“Menschen wollen ihr Geschäftsmodell in der Brüder-Grimm-Stadt erstmals erproben oder neue Standorte für etablierte Marken eröffnen. Dank unseres Stadtentwicklungsprogramms ‚Hanau auf LADEN‘ erfreut sich Hanau einer hohen Attraktivität bei ansiedlungswilligen Unternehmen und wird landauf landab für sein engagiertes und innovatives Handeln gelobt.“ Die bei dem Stadtentwicklungsprogramm federführende Hanau Marketing GmbH (HMG) komme derzeit kaum nach, die zahlreichen Anfragen abzuarbeiten. Kaminsky: „Bei nahezu jeder Fläche, die frei wird, gibt es unmittelbar Interessenten – und zwar hochwertige, die den Standort bereichern. Die Besucherinnen und Besucher unserer Innenstadt dürfen sich auf viele attraktive Neueröffnungen in den nächsten Wochen freuen.“
Die Formel, nach der Hanau bei der Entwicklung seiner Innenstadt agiert, ist einfach: gemeinsam handeln. „Im Stadtentwicklungsprogramm ‚Hanau aufLADEN‘ stecken viel Fleiß und ein sehr gut gefüllter Werkzeugkoffer mit unterschiedlichen Maßnahmen. In den vergangenen Jahren haben wir ein robustes Netzwerk starker Komplizen etabliert, die sich für den Ausbau der Aufenthaltsqualität und die Ansiedlung neuer Geschäftsideen einsetzen. Dabei spielt die Immobilienwirtschaft eine große Rolle – und die wissen wir inzwischen mehr und mehr an unserer Seite“, sagt Hanaus Oberbürgermeister. Elementare Bausteine des Programms „Hanau aufLADEN“ sind neben der bereits Ende 2019 erlassenen Vorkaufsrechtsatzung der intensive Dialog mit Besitzerinnen und Besitzern von Immobilien, die neue Plattform zum Ansiedlungsmanagement „LeAn“ sowie das „City-Konjunktur-Programm“, mit dem schon seit mehreren Jahren die Fassadenmodernisierung angeregt und gefördert wird.
Die grundlegende Erneuerung der Hanauer Innenstadt begann mit dem Stadtumbau 2008. Startschuss war das europaweite Ausschreibungsverfahren zum „Wettbewerblichen Dialog“. Das „Forum Hanau“ mit dem „Kulturforum“ und der umgestaltete Freiheitsplatz sind seit 2015 sichtbare Zeugen. Und sie haben weitere Investitionen angeregt: Seit 2011 sind in Hanau im Rahmen des „City-Konjunktur-Programms“ bereits rund 70 Fassaden aufgewertet worden. „Die Idee des Stadtumbaus, dass städtische Investitionen idealerweise Investitionen aus der Privatwirtschaft anziehen und damit verstärken, ist voll aufgegangen“, freut sich Kaminsky mit Blick auf das „City-Konjunktur-Programm“, durch das das private Engagement mit bis zu 20.000 Euro Fördergeldern belohnt wird.
Nachdem der Stadtumbau abgeschlossen war, legte Hanau aber nicht die Hände in den Schoß. Als Ergebnis eines „Zukunfts-Wochenendes“ im März 2019 legte die Stadt ein neues Programm auf, mit dem die Innenstadt weiterentwickelt wird: „Hanau aufLADEN“. Der Trend zum Online-Einkauf, Einkaufscenter auf der grünen Wiese, Immobilien-Spekulantentum, Corona-Krise, der rassistische Anschlag vom 19. Februar 2020, Energiekrise in Folge des Ukraine-Kriegs, Lieferketten-Engpässe, Kräfte- und Fachkräfte-Mangel, Inflation und Kaufzurückhaltung sowie das erneute Galeria-Karstadt-Kaufhof-Desaster bilden die Kulisse für den realen Trading-Down-Effekt vieler Innenstädte, so auch in Hanau: „Das Kulturgut Innenstadt befindet sich im Schicksalsjahrzehnt. Wir ergeben uns nicht, sondern wir handeln“, betont Oberbürgermeister Kaminsky.
