Ukrainehilfe: Kreis fährt Kapazität an Notunterkünften über Sommerferien zurück
Main-Kinzig-Kreis. – Der Main-Kinzig-Kreis wird seine Kapazitäten an Notunterkunfts-Plätzen weiter herunterfahren. Das hat der Verwaltungsstab in seiner jüngsten Sitzung festgelegt. Nach dem Jugendzentrum Ronneburg und der Turnhalle in Bruchköbel wird über die Sommerferien auch die Halle der Haupt- und Realschule Birstein wieder für den eigentlichen Zweck zurückgebaut.
„Die Halle in Birstein hat im März zu den ersten gehört, die wir für die Unterbringung der Menschen aus der Ukraine umgewidmet haben“, erklärt Landrat Thorsten Stolz. Die Anbindung an die Mensa, die Lage im Ostkreis, die Größe der Halle mit vielen Nebenräumen, die Infrastruktur in der Umgebung: All das habe eine Rolle bei der Auswahl seinerzeit gespielt. „Viele hundert Erwachsene und Kinder haben in den vergangenen mehr als drei Monaten dort schon gelebt, wurden dort versorgt, medizinisch betreut, sind dort beraten worden und haben die Halle dann nach kurzer Zeit auch wieder verlassen in Richtung dauerhafte Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen. Jetzt ist die Zeit da, dass wir die Turnhalle, zum neuen Schuljahr, wieder dem Schul- und Vereinssport überlassen.“
Die Gespräche mit den Beteiligten, insbesondere der Gemeinde, der Schulleitung und dem Hallenbetreiber, laufen bereits. Ziel ist es, den Betrieb als Notunterkunft bis Ende August zu beenden. Die Betten und Raumabtrennungen auf dem Hallenparkett sowie das Mobiliar und das Equipment in den angeschlossenen Räumen werden dann aus der Halle geräumt. Nach einer Ortsbegehung und möglichen kleinen Ausbesserungsarbeiten in den ersten Septembertagen steht die Halle der Schulgemeinde sowie den Vereinen wieder zur Verfügung.
Für Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler sind Prognosen, wie sich die Flüchtlingszahlen ab September entwickeln, aktuell nicht möglich. „Wir haben uns im Verwaltungsstab darauf verständigt, dass wir bei den derzeitigen Zahlen an Menschen, die Woche für Woche neu zu uns kommen, auch ohne die Schulsporthalle in Birstein auskommen, die nun am längsten als Notunterkunft in Betrieb gewesen ist“, sagt Susanne Simmler. „Wie es darüber hinaus weitergeht, ob und wann wir im Sommer oder Herbst die Kapazitäten weiter herunterfahren können, hängt letztlich vor allem vom Fortgang des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, dem Ankommen auch in unserer Region und eben vom Akquirieren von Wohnraum ab“, sagt Susanne Simmler.
In Bruchköbel ist der Main-Kinzig-Kreis mit den Rückbauarbeiten bereits fertig. Es wird in den nächsten Tagen noch eine Grundreinigung geben. Bereits vor Beginn der Sommerferien steht die Halle den Schulen beziehungsweise den Vereinen zur Verfügung. Über die Sommerferien hinaus bleiben die Notunterkünfte in Hanau-Mittelbuchen, Langenselbold und Wächtersbach in Betrieb.
Seit dem Beginn des Kriegs Ende Februar sind im Main-Kinzig-Kreis rund 4.800 Personen aus der Ukraine registriert worden. Einige von ihnen sind bereits in ihr Land zurück- oder in benachbarte Länder weitergereist. „Aktuell befinden sich noch etwa 4.100 Vertriebene aus der Ukraine im Main-Kinzig-Kreis, und noch etwa 300 von ihnen sind in einer der vier Notunterkünfte untergebracht“, sagt Landrat Thorsten Stolz, der zugleich allen haupt- und ehrenamtlich Aktiven dankt, die seit mehr als vier Monaten für ein gelingendes Ankommen der Menschen sorgen.
Schutz und Hilfe habe man verlässlich und vielfältig geboten, bilanziert Susanne Simmler. „Die Betreuung und Versorgung so vieler Menschen binnen weniger Wochen und Monate hat gut funktioniert. Eine größere Aufgabe ist im Juni der Übergang der meisten ukrainischen Menschen in die Zuständigkeit des Kommunalen Centers für Arbeit und des Amts für soziale Förderung und Teilhabe gewesen. Aber auch da hat im Hintergrund ein Rädchen ins andere gegriffen, es gab praktisch keine größeren Probleme“, so Simmler.
