Gestaltungsspielräume für die Stadtentwicklung der kommenden 15 bis 20 Jahre / Öffentliche Vorstellung am Mittwoch im Struktur- und Umweltausschuss
„Wo und wie wir als Stadt Hanau in Zukunft im Zusammenspiel mit der Region wachsen können oder wollen, ist im Regionalen Flächennutzungsplan, kurz ‚RegFNP‘, geregelt. Die Stadt Hanau will ihre eigenen Akzente setzen: Der RegFNP soll widerspiegeln, wie wir uns unser Hanau als lebenswerten Wohnort und als leistungsfähigen Wirtschaftsstandort in Zukunft vorstellen“, sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
Die Stadt Hanau beteiligt sich aktiv an der Erarbeitung des Regionalen Flächennutzungsplans für den Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main. Der Plan steuert die Siedlungsentwicklung und den Schutz von Freiräumen im Gebiet des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, dem 80 Städte und Gemeinden rund um Frankfurt angehören. Die Zukunftsperspektive des Plans soll bis etwa 2040 reichen.
Der derzeit gültige RegFNP stammt aus dem Jahr 2010 und wird nun neu aufgestellt. Seit dem 29. September läuft die erste Öffentlichkeitsbeteiligung. Nicht nur die Stadt Hanau kann sich äußern, auch alle Bürgerinnen und Bürger können ihre Anregungen einbringen. Die Frist endet am 15. Dezember. Die Vorschläge der Stadt zur Änderung des Planentwurfs werden am Mittwoch, 12. November, in der 32. öffentlichen Sitzung des Struktur- und Umweltausschusses öffentlich vorgestellt. Auch die Ortsbeiräte aus den Stadtteilen sind hierzu eingeladen. Die Sitzung im Congress Park Hanau (CPH, Schlossplatz) beginnt um 17.30 Uhr.
Ein gemeinsamer Plan ist aus Sicht der Stadt Hanau sinnvoll, um die raumbedeutsamen Planungen in der eng verflochtenen Rhein-Main-Region besser aufeinander abzustimmen. In der wirtschaftsstarken Region leben circa vier Millionen Menschen, also zwei Drittel der hessischen Bevölkerung. „Statt isolierter Einzelinteressen sollen gemeinsame Ziele formuliert und die Interessen der Städte abgewogen werden“, so Kaminsky. So sollen unter anderem die fortschreitende Versiegelung eingedämmt, neue Siedlungsflächen gezielt dort geschaffen werden, wo tatsächlicher Bedarf besteht, und ökologisch oder klimatisch wertvolle Freiräume erhalten bleiben.
Der neue Plan wird künftig im Maßstab 1:25.000 statt bisher 1:50.000 dargestellt – eine höhere Detailtiefe, die lokale Gegebenheiten besser abbildet. „Ein Fortschritt“, so Kaminsky.
In ihrer Stellungnahme legt die Stadt Hanau besonderen Wert auf eine realistische Bemessung der künftigen Entwicklungsmöglichkeiten: Der aktuelle Planentwurf weist Hanau ein Kontingent von 90 Hektar für Wohnbauflächen und 38 Hektar für gewerbliche Flächen zu.
Hanau soll nach den Vorstellungen von Regierungspräsidium und Regionalverband die Funktion einer so genannten „Entlastungskommune“ erfüllen: Der Stadt wird ein höheres Flächenkontingent für den Wohnungsbau zugewiesen, damit der erwartete weitere Zuzug in die Rhein-Main-Region bewältigt werden und der Engpass auf dem Wohnungsmarkt im Ballungsraum gemildert werden kann. Für Oberzentren sieht der RegFNP als Basis ein Flächenkontingent von 50 Hektar für den Wohnungsbau vor – der Stadt Hanau wurde ein erheblicher Zuschlag an Erweiterungsmöglichkeiten zugeteilt.
Nach Einschätzung der Stadt ist das Kontingent für Wohnen mit 90 Hektar jedoch zu hoch und der Gewerbeanteil zu niedrig. Hanau schlägt daher 75 Hektar für Wohnen und 50 Hektar für Gewerbe vor.
