Neujahrsempfang der Stadt Gelnhausen mit rund 400 Gästen – Bürgerpreis CIVICUM 2024 in drei Kategorien vergeben
Etwa 400 Repräsentanten der Gelnhäuser Stadtgesellschaft stießen im Barbarossasaal des Main-Kinzig-Forums auf das neue Jahr an, tauschten sich aus, informierten sich über die aktuelle Lage ihrer Heimatstadt und wurden Zeuge einer besonderen Auszeichnung: Im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Gelnhausen wurde der Bürgerpreis CIVICUM 2024 in den drei Kategorien „Alltagshelden“, „Junge Helden“ und „Ehrenwerk“ vergeben. Unter dem Applaus des großen Auditoriums nahmen das Ferienspiel-Team Meerholz-Hailer, die AG Computerclub Colemancenter des Grimmelshausen-Gymnasiums und für das Stolperstein-Projekt Christine Raedler, Rosemarie Bartel, Prof. Dr. David Lupton (in Abwesenheit) und Gail Lupton ihre Auszeichnungen entgegen. Stadtverordnetenvorsteher Dr. Peter Tauber und Bürgermeister Christian Litzinger nahmen die Ehrungen vor.
In seiner Rede skizzierte der Rathauschef Projekte, die 2025 angegangen und umgesetzt werden sollen. In diesem Zusammenhang richtete er ein besonderes Augenmerk auf das JOH-Areal. Mit dem Investor Oliver Kropp habe die Stadt den richtigen Mann gefunden, um das ehemalige Kaufhausgelände in ein Wohn- und Geschäftsviertel umzuwandeln. Auch die Sanierung der Stadthalle und die angespannte finanzielle Situation der Stadt waren Thema. Parlamentschef Dr. Peter Tauber skizzierte den politischen Umgang im Gelnhäuser Parlament und fand positive Worte wie auch Kritikpunkte.
Anschließend stand das Ehrenamt im Mittelpunkt des Abends. Der Bürgerpreis CIVICUM wird jedes Jahr an Einzelpersonen oder Gruppen aus Gelnhausen vergeben, die sich in besonderer Weise für das Gemeinwesen und ihre Mitmenschen einsetzen. Der Preis ist mit je 500 Euro dotiert.
In der Kategorie „Junge Helden“ fiel die Wahl der Jury auf die Schüler-AG „CoCoClub“ des Grimmelshausen-Gymnasiums. Sie helfen Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenzentrums Colemanpark in Gelnhausen beim Einrichten und Bedienen ihrer Computer, Tablets und Handys. Dass diese Begegnungen weit über die reine technische Hilfe hinausgehen, machte ein Video über die Zusammenarbeit und mit Interviews der Bewohnerinnen und Bewohner deutlich. „Dieses Engagement erfordert eine Kompetenz, die über das Digitale hinausgeht, das braucht emotionale Intelligenz, die Bereitschaft, sich auf jemanden einzulassen, sich auch in Geduld üben, wenn das Verstehen länger dauert,“ umriss Dr. Peter Tauber die Aufgabe. Das Projekt ist das Ergebnis einer Diskussion im Deutschunterricht über die ehrenamtliche Arbeit mit Senioren. Die Schüler wollten aber nicht nur reden, sondern auch handeln. Die Ehrenamtsagentur des Main-Kinzig-Kreises nahm die AG in ihr Programm Freiwilliges Soziales Jahr auf, Lehrerin Bettina Mähler und Carola Leubecher, Verwalterin Betreutes Wohnen im Seniorenzentrum Colemanpark, unterstützten das Engagement der Grimmels. Schlussendlich haben alle Beteiligten vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene voneinander profitiert. Carola Leubecher hatte die Jugendlichen für den Preis vorgeschlagen.
Das Preisgeld will der „CoCoClub“ nutzen, um sich für die Einladung der Senioren zum Eisessen im vergangenen Sommer zu revanchieren.
Als „abwechslungsreiche und spannende Zeit für die Kinder und eine hervorragende Betreuungsmöglichkeit in den Sommerferien“ bezeichnete Bürgermeister Christian Litzinger die Ferienspiele der evangelischen Kirchengemeinde Meerholz-Hailer. „Danke für euer jahrzehntelanges Engagement und dafür, dass ihr so viele Kinder glücklich macht“, brachte der Rathauschef den Preisträgerinnen und Preisträgern der Kategorie „Alltagshelden“ seine Wertschätzung entgegen. Das Ferienspielteam betreut jedes Jahr an fünf Tagen in den Sommerferien unter einem jährlich wechselnden Motto etwa 60 Kinder, im vergangenen Jahr waren es sogar 80. Seit einigen Jahren ist das Angebot inklusiv.