Auf einzelne Anfragen aus der Bevölkerung und von Rathäusern zu diesem Rechtskreiswechsel hatte der Main-Kinzig-Kreis im Juni prompt reagiert. An verschiedenen Stellen im Kreis hatten die Mitarbeitenden des KCA und des Main-Kinzig-Kreises offene Sprechtage angeboten. In den kommenden Tagen wird dies an weiteren Orten im Landkreis fortgesetzt. Vorgetragen werden konnten und können alle denkbaren Themen rund um die Arbeit der Ukrainehilfe MKK, von der Unterbringung bis hin zum Leistungsbezug. Vor Ort werden die Fragen und Anliegen dann angeschaut und so gut wie alle auch umgehend gelöst.
„Die Gesprächstermine, die schon in Wächtersbach, Flörsbachtal und Schlüchtern stattgefunden haben, mussten nur wenige Menschen in Anspruch nehmen. Und trotzdem ist es wichtig, dass wir diese Angebote machen und die Termine vor Ort auch fortlaufend veranstalten werden“, berichtet Susanne Simmler. Meist habe man kleine Fehler in der Antragstellung direkt beheben und Fragen zu den einzelnen rechtlichen Rahmenbedingungen beantworten können.
Für Beschäftigte der kommunalen Verwaltungen und von Helferkreis-Mitgliedern finden in der kommenden Woche separate Info-Veranstaltungen unter anderem in Freigericht und Biebergemünd statt. Es geht um rechtliche Hintergründe und häufig auftretende Fragen. Die Teilnehmenden können ebenso eigene Themen rund um die Ukrainehilfe einbringen.
Bereits seit der ersten Juni-Woche ist zudem ein mobiles Beratungsteams des KCA im Flächenkreis unterwegs, um mit vorab eingeladenen ukrainischen Geflüchteten ein sogenanntes Erst-Assessment durchzuführen. Hierbei erheben das KCA unter anderem den Bildungsabschluss, den beruflichen Hintergrund und auch Dinge wie Kinderbetreuungsnotwendigkeit und persönliche Bleibe-Perspektiven, um mittelfristig eine zielgerichtete Integration in Arbeit zu realisieren.
„Ganz gleich welcher Rechtskreis, die Kolleginnen und Kollegen versuchen sowohl telefonisch als auch digital oder persönlich vor Ort so schnell und einfach zu helfen wie es geht“, so Simmler. Die Unsicherheiten, etwa auf Seiten der Vermieterinnen und Vermieter oder der Klientinnen und Klienten aufgrund des Rechtskreiswechsels und veränderter Anforderungen an Unterlagen lassen sich auf verschiedenen Wegen beheben: Jederzeit kann man der Kreisverwaltung eine Mail an die zentrale Adresse der Ukrainehilfe MKK schreiben oder sich auf den Internetseiten von Main-Kinzig-Kreis und Kommunalem Center für Arbeit informieren.
Alle nötigen Informationen und Kontakte finden sich auf der Kreishomepage (www.mkk.de) unter „Ukrainehilfe MKK“; die zentrale Mailadresse lautet ukraine@mkk.de. Auch auf den Internetseiten der KCA (www.kca-mkk.de) finden sich direkte Kommunikationswege bei Fragen oder zur Beantragung von Leistungen.
Keine zweite Vorsprache bei der Ausländerbehörde nötig
Aus aktuellem Anlass macht die Ausländerbehörde darauf aufmerksam, dass alle Menschen aus der Ukraine, die beim Kreis bereits registriert sind, nicht noch einmal persönlich vorsprechen müssen. Hintergrund sind Bescheide des Regierungspräsidiums Darmstadt. Diese enthalten teils die Aufforderung, sich bei der zuständigen Ausländerbehörde zu melden; diese Anschreiben sind auch an bereits registrierte Personen gegangen. Daher stellt der Main-Kinzig-Kreis klar: Haben die Personen bereits bei der Ausländerbehörde vorgesprochen, müssen sie nicht mehr nach Erhalt des Zuweisungsbescheides vorsprechen. In der Regel haben sie dann schon einen Aufenthaltstitel oder eine Fiktionsbescheinigung erhalten. Sofern noch keine Vorsprache erfolgt ist, muss zumindest der Wohnsitz angemeldet werden. Nach der Wohnsitzanmeldung erhalten die Personen automatisch einen Vorsprachetermin. Nähere Informationen zur Meldung und Erstregistrierung finden sich auf der Kreisseite www.mkk.de unter „Ukrainehilfe MKK“.
Bildunterschrift: Die Turnhalle der Haupt- und Realschule Birstein ist im März zur Notunterkunft umgebaut worden. Bis Ende August wird dieser Notunterkunftsbetrieb eingestellt
Quelle: Stadt Birstein