Projekte der Demokratiebildung an der Europaschule vor der Landtagswahl
An der Kopernikusschule Freigericht stehen demokratische Wahlen an: Die Vertretung der Schülerinnen und Schüler (SV) wird in diesen Tagen an der Kopernikusschule Freigericht neu gewählt. Der bisherige SV-Vorstand hat die Wahlen mit großer Sorgfalt geplant und den Rat der Schülerinnen und Schüler (SR) zunächst eingehend über Kandidatinnen und Kandidaten sowie die umfangreichen Wahlgänge für die unterschiedlichen Ämter in der SV informiert. Mit großer Disziplin und Diskussionsfreude werden nicht nur Regularien dieser Wahl eingehalten, sondern auch die Themen und Richtlinien für die Mitwirkung der Schülerschaft an der Gestaltung des schulischen Alltags besprochen und diskutiert. Jüngere, erst kürzlich gewählte Klassensprecherinnen und Klassensprecher sind genauso dabei wie ältere SV-Mitglieder.
Die Wahl und auch die erfolgreiche Arbeit und das große Engagement der SV-Mitglieder in den vergangenen Jahren sind Bestandteil der demokratischen Kultur an der Europaschule und stellen gleichzeitig einen fortgeführten Lernprozess dar, wie Demokratie gelebt und fortgeführt werden kann.
In den beiden Wochen vor der Landtagswahl am 08.10.2023 finden zudem weitere Projekte zur Förderung der demokratischen Kultur an der Europaschule statt. Je nach Altersstufe und Vorbildung haben die Projekte unterschiedliche Prägungen.
So wird in den Stunden für die Klassengemeinschaft in den Jahrgängen 5 und 6 das Projekt Klassenrat praktiziert, in dem die Schülerinnen und Schüler lernen, sich in einem demokratischen und geregelten Verfahren zu verständigen, die eigenen Bedürfnisse und Beobachtungen zu äußern und in konstruktiven Auseinandersetzungen gemeinsame Entscheidungen oder Lösungen gemeinsamer Probleme zu finden. Die Anliegen einzelner Schülerinnen und Schüler werden im Briefkasten des Klassenrats gesammelt und in der gesamten Klasse besprochen. So wird im Verlauf der Klassenratsstunden klar, dass alle Schülerinnen und Schüler der Klasse die gleichen Rechte haben und wertvolle Beiträge zum Klassengeschehen leisten können – eine wichtige Grundlage für demokratische Strukturen in Schule und Gesellschaft!
Mit den Grundlagen einer an wahren und überprüfbaren Fakten orientierten, fairen demokratischen Debatte befassen sich Schülerinnen und Schüler im Unterricht für die Computergrundbildung in Jahrgang 7, indem sie bestimmte Aussagen durch einen Faktencheck überprüfen und lernen, welche Kriterien und Recherchetechniken hierfür geeignet sind.
Die SV veranstaltet für ältere Schülerinnen und Schüler zur aktiven Auseinandersetzung mit der Landtagswahl ein Projekt der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, die Juniorwahl. Die Schülerinnen und Schüler führen schulweit eine Wahl parallel zur Landtagswahl durch, nachdem sie sich mit den Wahlprogrammen der Parteien gründlich auseinandergesetzt und über aktuell brisante Themen debattiert haben. Das Projekt wird von der SV (Vertretung der Schülerinnen und Schülern), den Verbindungslehrkräften und den Lehrkräften des Faches Politik und Wirtschaft in mehreren Jahrgangsstufen betreut.
In Zusammenarbeit mit dem MBT (Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus – für demokratische Kultur in Hessen e.V.) haben Frau Ulla Mohrmann und Frau Veronika Löbig gemeinsam mit 15 Schülerinnen und Schülern der SV und der AG DaZugehören ein ganztägiges Antirassismusprojekt durchgeführt, unter anderem mit einem Rollenspiel zum Umgang mit diskriminierenden Parolen und Überlegungen zur Verbesserung der Schulkultur.
