins Stadtparlament und wurde dort aus einem kostenlos Ticket für alle schließlich in eine Fahrkarte zum reduzierten Preis umgewandelt. Mit dieser Vorstellung wandte sich die Stadt an den RMV und stieß dort auf wenig Gegenliebe, obwohl es in der Nachbargemeinde Hammersbach schon seit Dezember 2021 ein Ein-Euro-Ticket für Ortsfahrten gibt. Dabei bezuschusst die Gemeinde die Differenz zum normalen Regelpreis. Die Gespräche mit dem RMV(Rhein-Main-Verkehrsverbund) und der KVG (Kreisverkehrsgesellschaft und zuständig für den Busverkehr) gestalteten sich äußerst schwierig, wie der Erste Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) und der KVG-Geschäftsführer Rüdiger Krenkel am Dienstag bei einem Pressegespräch zur Einführung des reduzierten Buspreises in Nidderau bekanntgaben. Die Schwierigkeit lag in der Eingliederung der Subvention in das gesamte Tarifsystem des RMV. „Durch Nidderau verlaufen mehrere Bus- und Bahnverbindungen. Mit einer Senkung der Buspreise aufgrund der Subvention durch die Stadt wäre das ganze Tarifsystem des RMV, das sich über einen Großteil Hessens erstreckt, ins Wanken geraten. Und das galt es zu vermeiden“, so Krenkel zur Erklärung. Werner Labbit (RMV) versuchte anschließend dieses System noch genauer zu erklären, indem er darauf hinwies, dass die in Nidderau verkehrenden Busse ihren Betrieb nicht nur auf das Stadtgebiet beschränkten, sondern auch in andere Orte oder Kreise führen. Das Problem der eingeschränkten Subventionsmöglichkeit liege darin, dass Nidderau an vier verschiedene Tarifgebiete grenze und der RMV verhindern wolle, dass durch das Lösen von verschiedenen Fahrscheinen in unterschiedlichen Tarifgebieten sich für die Fahrgäste ungewollte Vorteile ergeben könnten. Deshalb konnte auch kein einheitlicher Einzelfahrschein für das gesamte Stadtgebiet erreicht werden, so der RMV-Mitarbeiter Labbit.
Den meisten Teilnehmern an dieser Präsentation blieben diese Erklärungsversuche am Ende jedoch weiterhin wenig nachvollziehbar. „ Das klingt alles sehr schön und logisch, doch verstanden habe ich es trotzdem nicht“, meinte beispielsweise der Vorsitzende des städtischen Stadtentwicklung und Infrastruktur Helmut Brück (SPD). Und aus der Reaktion der Umstehenden war ersichtlich, dass es ihnen genauso erging. Selbst Stadtrat Vogel, der an den Verhandlungen mit dem RMV und der KVG beteiligt war, räumte ein, dass es kaum einer verstehe, warum die Stadt den innerstädtischen Busverkehr nur bedingt subventionieren dürfe. Schließlich ginge es doch sowohl um die Verringerung des Individualverkehrs als auch um die finanzielle Entlastung der Bürger. Die fast zweijährigen Verhandlungen endeten schließlich mit dem Ergebnis, dass Busfahrten in der Preisstufe 1 mit 1 Euro für Erwachsene und 0,60 Euro für Kinder sowie in der Preisstufe 2 mit 1,30 Euro für Erwachsene und 1,35 Euro für Kinder subventioniert werden. Damit senkt sich der Fahrpreis für Erwachsene, die im Stadtgebiet den Bus nutzen, von bisher 2,80 Euro (Heldenbergen und Windecken) auf 1,80 Euro, beziehungsweise von bisher 3,60 Euro auf nunmehr 2,30 Euro in der Preisstufe 2 für eine Einzelkarte.bei Fahrten von Eichen, Erbstadt, Ostheim in das restliche Stadtgebiet ). Der neuen Fahrpreise gelten seit vergangenen Sonntag (15.12.24). Die geschätzten Gesamtkosten der Subventionierung für die Stadtkasse werden mit überschaubaren 7200Euro kalkuliert.
Jürgen W. Niehoff
3 Fotos anbei
1. bei der Vorstellung der neuen Bustarife für das Nidderauer Stadtgebiet von li.: Rüdiger Krenkel (KVG) , Erster stadtrat Rainer Vogel ( Nidderau) und Werner Labbit (RMV)
2. Geladen zu der Vorstellungsrunde der Tarife waren die Mitglieder des Arbeitskreises Nahmobilität und des Stadtentwicklungs- und Infrastrukturausschusses
3. sie waren alle direkt oder indirekt am Zustandekommen des neuen Bustarife innerhalb Nidderaus beteiligt.
Quelle: Jürgen W. Niehoff