In diesem Sommer wurde für Hanau eine sehr genaue Stadtklimaanalyse fertiggestellt. Das Stadtplanungsamt hat die Entwicklungsflächen im Planentwurf mit den Erkenntnissen über das Lokalklima abgeglichen und schlägt vor, wichtige Bereiche für die Frischluftzufuhr in die Stadt freizuhalten und dort im Plan vorgeschlagene neue Bauflächen herauszunehmen.
Die dann noch im Planentwurf verbleibenden Flächen würden für die kommenden 15 Jahre noch immer ausreichende Möglichkeiten für ein weiteres Wachstum der Stadt bieten: Je nach Dichte der Bebauung wäre Platz für 2.300 bis 3.800 neue Wohnungen, 5.000 bis 8.000 Neu-Hanauerinnen und -Hanauer könnten zuziehen.
Die Stadt Hanau verweist auf eine beachtliche Entwicklung der vergangenen Jahre: Nach dem Abzug der US-Streitkräfte wurden seit 2008 mehr als 300 Hektar ehemaliger Militärflächen einer neuen, zivilen Nutzung zugeführt – etwa für den Pioneer Park als neues Wohnquartier. Zwischen 2010 und 2023 entstanden rund 4.700 neue Wohnungen, die Stadt wuchs um etwa 13.500 Einwohnerinnen und Einwohner. In den kommenden Jahren könnten auf den bereits in Entwicklung befindlichen und geplanten Quartieren (z. B. dem Bautz-Quartier in Großauheim) insgesamt noch mehr als 3.000 Wohneinheiten entstehen, ohne dass neue Baugebiete im Außenbereich entwickelt werden müssen.
In der Summe bieten die neuen Entwicklungsflächen im Planentwurf mit den noch vorhandenen Reserven einen angemessenen Rahmen für ein Wachstum der Stadt mit Augenmaß: Die erweiterbaren sozialen Einrichtungen wie Schulen und Kitas müssen kontinuierlich mitwachsen und die zusätzliche Beanspruchung der nicht erweiterbaren Infrastruktur, z. B. der innerstädtischen Straßen, muss sorgfältig gesteuert werden.
Die hierfür erforderlichen Investitionen müssen zudem finanziert werden. Ohne zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen ist ein solides Wachstum der Stadt nicht vorstellbar. Daher beantragt die Stadt in ihrer Stellungnahme weitere Gewerbeflächen in Klein-Auheim-Südwest und -Südost sowie in Wolfgang-Nord, um den Bedarf an geeigneten Standorten für unterschiedliche Betriebstypen zu decken.
In Hanau fehlen bereits seit Jahren Möglichkeiten, um ansässigen Unternehmen Erweiterungsflächen anzubieten oder neue Betriebe anzusiedeln. Der vorliegende Planentwurf sah nur wenige Hektar zusätzlicher Flächen vor, die von ihrer Standortbegabung her zudem nur für einen eingeschränkten Kreis von kleineren Betrieben geeignet wären. Die von der Stadt vorgeschlagenen Standorte sind gut erschlossen und können von ihrem Profil her Entwicklungsmöglichkeiten für eine größere Bandbreite von Branchen und Betriebstypen bieten.
Der neue Regionale Flächennutzungsplan 2030 kann vermutlich frühestens 2028 in Kraft treten und die Entwicklung des Ballungsraums bis mindestens 2038 prägen. „Mit dieser differenzierten Stellungnahme setzt Hanau ein klares Signal: „Wohnungsbau, wirtschaftliche Entwicklung und Freiraumschutz müssen immer im Zusammenhang gedacht werden“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
Pressekontakt: Dominik Kuhn
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Hanau, Regionaler Flächennutzungsplan
© Stadt Hanau / Moritz Göbel
Hanau, Regionaler Flächennutzungsplan
Der Pioneer Park in Hanau im Sommer 2025 aus der Vogelperspektive: Nach Abzug der US-Streitkräfte wurden seit 2008 mehr als 300 Hektar ehemaliger Militärflächen einer neuen, zivilen Nutzung zugeführt, etwa hier als Wohnquartier. Zurzeit bringt sich Hanau aktiv in die Neuaufstellung des Regionalen Flächennutzungsplans ein.
Quelle: Redaktion MKK Echo

