Zentrale Organisation, stärkere Präsenz in Hanau: Kreis bleibt zuständig für Gesundheit, Hanau bereitet neuem, gemeinsamem „Haus der Gesundheit“ den Weg
Main-Kinzig-Kreis. – Mit dem Status der Kreisfreiheit vom 1. Januar 2026 an ist für die Stadt Hanau von Gesetzes wegen die Übernahme zahlreicher Aufgaben verbunden, die bisher vom Main-Kinzig-Kreis für seine kreisangehörigen Kommunen erfüllt worden sind. So auch die Aufgabe, eine untere Gesundheitsbehörde, also ein „Gesundheitsamt“ zu betreiben. Nun haben sich Stadt und Kreis darauf verständigt, weiter und dauerhaft unter dem Dach eines vom Main-Kinzig-Kreis betriebenen Gesundheitsamts zusammenzuarbeiten. In Hanau soll allerdings ein zusätzliches „Haus der Gesundheit“ entstehen, in dem das Gesundheitsamt sowohl für die Brüder-Grimm-Stadt als auch die Kreiskommunen im Umland seinen Service analog zum Stammsitz in Gelnhausen vorhalten wird sowie darüber hinaus noch einige Zusatzangebote. Die gemeinsamen Ziele haben Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadträtin Isabelle Hemsley für die Stadt Hanau sowie Landrat Thorsten Stolz und Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler für den Main-Kinzig-Kreis gemeinsam mit Mitgliedern der Projektfachgruppe vorgestellt. Sie finden sich zudem festgehalten in einer Absichtserklärung, einem „Letter of Intent“, den beide Gebietskörperschaften unterschrieben haben.
„Für die Zukunft als kreisfreie Stadt haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht. Wir bauen einen zentralen Ort für die Gesundheit in Hanau und erhöhen somit die Servicequalität wie auch die Angebotsquantität in Hanau und der Region. Und wir sind uns einig, dass wir als starke Kooperationspartner das Zukunftsfeld Gesundheit, das sich ja in einem massiven Wandel befindet, gemeinsam bewirtschaften. Wir hatten von Anfang erklärt, dass wir Kooperationen mit dem Kreis dort eingehen, wo sie sinnvoll sind – hier ist sie hochgradig sinnvoll“, erklärt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky. „Eine gute wohnortnahe medizinische Versorgung, niedrigschwellig, ergänzend: Das soll ein Kennzeichen der Hanauer Lebensqualität bleiben.“
Landrat Thorsten Stolz sieht ein „richtungsweisendes Signal“ aus den Bereichen Gesundheit und Pflege. „Wir haben in und mit der Stadt Hanau eine gute Tradition der Zusammenarbeit bei Gesundheitsthemen. Erinnert sei an die gemeinsamen Projekte während der Impfkampagne gegen Corona, erinnert sei an den Pflegestützpunkt und jüngst die Gesundheitsstelle. Wir knüpfen an diese gute Arbeit an und werden bei der unteren Gesundheitsbehörde organisatorisch nicht getrennte Wege gehen. Gleichwohl werden wir mit dem ‚Haus der Gesundheit‘ in Hanau gemeinsam und somit an einem weiteren Standort Präsenz und Gesicht zeigen“, so Stolz.
Ursprünglich war sowohl von der Stadt Hanau als auch vom Main-Kinzig-Kreis beabsichtigt, für die jeweilige Bevölkerung eine je eigene Behörde herauszubilden und eher im Einzelfall zusammenzuarbeiten. Gerade die zwischenzeitlich erlebte Corona-Pandemie habe jedoch gezeigt, „dass der öffentliche Gesundheitsdienst dann am leistungsfähigsten ist, wenn eine gemeinsame Planung stattfindet, also übergeordnet, aber stets mit genauem Blick für die jeweils lokalen Besonderheiten“, erklärt Gesundheitsdezernentin und Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. So bietet der Kreis bereits seit einiger Zeit in Räumlichkeiten in Hanau – zur Zeit in der Salzstraße – neben Corona-Impfungen auch Beratungen und Untersuchungen des amtsärztlichen Dienstes, des sozialpsychiatrischen, des zahnärztlichen, des kinder- und jugendärztlichen Dienstes und der Betreuungsbehörde an.
„Vor Ort präsent zu sein und niedrigschwellig Angebote zu machen ist wichtig. Das haben wir in den vergangenen Monaten und Jahren mit unseren befristeten Impf- und Gesundheitsstellen in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern gesehen. Wir haben sie bewusst als Angebote mit so wenig Hürden wie möglich aufgebaut, das war der Erfolgsfaktor“, erläutert Susanne Simmler. „Wir sind von diesen Standorten aus in Wohnviertel und Quartiere gegangen, haben Obdachlose an ihren Schlafstellen aufgesucht und haben sprachliche und emotionale Barrieren überwunden. Das Gesundheitsamt kommt so seiner Verantwortung für alle Menschen nach, gerade auch für die, bei denen der Arztbesuch aus welchen Gründen auch immer schwierig ist. Das sind gute Erfahrungen aus einer zentralen Koordination und einer dezentral starken Präsenz, auf denen wir aufbauen. Das führen wir nun in und mit der Stadt Hanau auch vor der Kreisfreiheit weiter.“
Auch unter den besonderen Zeichen des Fachkräftemangels im amtsärztlichen Bereich ist es aus Sicht des Main-Kinzig-Kreises wie auch der Stadt Hanau sinnvoll, personelle Ressourcen räumlich und zeitlich gut und bedarfsgerecht geplant einzusetzen. Das gelinge besser, wenn die Planungsfläche beibehalten und nicht aufgeteilt werde, betonen Magistrat und Kreisausschuss. Deshalb wurde bereits seit vielen Monaten in Vorgesprächen zwischen den politisch Verantwortlichen die Strategie eines gemeinsamen, für den Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau zuständigen und vom Main-Kinzig-Kreis betriebenen Gesundheitsamts verfolgt, das zudem einen leistungsstarken Standort in Hanau betreibt, der den Bürgerinnen und Bürgern in und um Hanau zur Verfügung steht.