„Fünf Tage Ferienspielbetreuung, das ist wie fünf Tage die ganze Zeit Kindergeburtstag feiern“, skizzierte Pfarrer Henning Porrmann lächelnd die jährliche Herausforderung und bedankte sich stellvertretend für das gesamte Team für die Auszeichnung. Er freute sich, so engagierte Erwachsene und Jugendliche in der Gemeinde zu haben und hob positiv hervor, dass die Stadt Gelnhausen die Jugendarbeiterstelle habe erhalten können. Der frühere Jugendleiter und Diakon Andreas Kaufmann hatte das Ferienspiel-Team für die Preisverleihung vorgeschlagen.
In der Kategorie „Ehrenwerk“ würdigte die Stadt Gelnhausen nur 24 Stunden nach dem 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vier Personen für die Pflege einer ganz besonderen Erinnerungskultur in der Stadt Gelnhausen: Christine Raedler, Rosemarie Bartel, Prof. Dr. David Lupton (in Abwesenheit) und Gail Lupton wurden für ihren Einsatz für das Stolperstein-Projekt geehrt. 119 dieser kleinen, quadratischen, nicht ganz bodengleich eingelassenen Denkmale, erinnern in Gelnhausen an Schicksale von Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. „Geschichte muss erfahrbar, sichtbar, spürbar sein. Die Stolpersteine können nicht übersehen werden und geben den Opfern ihren Namen zurück“, betonte Dr. Peter Tauber. Preisträgerin Rosemarie Bartel bemerkte betroffen, dass 12 Prozent der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland nichts mit dem Begriff des Holocaust anfangen könnten. „Das ist unfassbar.“ Gerade in Zeiten, in denen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus erschreckend zunehmen würden, müsse man die Menschen wachrütteln. Gail Lupton verlas einige Dankesworte ihres Mannes David, der krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte. Sie versicherte mit Blick auf das Stolperstein-Projekt und das „Wachrütteln“: „Wir werden weitermachen!“ Christine Raedler, die hauptberuflich das Zentrum für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises leitet, ging kurz auf die aufwändige und verantwortungsvolle Recherche ein, die hinter einem Stolperstein stehe. Victoria Schmidt, die Ortsvorsteherin von Gelnhausen-Mitte, hatte die Gruppe für den Preis vorgeschlagen.
Zu Beginn des Abends hatten Bürgermeister Christian Litzinger und seine Frau Christiane jeden Gast am Saaleingang mit Handschlag und guten Wünschen zum neuen Jahr begrüßt. Schornsteinfegermeisterin Andrea Putz verteilte Glückscents und freute sich später ganz gerührt über ein Ständchen der kompletten Gästeschar: Sie hatte Geburtstag und fungierte trotzdem als Glücksbringerin.
Für die musikalische Unterhaltung sorgten Julian Knoll (Keyboard) und Caro Bien (Gesang).
Im Foyer des MKK-Forums bewirteten Mitglieder des Haitzer Geschichtsvereins und des Kirchenchors Maria Königin Meerholz-Hailer die Gäste mit Getränken und Gelnhäuser Stangen. Das Team des Fachbereichs Kultur & Tourismus hatte die Veranstaltung federführend organisiert, mit Unterstützung aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters.
Bildunterschriften:
„Alltagshelden“: Das Ferienspielteam Meerholz-Hailer mit Christian Litzinger, Dr. Peter Tauber, Diakon Alexander Schindler (erste Reihe, Dritter von links) und Pfarrer Henning Porrmann (hintere Reihe, rechts).
„Junge Helden“: Die Schülerinnen und Schüler der AG „CoCoClub“ mit Bürgermeister Christian Litzinger (links) und Dr. Peter Tauber (rechts).
Neujahrsempfang Gratulation Andrea Putz:
Bürgermeister Christian Litzinger gratuliert Schornsteinfegermeisterin Andrea Putz zum Geburtstag und bedankt sich mit einem Geschenk für ihren Einsatz als Glücksbringerin.
Alle Bilder: Stadt Gelnhausen
Quelle: Redaktion MKK Echo