(Bild Paulskirche)
Mit den Kompetenzen für eine demokratische Kultur in einer globalisierten Welt hatte sich bereits in der Woche vom 16. – 24. September unter der Leitung von Herrn Karsten Weiß und Frau Marie-Luise Campen-Schreiner ein internationales Erasmus-Projekt auseinandergesetzt, an dem 40 Schülerinnen und Schüler sowie zehn Lehrkräfte aus der spanischen Enklave Melilla im nordafrikanischen Marokko, dem italienischen Lecce, der niederländischen Stadt Gulpen, der schwedischen Hauptstadt Stockholm und der Kopernikusschule Freigericht teilnahmen. Unter dem Projekttitel Global Citizenship setzten sie sich mit Gesetzen für mehr Gleichbehandlung der Geschlechter und zur Stärkung der Demokratie in Europa als Teil der globalisierten Welt.
(Bild Rollstühle)
In ganz anderer Weise befassten sich in der Woche vom 25. bis 29.09.2023 Schülerinnen und Schüler aus dem niederländischen Gulpen und der Europaschule in Freigericht im Rahmen eines bilateralen Erasmus-Projekts mit dem Titel Inclusion Matters mit dem Alltag beeinträchtigter Menschen, etwa mit einem Training im Rollstuhlfahren oder einem Besuch in Marburg an der Blista (Bundesweites Kompetenzzentrum für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung). Dabei setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit den vielfältigen Möglichkeiten zur Verbesserung von Teilhabe und Gleichberechtigung beeinträchtigter Mitmenschen auseinander, auch vor dem Hintergrund von Grund- und Menschenrechten.
Diese und weitere Projekte an unserer Schule geben gute Gelegenheit, kurz vor der Landtagswahl in Hessen demokratische Prozesse und Verfahren in unserer Gesellschaft, vor allem aber im Schulalltag stärker ins Bewusstsein zu rücken und damit die Schülerinnen und Schüler als handelnde Akteurinnen und Akteure einer demokratischen Kultur anzusprechen. Die Projekte laden ein, demokratische Verhaltensweisen einzuüben und am eigenen Beispiel zu erleben, dass die Voraussetzung für eine demokratische Kultur und eine funktionierende Demokratie darin besteht, dass die gleichberechtigte Teilnahme aller Beteiligten sowie die Grund- und Menschenrechte geachtet werden. Das gilt auch in unserer Schulgemeinde mit ihren inklusiven und integrativen Herausforderungen.
„Demokratie als Lebensform, Gesellschaftsform und Herrschaftsform soll in vielen Bereichen unserer schulischen Bildung eingeübt und reflektiert werden. Der Referenzrahmen Kompetenzen für eine demokratische Kultur des Europarates ist für die Gestaltung und Auswertung der Projekte an der Schule von großer Bedeutung. Für alle Altersstufen, Schulzweige oder für unterschiedliche Unterrichtsmethoden und übergreifende Projekte finden wir an unserer Europaschule vielfältige Aktivitäten, um Kompetenzen für eine demokratische Kultur aufzubauen und zu verstärken“, so Schulleiter Ulrich Mayer. Sein Dank für die Durchführung der Projekte geht an die vielen Projektbeauftragten, die Vertretung der Schülerinnen und Schüler (SV), die Klassen- und Fachlehrkräfte und nicht zuletzt an die Verantwortlichen für das Projekt Gewaltprävention und Demokratielernen unter Federführung von Frau Kerstin Mathie, Leiterin des Fachbereichs 2. „Unsere Schülerinnen und Schüler arbeiten im Schulalltag mit den Lehrkräften zusammen nachhaltig für eine demokratische Kultur, verbunden mit den schulischen Querschnittsaufgaben Soziales Lernen, Demokratielernen und politische Bildung“, so der Schulleiter. Denn alle genannten Projekte gehören zum Schulprogramm der Kopernikusschule Freigericht. Sie sollen immer wieder verdeutlichen, dass alle Schülerinnen und Schüler aller Schulzweige und Jahrgänge die gleichen Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte haben, seien es Kinder und Jugendliche mit besonderen Unterstützungsbedarf im Bereich Inklusion, mit ihren unterschiedlichen Familiensprachen oder Traditionen.
Quelle: Thorsten Weitzel