Das entspricht der Vorgehensweise, wie sie für den Rettungsdienst und die integrierte Leitstelle bereits von Beginn der Auskreisungsverhandlungen von der Stadt Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis favorisiert und vereinbart wurde. Im Main-Kinzig-Kreis sind die Aufgaben des Gesundheitsamts, des Rettungsdienstes, des Brand- und Katastrophenschutzes und der integrierten Leitstelle seit dem Jahr 2021 im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr vereint.
Der Hanauer Standort dieses Amts soll dabei räumlich in ein „Haus der Gesundheit“ integriert sein, das über die behördlichen Aufgaben hinaus viele Angebote rund um das Thema Gesundheit und Gesundbleiben beinhalten soll, wie Stadträtin Isabelle Hemsley erläutert: „Das gemeinsame Ziel der Stadt Hanau wie auch des Main-Kinzig-Kreises ist es, für die Bürgerinnen und Bürger bedarfsgerechte, wohnortnahe und – nicht nur, aber auch – am öffentlichen Gesundheitsdienst orientierte Services und Prozesse für Hanau und das umliegende Kreisgebiet anzubieten. Mit dem gemeinsamen ‚Haus der Gesundheit‘ wollen wir auch in Zukunft getreu dem Motto ‚Zwei starke Partner für die Region‘ agieren.“
Die genannten Ziele haben der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung untermauert. Dieser „Letter Of Intent“ beinhaltet die Tätigkeit einer Projektgruppe von Fachleuten beider Vertragspartner, die die bereits jetzt erbrachten Leistungen des Gesundheitsamts erweitern und in ein räumlich attraktives, gut erreichbares und sinnvoll vernetztes Gesamtgefüge einbetten. Auf diesem längeren Weg sind Zwischenziele angelegt und sollen in bestimmten Zeitabständen erreicht werden.
Stadt und Kreis liegen im Zeitplan: Ein geeigneter Standort für eine Zwischenlösung für ein „Haus der Gesundheit“ wurde mit dem Triangle-Gebäude in der Willy-Brandt-Straße bereits gefunden. Die Räumlichkeiten sollen in naher Zukunft renoviert und barrierefrei umgestaltet werden, um auch optisch eine moderne und zukunftsfähige Umgebung für das Haus der Gesundheit zu schaffen. Hierfür sind laut Stadt Hanau geringe Umbaumaßnahmen notwendig.
„Bereits der Umzug des Gesundheitsstandorts in das zentral gelegene und gut angebundene Triangle-Gebäude wird für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele Vorteile bringen“, erklärt Isabelle Hemsley. Weiterhin werde für das „Haus der Gesundheit“ innerhalb Hanaus nach einem Standort für die Zukunft gesucht, der allen genannten Anforderungen gerecht wird und über die späteren Grenzen der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises hinaus wegweisend für eine moderne, bürgernahe und erfolgreiche Gesundheitsversorgung sein wird.
Inhaltlich soll das „Haus der Gesundheit“ über die bereits angebotenen Aufgaben hinaus weitere Aufgaben übernehmen und so unter einem Dach viele Dienstleistungen vereinen. „Wir wollen, dass das ‚Haus der Gesundheit‘ ein Vorbild für weitere Projekte wird, räumlich und inhaltlich. Mit dem Triangle-Gebäude bereiten wir diesem Gedanken an geeigneter Stelle den Weg“, so Isabelle Hemsley. In anderen Themenfeldern habe man mit dem Stützpunkt-Gedanken gute Erfahrungen gemacht, bekräftigt auch Susanne Simmler. „Wir wissen aus Bereichen wie der Pflege, dass dezentraler Service und zentrale Koordination keinen Widerspruch bedeuten, sondern im Sinne der Bürgerinnen und Bürger sind. Wichtig ist, dass die Menschen die Beratung und Versorgungsangebote auch in Anspruch nehmen. Da gehören kurze Wege und eine leichte Verfügbarkeit natürlich dazu, seien es der Gesundheitsdienst, der Pflegestützpunkt oder andere Stellen.“
Die gefundenen Lösungen bedeuten ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zu einer künftigen Beratungs- und Versorgungsstruktur im Bereich Gesundheit, wie der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau erklären. Die detaillierte Ausgestaltung der vereinbarten Punkte, etwa der Räumlichkeiten im Haus der Gesundheit und der genauen Serviceangebote oder der Personal- und Organisationsstruktur ab 2026, folge nun in den nächsten Arbeitsrunden der Projektgruppe. Aber wesentliche Pflöcke seien nun eingeschlagen. Und die Überschrift „gemeinsam stark“ stehe im Bereich der Gesundheitsbehörde über den weiteren Schritten.
Quelle: Stadt Hanau, Main-Kinzig-Kreis