Von großer Bedeutung für den Erfolg des Programms „Hanau aufLADEN“ ist dabei die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft, die von der BAUprojekt Hanau GmbH koordiniert wird. „Wir sind ansprechbar für Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien – etwa, wenn sie verkaufen möchten oder freistehende Flächen nachvermieten wollen. Wir setzen auf den engen Austausch mit allen Akteuren“, sagt Simon Roth, Projektleiter bei der städtischen BAUprojekt. Hanau war auch eine von bundesweit 14 Modellstädten, die am vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ (LeAn) unter Regie des IFH KÖLN teilgenommen haben. „LeAn ist eine Schaltzentrale: Hier erfassen wir seit Dezember Immobilien, und potenzielle Mieterinnen und Mieter geben ihre Anforderungen ein. Der Begriff ‚Immobilien-Tinder‘ passt wirklich gut – und funktioniert auch sehr gut. In Hanau haben wir bereits sieben ‚Matches‘, also Übereinstimmungen zwischen Immobilien-Eigentümern und Mietern – von Ono Koon in der Rosenstraße über Tikka Soul am Schlossplatz und Deins am Altstädter Markt“, so Roth. „Wir ersetzen Maklerinnen und Makler nicht, sondern wir unterstützen sie.“ Als Zugänge zu LeAn stehen auf der Homepage https://hanauaufladen.jetzt/immobilien/ der „Leerstandsmelder“ und der „Flächenfinder“ zur Verfügung. Dort können Eigentümerinnen und Eigentümer aber auch die Suchenden ihre Angaben zur Fläche hinterlegen, das eigentliche „Matching“ findet dann intern statt. Anbieter und Interessent werden „in Begleitung“ der BAUpro zusammengebracht. „Es ist uns sehr wichtig, dass alle Daten vertraulich sind und bleiben“, erklärt Roth.
„Die Vermittlungserfolge von LeAn und die vielen guten Gespräche mit Handel, Gastronomie und Eigentümern von Immobilien bestärken uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind, die Entwicklung der Innenstadt und die Aufwertung von Quartieren langfristig aufzuwerten“, so Martin Bieberle, Geschäftsführer von BAUprojekt Hanau und Hanau Marketing GmbH. Den Schwerpunkt bildet die Innenstadt, aber auch in den Stadtteilen gibt es erste Erfolge – sowohl bei Ansiedlungen als auch bei Fassadengestaltungen.
„Hanau ist in Bewegung – und das ist gut so“, beurteilt der Oberbürgermeister die gegenwärtige Lage. Schließungen von Traditionsgeschäften wie etwa Porzellan Clemens oder Brettwerk sowie die angekündigte Schließung des Kaufhofs legten die Annahme nahe, dass auch die Hanauer Innenstadt bald wegbrechen könnte. „Dem ist ausdrücklich nicht so, denn für nahezu jede freiwerdende Fläche gibt es unmittelbar Interessenten“, unterstreicht Kaminsky. Mit dem Brettwerk-Betreiber und dem Immobilieneigentümer steht die Stadt in Kontakt. Für die Fläche von Porzellan Clemens gibt es gleich mehrere konkrete Interessenten. Ende Juni wird der s.Oliver-Store das Ladengeschäft in der Hammerstraße 3 verlassen, auch hier gibt es bereits konkreten Kontakt zu Nachnutzern und Anfragen für die Fläche. Die BAUprojekt hatte dieses Gebäude und das gegenüberliegende Haus Hammerstraße 2 vor kurzem erworben, bevor es zur Ausübung des Vorkaufsrechts zum Schutz vor Trading-Down hätte kommen können. Die Obergeschosse der leerstehenden Immobilien werden saniert und zukünftig von der Volkshochschule und der Brüder Grimm Berufsakademie genutzt. Die Räume eignen sich als dringend benötigte innerstädtische Schulungsräume und Wohnungen für Studierenden der BGBA. Die Leerstände der Baugesellschaft in der Altstadt konnten innerhalb kürzester Zeit weitervermittelt werden: Am Schlossplatz hat vor wenigen Tagen das indische Restaurant „Soul Tikka“ eröffnet, am Altstädter Markt werden die Handtaschen-Designerin Funda Tanjo (ehemals „Edle Zierde“) und das Restaurant „Deins“ (ehemals „Zum alten Rathaus“) folgen.
Gastronom Andrea Maniscalco hat gerade im früheren „NB Bistro“ im Hinterhof der Nürnberger Straße ein neues Bistro eröffnet – zusätzlich zu seinem Restaurant „Qui“, das er in der Kölnischen Straße 2 betreibt. In guten Gesprächen befindet sich die HMG auch für das Ladenlokal in der Nürnberger Straße 37 (bislang „Wünsch Dir was“) sowie in der Rosenstraße 17 („Vitaminbar“). Jungunternehmer Noah Naber, der mit Unterstützung von „Hanau aufLADEN“ zunächst in der Nürnberger Straße/Ecke Rosenstraße seine Second-Vintage-Mode verkauft hatte und danach ins „Forum Hanau“ gezogen war, gönnt sich nun eine Schaffenspause, wird Hanau aber vermutlich in anderer Form erhalten bleiben. Ein zusätzliches Lokal wird Van Ha Nguyen in der Innenstadt eröffnen: Nachdem der Inhaber des Restaurants „Sendo“ in der Nürnberger Passage vor einigen Jahren auch die „Markstube“ in der Marktplatz-Passage übernommen hat, steht die Eröffnung seines neuen gastronomischen Angebots in der Straße „Am Freiheitsplatz 13“ an, das bisher das Delikatessengeschäft „Riza Il Delicato“ beherbergt hatte.
Pressekontakt: Dominik Kuhn