Einführungsvorträge von Jens Troester, Chefdirigent der Neuen Philharmonie Frankfurt, fördern Musikverständnis
Troesters Einführungsvorträge zu den musikalischen Inhalten und historischen Zusammenhängen der jeweiligen Werke im Programm tragen maßgeblich zur Beliebtheit der Konzertreihe bei. Sie sind so gut besucht, dass die Plätze im ursprünglich dafür vorgesehenen Kammermusiksaal des CPH längst nicht mehr ausreichen und die Einführung direkt im großen Konzertsaal stattfindet.
„Herr Troester erzählt sehr lebendig und einfühlsam, welches Schicksal ein Komponist in sein Werk gelegt hat. Das ist kein trockener akademischer Vortrag, ganz im Gegenteil. Als es beim Saisonauftakt im Oktober beispielsweise um den walzerartigen zweiten Satz in Tschaikowskys 6. Sinfonie ging, beschrieb er das im 5/4-Takt gehaltene Stück als hinkend. Und er hat dieses Hinken dann tatsächlich vorgemacht. Das war so eindrücklich, dass ich es für immer im Gedächtnis behalten werde“, ist Helmut Boos noch heute begeistert. Gemeinsam mit Gattin Gabriele hat er im Oktober einen Besuch bei der Tochter in Hanau mit dem Konzertbesuch verknüpft. „Wir wohnen leider über 200 Kilometer weit weg und können nicht zu jedem Konzert kommen. Doch es lohnt sich durchaus, den weiten Weg auf sich zu nehmen, allein schon wegen Herrn Troester, aber auch der Musikerinnen und Musiker wegen“, sagt Helmut Boos.
Gabriele Boos zehrt ebenfalls noch Wochen später vom Konzerterlebnis im CPH: „Ich war regelrecht geflasht davon, wie das Orchester Tschaikowskys Sinfonie gespielt hat und insbesondere, wie Herr Troester dirigiert hat. Sein ganzer Körper war die Musik.“ Freimütig gesteht sie, dass sie die Musik ohne den Einführungsvortrag nicht richtig hätte genießen können. „Herr Troester hat mir den Menschen Tschaikowsky nahegebracht und sehr gut erklärt, unter welchen Umständen die Sinfonie entstanden ist. Ich hätte das Werk ohne die Einführung wahrscheinlich als ein großes und wildes Durcheinander empfunden. So aber konnte ich jeden Instrumenteneinsatz richtig einordnen und genießen“, freut sie sich.
Wie gelingt es Jens Troester regelmäßig, Verständnis für klassische Musik aufzubauen und das Publikum mit seinen Einführungsvorträgen mitzunehmen? Wir haben ihn nach dem Geheimnis seiner Einführungsvorträge gefragt:
Wie bereitet sich der Chefdirigent der Neuen Philharmonie Frankfurt auf die Vorträge vor?
„Meistens zu spät“, lacht er. „Ich bin weder Musikwissenschaftler noch Dramaturg. Nur weil ich ein Stück dirigiere, heißt das noch lange nicht, dass ich automatisch alles über seine Entstehung, oder über die Lebensläufe der Komponisten weiß. Also setze ich mich in der Vorbereitung hin und lese in Nachschlagewerken, Musiklexikons, Konzertführern, Biografien und natürlich auch im Internet. Am Ende habe ich dann oft zu viele Informationen und muss aussuchen, was für die halbe Stunde passt.“
Was ist Ihnen wichtig zu vermitteln?
„Hintergrundwissen vertieft den Hörgenuss: Es ist wie beim Essen – wenn man weiß, was drinsteckt, schmeckt es einfach besser! Ich finde spannend zu vermitteln, was das Besondere an einem Stück ist: Wie ist es entstanden? Ist es ein erster Versuch oder ein Spätwerk? Wie war die Reaktion bei der Uraufführung? War es ein Erfolg oder fiel es beim Publikum durch? Letzteres war oft der Fall, wenn die Musik ungewöhnlich oder neuartig war. Etwas zur Entstehungszeit radikal Neues mag uns heute gar nicht mehr groß auffallen, da finde ich es wichtig, darauf hinzuweisen – man hört es dann mit anderen Ohren. Allerdings halte ich wenig davon, theoretische Fachvorträge zu halten. Wir sind schließlich im Konzertsaal und nicht an der Uni!“
Kam es in all den Jahren auch mal zu „Zwischenfällen“?
„Wir haben unsere Generalproben immer nachmittags am Konzerttag. Einmal ging es mir nach der Probe nicht gut, und ich musste die Einführung sehr kurzfristig absagen, um mich fürs Konzert zu schonen. Meine Schwester Kathrin, unsere Soloflötistin, ist dann für mich eingesprungen und hat mit dem Solisten ein Interview gemacht. Das war für das Publikum mal etwas ganz anderes und kam auch sehr gut an. Wunderbar auch, dass der Solist spontan dazu bereit war.“
Es geht immer wieder um bekannte Größen: Beethoven, Mozart, Mahler… und das Stammpublikum der Congress Park Sinfonie weiß bereits sehr viel über diese Komponisten. Wie schaffen Sie es, immer wieder Neues oder noch Nichtbekanntes auszugraben?
„Das Hanauer Publikum ist eine Mischung aus Kennern, Genießern und Fans – und ja, viele sind schon sehr kundig. Da muss ich nicht erklären, wer Beethoven ist. Aber ich glaube, es ist für alle etwas dabei. Jedenfalls freue ich mich sehr über den großen Zuspruch: Bei der Congress Park Sinfonie kommen erheblich mehr Leute zur Einführung als andernorts.“
Festliches Konzert mit Solo-Trompete
Beim zweiten Sinfoniekonzert der Reihe Congress Park Sinfonie mit der Neuen Philharmonie Frankfurt am 16. Dezember steht die Trompete als Soloinstrument im Mittelpunkt. Aleksander Kobus, Polens wohl bedeutendster Trompeter, zeigt
in gleich drei Werken seine Kunst. Johann Wilhelm Hertels Trompetenkonzert scheint wie für ihn komponiert. Unverkennbar barocke Laute erklingen mit Georg Philipp Telemanns dreisätziger Trompetensonate in italienischem Stil. Mirosław Gąsieniecs moderne Elegie schließlich fordert Trompete und Flügelhorn im Wechsel. Das festlich-fröhliche Konzert beginnt mit Respighis zauberhaftem „Trittico Botticelliano“. Im zweiten Teil steht Joseph Haydns Sinfonie Nr. 99 auf dem Programmzettel. Jugendlich-temperamentvoll, eindringlich-intensiv und voller Überraschungen.
Mehr dazu im Einführungsvortrag, eine Stunde vor Konzertbeginn um 18.30 Uhr. Tickets sind ab 44 Euro bei Frankfurt Ticket Rhein-Main im Hanau Laden und online sowie bei weiteren Verkaufsstellen erhältlich. Die Abendkasse ist ab 17.30 Uhr geöffnet.
Quelle: Stadt Hanau