Der umstrittene Bau eines Rechenzentrums in Schöneck geht in die nächste Runde: Der Regionalverband Frankfurt hat auf Antrag der Gemeinde Schöneck in seiner vergangenen Sitzung die Offenlage des abermals geänderten Flächennutzungsplans für das geplante Gewerbegebiet in Schöneck beschlossen. Die Offenlage erfolgt ab dem 20. Mai bis zum 26. Juni 2025, so dass Einwendungen in dieser Zeit beim Regionalverband eingereicht werden können. Die Unterlagen können auf der Homepage des Regionalverbandes eingesehen werden (Aktuelle Beteiligungsverfahren / Regionalverband FrankfurtRheinMain).
Die Offenlage des Bebauungsplans der Gemeinde Schöneck hatte die Gemeindevertretung bereits im Dezember 2024 beschlossen, so dass hier kurzfristig mit einer Ausführung zu rechnen ist. Damit startet die Gemeinde Schöneck nun den zweiten Versuch, die rechtlichen Voraussetzungen für den Bau eines Rechenzentrums in Kilianstädten zu schaffen. Wer gegen die Realisierung dieser neuen Pläne ist, muss nun aktiv werden und gegen den geänderten Flächennutzungsplan beim Regionalverband, und sobald die Offenlage des Bebauungsplans in Schöneck startet, auch gegen diesen bei der Gemeinde Schöneck seine Einwendungen einreichen.
Zur Erinnerung: Ursprünglich sollte das Rechenzentrum auf 13 Hektar besten Ackerbodens entstehen. Da im Regionalplan jedoch nur 8 Hektar für das betreffende Gewerbegebiet in Schöneck vorgesehen waren, fehlten also weitere 5 Hektar. Diese wurden in der ersten Planungsphase als weiteres Gewerbegebiet ausgewiesen, obwohl zahlreiche Gründe dagegen sprachen. Das Bündnis lebenswertes Schöneck machte auf diese Gründe aufmerksam, u. a. darauf, dass es sich bei diesem Land um Vorrangflächen für die Landwirtschaft handelt, die zu den qualitativ besten landwirtschaftlichen Flächen gehören, die wir bundesweit haben und die nicht einfach mal eben so in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden können. Auch machte die Bürgerinitiative darauf aufmerksam, dass das Rechenzentrum im Wasserschutzgebiet geplant wird, obwohl für die dann notwendigen Notstromaggregate tonnenweise Dieselkraftstoff dort gelagert werden müsste, was für die Wasserversorgung des Ortes zur Gefahr werden kann.
Doch jetzt soll das Rechenzentrum auf einer Fläche von „nur“ noch 10,5 Hektar gebaut werden – denn die Umwandlung der lediglich dann noch fehlenden 2,5 ha weiterer Ackerfläche in Gewerbegebiet lässt sich bei der Änderung des Flächennutzungsplans beim Regionalverband leichter durchsetzen, als die Umwandlung der ursprünglich geplanten 5 Hektar.
Doch auch diese Verringerung der Fläche macht die Verwendung besten Ackerbodens für ein Rechenzentrum in platzverschwendender einstöckiger Modulbauweise kein bisschen sinnvoller. Daher ruft das Bündnis lebenswertes Schöneck dazu auf, auch gegen diese neue Planung wieder Einwendungen einzureichen. Denn in der Sache hat sich grundlegend nicht viel geändert: Noch immer soll für das Rechenzentrum kostbarster Ackerboden irreversibel geopfert werden; noch immer würde das Rechenzentrum große Mengen Strom verschlingen und dabei große Mengen Abwärme produzieren (die nach dem Ergebnis der Vorstudie nicht wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden kann); noch immer sind nachteilige Auswirkungen auf das Klima in Schöneck und auf den ohnehin schon angespannten Wasserhaushalt zu befürchten, da der Bereich großflächig versiegelt werden würde; noch immer ginge eine enorm große Fläche an einen einzigen Großinvestor, während für die Weiterentwicklung der ortsansässigen Gewerbetreibenden auf absehbare Zeit keine Fläche zur Verfügung stünde.
Das geplante Rechenzentrum sorgt weiterhin für erheblichen Widerstand in der Bevölkerung. Bei der letzten Offenlage des Bebauungsplans konnten ca. 750 Einwendungen bei der Gemeinde eingereicht werden. Für die neuen Pläne ist es jedoch erforderlich, seine Einwendung an den neuen Plan anzupassen und erneut bei der Gemeinde einzureichen.
Das Bündnis lebenswertes Schöneck ruft daher erneut zur Beteiligung der Bürger:innen auf: „Wir dürfen nicht nachlassen oder wegschauen, wenn für den Profit von Investoren unser aller Boden verschwendet wird. Wer das Rechenzentrum in der geplanten Form mit flächenfressender, eingeschossiger Bauweise verhindern will, hat jetzt Gelegenheit, sich noch einmal schriftlich zu äußern“, so Kariofilla Carpatsi als Sprecherin des Bündnisses. „Die aktuelle Planung für das Rechenzentrum sollte von den Gemeindevertretern nochmals kritisch durchdacht werden, wir haben keine Ackerflächen zu verschwenden oder zu verschenken. In der letzten Haushaltssitzung der Gemeinde wurde klar, dass die Flächen zu einem relativ geringen Preis weggegeben werden sollen. Die Gemeinde muss den Investor zumindest verpflichten, mehrstöckig zu bauen und die Abwärme zu nutzen und auch einen angemessenen Preis für die Fläche zu verlangen, zumal sich die Gemeinde aktuell in keiner guten Haushaltslage befindet. Sie hat es in der Hand, die Weichen nun mit Augenmaß und Voraussicht für die Zukunft zu stellen und auf eine sinnvolle Nutzung des begrenzten Bodens zu achten. In der vorletzten Sitzung der Gemeindevertretung wurde öffentlich bekannt gegeben, dass die Gemeinde keine Regressforderungen des Investors befürchten muss, wenn der Bebauungsplan nicht so zustande kommt, wie es sich der Investor wünscht. Das heißt, dass die Gemeindevertreter bei allen künftigen Entscheidungen allein die Interessen und das Wohl der eigenen Bürger berücksichtigen sollen und müssen und eben nicht die Interessen des Investors.“
Die Bürgerinitiative Bündnis lebenswertes Schöneck wird in den nächsten Tagen einen Entwurf für eine Einwendung auf ihrer Homepage (www.lebenswertes-schoeneck.de) veröffentlichen, der von jedem heruntergeladen und genutzt werden kann.
Sollte das Verfahren dennoch abgeschlossen und die Planung genehmigt werden, prüft das Bündnis rechtliche Schritte. In diesem Zusammenhang wird das Bündnis in Kürze alle Unterstützer:innen kontaktieren, die bereits eine Spendenzusage für eine mögliche Klage übermittelt haben.
Die Entwicklung rund um das Rechenzentrum bleibt damit ein wichtiges Thema für die Schönecker Kommunalpolitik – und für eine zunehmend engagierte Bürgerschaft.
Quelle: Redaktion MKK Echo