Bei bestem Wetter folgten rund 50 Besucher der Einladung der Stadt Nidderau, die geplanten Renaturierungsmaßnahmen an der Nidder einmal vor Ort erläutert zu bekommen. Nach der Begrüßung und Einführung durch Ersten Stadtrat und Umweltdezernent Rainer Vogel konnte Gewässerökologe Gottfried Lehr aus Bad Vilbel die Hintergründe der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und die geplanten Verbesserungen an der Gewässerstruktur und der Wasserqualität der Nidder erläutern.
Als erste konkrete Maßnahme wird die Fischdurchgängigkeit am alten Nidderwehr an der Heldenberger Straße im Herbst wiederhergestellt werden. Dazu soll eine sogenanntes Umgehungsgerinne modelliert werden, das den stromaufwärtsziehenden Fischen das Vorbeischwimmen am Wehr ermöglicht. „Das alte Wehr wird instandgesetzt und mit einer Rampe versehen, um es dauerhaft zu stützen und bei höheren Wasserständen das Nidderwasser in den Flußlauf zu leiten“ erläuterte Erster Stadtrat Vogel. Auf der anderen Uferseite soll der Zaun am „Wärtchen“ geöffnet werden und durch Uferabflachungen ein Zugangsbereich mit Aufenthaltsqualität von dieser Seite für die Besucher des Wärtchens geschaffen werden.
Im Zusammenhang mit dem Bau von Fischwegen an anderen Flussabschnitten wird die Nidder ab nächstem Jahr von Frankfurt Eschersheim bis Altenstadt Enzheim für Fische passierbar sein.
Nächste Station war die Brücke hinter der Willi-Salzmann-Halle. Hier schilderte Gottfried Lehr die Auswirkungen von Strömungslenkern und Beschattung auf die Wasserqualität der Nidder. Auch die zahlreichen Eingriffe des Menschen in den vergangenen Jahrhunderten auf den Verlauf des Flusses konnte an dieser Stelle gut beobachtet werden. Gerade bei der herauskommenden Sonne war die wichtige Schattenwirkung der Uferbäume für alle Teilnehmer erlebbar. Die vergangene Hitzesommer haben in der Nidder für sehr hohe Wassertemperaturen gesorgt, so dass auch der Sauerstoffgehalt abnahm. Die Auswirkungen auf den heimischen Fischbestand, wie z.B. Schleie, Rotauge, Barbe aber auch die durch die Unterstützung der Angler wieder angesiedelte Nase konnten anschaulich vermittelt werden.
Im Bereich hinter dem Rathaus und der Schule ist der alte Flussverlauf noch gut in der Topographie erkennbar. Diese Nidderschleife ist noch auf Karten von 1858 verzeichnet und böte die Möglichkeit wichtige alte Flusssedimente/Kiese wieder für die Gewässerentwicklung bereitzustellen und eine Inselsituation zu schaffen, die einen Zugang zu den sensiblen Auenbereichen deutlich erschwert. Kiese sorgen für Strömungsunterschiede und mehr Sauerstoff im Gewässer und dienen zudem vielen Fischarten als Laichgrund. Dazu soll die Nidder wieder in ihr altes Bett zurückkehren und wäre so zudem an dem stark frequentierten Fuß- und Radweg hinter der Schule direkt erlebbar. An zwei Stellen könnte perspektivisch ein kleiner „Nidderstrand“ geschaffen werden, um zwei und Vierbeiner auch hier die Nidder in beschränkten Bereichen zugänglich zu machen.
Zum Abschluss wünschten sich viele Teilnehmer weitere Veranstaltungen dieser Art in der Aue, um über den Fortgang des Projektes weiter informiert zu werden.
Quelle: Stadt Nidderau