Teilnehmende einer Online-Veranstaltung des Hessischen KinderTagespflegeBüros gestalten Zukunft
Mehr als 100 Kindertagespflegepersonen, Eltern, Fachberater*innen aus der öffentlichen und freien Jugendhilfe, Fortbildner*innen, Wissenschaftler*innen, politisch Verantwortliche und weitere Interessierte haben Ende April diskutiert und gemeinsam nach Lösungen für aktuelle und künftige Herausforderungen der Kindertagespflege gesucht. Im Rahmen des innovativen Online-Formates „Zukunftswerkstatt“, welches das Hessische KinderTagespflegeBüro (HKTB) in Kooperation mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) ausrichtete, nahmen die Teilnehmenden die Fragen „Wo kommen wir her?“ und „Wo wollen wir hin?“ in den Fokus. Dabei entstanden ein breiter Überblick zur Entwicklung und zum aktuellen Stand der Kindertagespflege sowie wegweisende Ideen für ihre Zukunft.
Zu Beginn der Veranstaltung richtete die Hessische Staatssekretärin für Soziales und Integration, Anne Janz, in einer Videobotschaft einleitende und wertschätzende Worte an die Tagungsgäste: „Die Kindertagespflege hat in Hessen lange Tradition und wird seit vielen Jahren durch das Land unterstützt und gefördert. […] In den vergangenen Jahren hat die Pandemie besonders herausfordernde Rahmenbedingungen geschaffen. Aber die Kindertagespflege hat die Situation super gemeistert. Dafür danke ich Ihnen allen ganz ausdrücklich!“ Ihre Aufmerksamkeit auf die folgenden Jahre lenkend, betonte Janz den bestehenden Fachkräftemangel und die hohe Nachfrage nach Betreuungsmöglichkeiten, die gute Ideen und neue Konzepte für die Kindertagespflege erforderten.
Auch Monika Böttcher hob die wichtige Bedeutung der Kindertagespflege hervor: „Sie ist eine sehr wichtige Säule der Kinderbetreuung.“ Als Bürgermeisterin der Stadt Maintal, in der das HKTB seit 28 Jahren beheimatet ist, unterstrich sie auch die „ganz besondere Verbindung“ der Stadt zur Kindertagespflege. Bereits vor der Gründung des HKTBs gab es in Maintal ein gut entwickeltes Betreuungsangebot in der Kindertagespflege. 1995 fiel dann der Startschuss für eine erfolgreiche Kooperation der Stadt als Träger der Landesservicestelle mit dem Land Hessen.
Das HKTB arbeitet überregional und unterstützt durch Informations-, Beratungs-, Vernetzungs- und Fortbildungsangebote den qualitativen und quantitativen Ausbau der Kindertagespflege in Hessen. Den Zeitpunkt für die Durchführung einer Zukunftswerkstatt sah Christiane Mickel, die Leiterin des HKTB, angesichts der bestehenden Herausforderungen sehr passend gewählt, „weil die Stärkung des Profils Kindertagespflege für die Zukunft nur gemeinsam geht, weil der Zeitpunkt im Rahmen des gesellschaftlichen Wandels genau der richtige ist, weil die Kindertagespflege Visionen und ein Wir-Gefühl braucht“.
Im Vordergrund der Zukunftswerkstatt stand die Beteiligung von Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven und deren Wissen als Expert*innen. Ziel war es, Visionen zum Profil Kindertagespflege zu entwickeln. Ganz nach dem Motto „Zukunft geschieht nicht, sie wird gemacht!“ – wie es einst der Entwickler der Zukunftswerkstatt-Methode Robert Jungk sagte – haben die Teilnehmenden in einer Reise von der Vergangenheit über die Gegenwart hin zur Zukunft viele kreative Ansätze erarbeitet. Durch diese Reise begleitet hat sie die Bildungsjournalistin Inge Michels, die zwischen den intensiven Arbeitsphasen Videobotschaften verschiedener Akteur*innen und weitere inhaltliche sowie bewegungsreiche Impulse moderiert, Mini-Talks mit den Moderatorinnen der Austauschrunden gehalten und die entstandenen Ergebnisse der Tagungsgemeinschaft kommentiert hat.
Mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte wurde deutlich, welche enorme Entwicklung die Kindertagespflege durchlaufen hat. Das persönliche Engagement verschiedener Menschen und die politische Erkenntnis, wie wichtig die Kindertagespflege ist, haben diesen Weg geebnet. Heute ist Kindertagespflege ein etabliertes und qualitativ hochwertiges Kinderbetreuungsangebot, das finanziell gefördert wird, hohe Qualifizierungsstandards vorweist und durch die kleine Kindergruppe, die stabile Bezugsperson sowie ein alltagsintegriertes Umfeld vor allem für die frühkindliche Entwicklung von Kindern gute Rahmenbedingungen bietet.
In Arbeitsgruppen arbeiteten die Teilnehmenden für ihre Standorte heraus, welche Fortschritte zum gegenwärtigen Zeitpunkt besonders positiv hervorzuheben sind. Viele schätzen die wiederbelebten Kooperationen zwischen Kitas und Kindertagespflegepersonen, die Weiterentwicklung ihrer Qualifizierungsangebote für angehende Kindertagespflegepersonen und neu entwickelte Beteiligungskonzepte für aktive Tagesmütter und Tagesväter. Doch – und das wurde in den Diskussionsgruppen sehr deutlich – es gibt noch viel zu tun! Unter der Fragestellung „Was wollen wir für wen erreichen?“ widmeten sich die Teilnehmenden den zukünftigen Entwicklungen und waren sich einig, dass „das besondere Profil der Kindertagespflege noch mehr beworben werden muss“, dass es „mehr gute Vertretungsmodelle“, „mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit“ und „mehr Berücksichtigung der mittelbaren pädagogischen Arbeit (z. B. Vor- und Nachbereitungszeiten, Entwicklungsgespräche) in der Vergütung“ braucht.
Da es in einer Zukunftswerkstatt nicht nur um die Entwicklung von Ideen für die Zukunft geht, sondern auch um erste Umsetzungsschritte, haben sich viele Tagungsgäste bereits konkrete Ziele zur Verwirklichung ihrer Vorhaben gesetzt. Dazu gehören beispielsweise: die eigene Persönlichkeitsentwicklung und Fortbildung, um in den Qualifizierungskursen für Kindertagespflegepersonen eine gute Qualität sicherzustellen, das Engagement in einer Regionalgruppe im Sinne der Vernetzung, der Einsatz für die Kindertagespflege auf der politischen Ebene und die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit.
Mit der Veranstaltung hat das HKTB einen Prozess in Gang gesetzt, der von den Teilnehmenden sehr geschätzt wurde. Die Rückmeldungen reichten von „Ich freue mich mit so vielen Menschen an einer gemeinsamen Zukunft der Kindertagespflege zu arbeiten“, über „Die Methode der Zukunftswerkstatt war super!“ bis zu „Chapeau, eine sehr gelungene Veranstaltung!“ Das HKTB freut sich über diesen großen Erfolg. Die Landesservicestelle entwickelt aktuell eine Dokumentation zur Veranstaltung und hat bereits erste Maßnahmen geplant, mit denen sie die erfassten Bedarfe aufgreift. So werden aktuell Werkstatt-Foren zur Öffentlichkeitsarbeit, zur Zusammenarbeit mit Eltern und zur Schärfung des pädagogischen Profis in der Kindertagespflege konzipiert. Zudem bietet das Büro ab September ein neues und in Hessen einmaliges Fortbildungspaket zur Stärkung von Fachberater*innen an, die in den Arbeitsbereich Kindertagespflege einsteigen oder erst seit Kurzem tätig sind.
Informationen zu Veranstaltungen des HKTBs, zu seiner weiteren Arbeit und zur Kindertagespflege in Hessen sind auf der Webseite www.hktb.de zu finden.
Bildhinweis: Tagungsgäste der Zukunftswerkstatt Ende April. Foto: Stadt Maintal
Quelle: Stadt Maintal