Mittwoch, Mai 21, 2025
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In Grimmelshausens Namen

Den mit 10.000 Euro dotierten Grimmelshausen-Preis 2025 erhält der
1971 in Leipzig geborene Schriftsteller und Psychiater Jakob Hein für
seinen Roman „Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den
Weltfrieden auslöste“. Der bereits mehrfach ausgezeichnete Autor
studierte Medizin in Berlin, Stockholm und Boston und promovierte
im Jahr 2000 an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Den mit 2.500 Euro dotierten Grimmelshausen-Förderpreis 2025 erhält die Autorin Charlotte Gneuß für ihren Roman „Gittersee“.

Zu Heins bekanntesten Büchern zählen „Die Orient-Mission des Leutnant
Stern“ (2018) und „Hypochonder leben länger und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis“ (2020). In seinem jüngsten Roman erzählt Hein eine deutsch-deutsche Geschichte, wie es sie noch nie
gegeben hat: Zu Beginn der Achtziger Jahre nimmt der frisch examinierte
Jungaktivist Grischa Tannberg bei der Staatlichen Plankommission der
DDR, genannt PlaKo, seine Arbeit auf und erträgt es nicht, sich dort im
„kunstvollen Warten“, im bürokratischen Leerlauf zu üben. Stattdessen
entwirft er den tatsächlich verwegenen Plan, an der innerdeutschen
Grenze einen schwunghaften Cannabis-Handel zu eröffnen.

Die Jury würdigte vor allem Heins Kunst, die beiden deutschen Staaten
im Rahmen eines Schelmenromans gekonnt in ein satirisches Licht zu
tauchen, ohne je in unreflektierte Stereotypen zu verfallen. Die RomanKomödie um Grischas großen Haschisch-Deal entwickle, so die Jury, einen beträchtlichen erzählerischen Sog: „Die mit scheinbar leichter Hand
dargebotene Geschichte führt zu politischen Turbulenzen auf höchster
Ebene und ermöglicht es dem Autor, seinen phantastischen, durchaus
neben der Spur angesiedelten Plot auf historische Ereignisse und Figuren zu projizieren. Das ergibt ein beträchtliches Lesevergnügen, das zudem ausgesprochen erhellend ist. Hein zeigt wie kaum ein anderer, dass
die deutsche Literatur zu Witz, Komik und Humor in der Lage ist – was
auf diesem Niveau äußerst selten vorkommt.“

Der Grimmelshausen-Preis wird seit 1993 alle zwei Jahre von den Städten Gelnhausen und Renchen und von den Bundesländern Baden-Württemberg und Hessen vergeben. Zu den früheren Preisträgerinnen und
Preisträgern zählen u. a. Ruth Klüger, Brigitte Kronauer, Peter Kurzeck,
Robert Menasse und Adolf Muschg.

Den mit 2.500 Euro dotierten Grimmelshausen-Förderpreis 2025 erhält
die Autorin Charlotte Gneuß für ihren Roman „Gittersee“. Charlotte
Gneuß wurde 1992 in Ludwigsburg geboren, nachdem ihre Eltern die
DDR verlassen hatten. Sie studierte in Dresden und Berlin sowie am Literaturinstitut Leipzig. In ihrem Debüt erzählt Frau Gneuß von der 16-jährigen Karin, die in den 1970er Jahren mit ihrer sich nicht im Gleichgewicht befindenden Familie im Dresdener Vorort Gittersee lebt. Als ihr Freund Republikflucht begeht, gerät sie in die Fänge der Stasi und lässt
sich als IM anwerben. Die Juroren hoben Gneuß‘ lapidare, präzise Sprache, ihren genauen Blick und die Souveränität hervor, mit der sie ihren Erstling komponiert hat.

Der Jury gehörten in diesem Jahr Beate Laudenberg, Jürgen Glocker und
Wolfram Weimer an. Der Grimmelshausen-Preis und der Förderpreis
werden am 22.10.2025 in Renchen verliehen.

Bild: Foto: Alena Schmick
Das Foto ist honorarfrei zum einmaligen Gebrauch binnen eines Jahres nach Erhalt des Fotos für
Pressearbeit und Werbung des S. Fischer Verlags.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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