Verabschiedung von Strohl, Tomm und Ireland – 11 Treffer von David Rivic
Der letzten Tanz der Saison. Zum Abschluss der Spielzeit hat die HSG Hanau am Samstagabend einen 36:33 (16:16)-Heimerfolg mit ihren Fans feiern können. Gegen den TV Emsdetten behielt der Meister der Staffel Süd-West verdient die Oberhand und kann so am Ende der Aufstiegsrunde 2022/23 mit 8:8 Zählern ein ausgeglichenes Punktekonto vorweisen. Trotz Verletzungspech und Rückschlägen ein toller Erfolg für das junge HSG-Team.
Rein sportlich war der Kampf um den Einzug in die 2. Handball-Bundesliga zwar schon am vergangenen Spieltag entschieden worden – der EHV Aue und der TuS Vinnhorst rücken eine Spielklasse nach oben – doch es war den Grimmstädtern am gestrigen Abend anzumerken, dass man vor eigenem Publikum unbedingt zum Abschluss noch einmal gewinnen wollte. Das bewies vor allem Kreisläufer David Rivic eindrucksvoll, der 11 Treffer beisteuerte.
Emotionaler Abend in der Main-Kinzig-Halle
HSG-Cheftrainer Hannes Geist war später am Mikrofon hochzufrieden: „Vielen Dank für dieses heutige Handballfest. Das macht so viel Spaß und die Stimmung in der Halle würdigt die Leistung dieser Mannschaft, die 60 Minuten lang noch einmal alles rausgehauen hat. Vielen Dank dem Blauen Block!“
Nach der Partie wurde es dann in der Main-Kinzig-Halle (630 Zuschauer) emotional: Mit Standing Ovations und lautstarken Sprechchören verabschiedete der Blaue Block die drei diesjährigen Abgänge: Marc Strohl, Fabian Tomm und Luke Ireland. Alle drei liefen auch im Spiel gegen Emsdetten noch einmal für ihre Farben auf. Während Strohl wieder als Abwehrchef brillierte, glänzte Tomm mit einigen tollen Paraden und vernagelte zwischenzeitlich seinen Kasten. Währenddessen erzielte auch der Neuseeländer Ireland seinen letzten Treffer im HSG-Dress. Dennis Gerst kam nach seiner Verletzungspause zu seinem Comeback für die HSG und ebenfalls verabschiedet wurde Torwarttrainer Markus Breidenbach.
HSG spielt von Anfang an auf Sieg
Gegen den TV Emsdetten, um den Europameister Tobias Reichmann, drückte Hanau von Beginn an auf das Gaspedal und ließ sich auch vom 1:0 der Gäste nicht aus dem Konzept bringen. Robin Marquardt erzielte das 3:1 (6. Minute) und nur wenig später kam Bergold, nach einem gelungenen Pass von Ahrensmeier, auf Außen zum Abschluss – das 5:1 (9. Minute). Die Grimmstädter hatten eine erste Duftmarke gesetzt und die Halle honorierte es mit lautstarkem Jubel und Applaus.
„Vor dem Spiel wird ja immer viel gesprochen. Zum Beispiel, dass es um nichts mehr gehe und die Partie keinen Wert habe,“ so Geist. „Das hat sich natürlich unter der Woche für uns komisch angefühlt. Was ich heute aber mit Anpfiff erlebt habe, das war großartig.“
Obwohl auch für den TV Emsdetten der Sprung unter die Top 2 nicht mehr möglich war, hielt der Meister der Staffel West und dessen Trainer Sascha Bertow ordentlich dagegen. So entwickelte sich schnell ein spannendes Handballspiel auf hohem Drittliganiveau, in dem die Hanauer zunächst insgesamt giftiger und mit mehr Zug zum Tor auftraten. Tomm ließ zudem Reichmann mit einer Glanztat vom Siebenmeterpunkt scheitern (15. Minute).
Emsdetten fand aber bald die Antwort auf die druckvolle Anfangsphase der Hausherren und glich nach einem Drei-Tore-Lauf beim 8:8 (Thomas/17.) aus. Nachdem Gerst mit dem 12:10 (22.) den alten Abstand wieder hergestellt hatte, wogte das Spiel vor dem Seitenwechsel hin und her, ohne dass sich eine der beiden Mannschaften abzusetzen vermochte. Praktisch mit dem Pausenpfiff verwertete Gerst von Rechtsaußen völlig frei zum 16:16. „Die Jungs sind mit einer überragenden Deckungsleistung und tollem Umschaltspiel gestartet“, lobte Geist. „Dann lassen wir aber einige freie Chancen liegen und hätten zur Pause führen können. Das 16:16 ging aber so in Ordnung.“
Da aber nicht nur Tomm, sondern auch sein Gegenüber im Tor überzeugten, blieb die Partie auch im zweiten Durchgang weiter spannend. Die Führung von Gerst beim 19:17, egalisierte Emsdetten mit dem 19:19 von Holzner (35.). Als sich Strohl in der Folge im Eins-gegen-eins durchgetankt und auf 22:20 (38.) gestellt hatte, nahm der TVE die Auszeit. Gegen den nun sicher stehenden Abwehrverbund der Grimmstädter taten sich die Gäste aber nun zunehmend schwerer.
„Tomminator“ läuft noch einmal zur Hochform auf
Nach einer weiteren Parade von Tomm schickte Strohl seinen Rechtsaußen Ireland auf die Reise, der eine Viertelstunde vor dem Ende das 27:24 einwarf. Ekstase beim HSG-Publikum, das nun deutlich spürte, dass die Partie in Richtung der Hausherren kippte. Kurz darauf dann die nächste Glanztat von Tomm und vorne der schnelle Zug zum Tor von Luca Braun. Der Pass des rechten Rückraumspielers fand David Rivic am Kreis, der sicher verwandelte. Sieben ihrer elf Treffer erzielte die Hanauer Nr. 17 am Samstagabend in der zweiten Halbzeit, ein Zeichen dafür, wie wenig Emsdetten das Kreisläuferspiel der Gastgeber in den Griff bekam.
Als dann Bergold seinen Spielmacher Robin Marquardt auch noch für einen Kempa-Trick bediente und dieser in zentraler Position sicher zum 31:24 (50.) verwandelte, war alles angerichtet für die große Party mit den eigenen Fans. Zwar betrieb der TVE in den letzten Spielminuten noch etwas Ergebniskosmetik, doch den Heimsieg zum Saisonabschluss ließ sich die HSG nicht mehr nehmen. Rivic netzte mit dem 36:32 den letzten HSG-Treffer in 2022/23 ein.
„Jeder hat heute einfach seinen Teil zu diesem Sieg beigetragen“, freute sich Geist. „Die Jungs sind teilweise schon auf Reserve gelaufen und haben dennoch alles aus sich rausgeholt. Ein verdientes Ergebnis für uns und mit einem ausgeglichenen Punktekonto geht man natürlich besser in die Pause.“
Aufstellung HSG Hanau: Tomm, Scholz; Moock, Fulda, Schiefer (4), Bergold (5/3), Rivic (11), Marquardt (6), Schröder, Ireland (1), Strohl (2), Ahrensmeier (3), Braun (1), Gerst (3), Schierling, Jusys.
Aufstellung TV Emsdetten: Vukas, Krechel; Nowatzki (2), Kluwe (1), Rúnarsson (5), Thomas (7), Schliedermann (3), Kolk (5), Schwabe, Reichmann (3/1), Budelmann (2),
Zeitstrafen: 6:12 Min. – Rote Karte: Piechowski (50./3×2 Minuten). – Siebenmeter: 3/3:1/3. – Zuschauer: 630. – Schiedsrichter: Sven Ernst / Johannes Friedhoff.
Stimmen zum Spiel:
Sascha Bertow (Trainer TV Emsdetten): „Glückwunsch an Hanau zu den zwei Punkten. Ich denke unsere Niederlage hatte heute mehrere Gründe. Zum einen sind wir schon mit einem schmalen Kader hier angereist, dann verletzt sich auch noch Jakob Schwabe und Mateusz Piechowski kriegt die Rote Karte. Ich mache den Jungs aber keinen Vorwurf, sie haben super gekämpft. Der Mannschaft kann ich nur einen großen Dank dafür aussprechen, wie sie in diesem Jahr gespielt hat. Sie hat sich gut entwickelt.“
Fabian Tomm (Torhüter HSG Hanau): „Ich kann meine Gefühlslage gerade gar nicht richtig beschreiben. Meine ganze Familie ist hier und meine Freunde. Irgendwie bin ich sehr traurig, freue mich aber auch auf das was nun kommt. Ich möchte ein großes Dankeschön an alle richten, für die vergangenen sechs Jahre hier in Hanau. Ich glaube heute war es in der 2. Halbzeit vor allem die Einstellung. Marc, Luke und ich hatten unglaublich Bock dieses Spiel noch zu gewinnen und uns mit einem guten Gefühl zu verabschieden.“
Marc Strohl (Spieler HSG Hanau): „Meine Gefühle fahren heute Abend Achterbahn, bereits während des Spiels. Es war eine extrem schöne Zeit. Ich habe hier in Hanau so viele tolle Erfahrungen gemacht und so viele Freunde gefunden. Ich glaube wir haben heute gezeigt, dass wir zu Hause eine Macht sind und haben gut gespielt. Fabi hält in seinem letzten Spiel bombastisch und wir gehen dann schnell nach vorne. Damit hatte Emsdetten so seine Probleme. Umso mehr freut es mich nun, dass ich mich mit einem Sieg von der Maki und dieser großartigen Kulisse verabschieden kann.“
Luke Ireland (Spieler HSG Hanau): „Für mich ist das alles wie ein Traum. Ich fühle mich unfassbar dankbar, dass ich in dieser Saison ein Teil dieser unglaublichen Gemeinschaft und dieses Vereins sein durfte. Ich freue mich darauf, was nun die Zukunft für mich bereithalten wird. Ein Spieler der HSG Hanau zu sein war eine sehr aufregende Zeit für mich und nun freue ich mich darauf, den weiteren Weg dieses Teams aus der Ferne zu verfolgen.“
Quelle: HSG Hanau