Dienstag, Oktober 14, 2025
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Gelnhäuser Heimatjahrbuch rückt große und kleine Themen in den Mittelpunkt

Landrat Thorsten Stolz dankt Autorinnen und Autoren und präsentiert Ausgabe für 2026 mit Schwerpunkt „Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren“

Main-Kinzig-Kreis. – Das Schwarzweiß-Bild zeigt eine Szene, die bei Kriegsende 1945 entstanden ist. Eine junge Frau mit Baby sitzt inmitten von Trümmern. Die Frau blickt mit ernstem Blick in die Kamera, ihr Gesicht zeigt kräftige Schlagschatten. Das Bild ist vermutlich in Hanau aufgenommen worden. Die Frau trägt ein Männerhemd, das Kleinkind ein weißes Jäckchen. Das Bild illustriert anschaulich das Schwerpunktthema des 78. Gelnhäuser Heimatjahrbuchs: „80 Jahre Kriegsende – letzte Zeitzeugen“. Landrat Thorsten Stolz stellte das Druckwerk im Beisein von einigen der 30 Autorinnen und Autoren im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen vor. Er bedankte sich bei allen, die bei der Erstellung des Heimatjahrbuchs mitgewirkt haben und auf diese Weise dazu beitragen, dass regionale Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.

„Das Jahrbuch rückt in diesem Jahr ein Thema in den Mittelpunkt, das uns immer noch stark beschäftigt, ja beschäftigen muss. Der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken und schlimmen Folgen muss uns als Mahnung dienen. Im Heimatjahrbuch kommen Menschen zu Wort, die sich an diese Zeit erinnern und die in ihren eigenen Worten davon berichten. Das ist von unschätzbarem Wert, da uns dies direkte Einblicke in eine Zeit gewährt, die viele von uns selbst nicht erlebt haben“, erklärte der Landrat. Das Heimatjahrbuch wolle Bewusstsein schaffen für die eigene Heimat und werfe über Jahrhunderte hinweg Schlaglichter auf die Geschichte. Diese sei ohne den Blick auf die Menschen nicht denkbar, deshalb gehe es in den Texten des Heimatjahrbuchs immer auch um Personen und Persönlichkeiten und ihre Erlebnisse. „Der Gelnhäuser Heimatjahrbuch zeichnet sich dadurch aus, dass es sowohl die großen Themen aufgreift, aber auch an zahlreiche kleine Begebenheiten und immer auch regionale Persönlichkeiten erinnert“, betonte der Landrat.

Wie Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte beim Main-Kinzig-Kreis, erklärte, befassen sich zahlreiche Texte mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und beleuchten dabei auch die damalige Lebenswelt von Frauen. „Das Heimatjahrbuch erinnert in diesem Zusammenhang auch an eine Frau, die 2023 im Alter von 97 Jahren gestorben ist: Die Hanauer Journalistin, Feministin, Gewerkschafterin und Autorin Ilse Werder. Aus ihrem Archiv stammt das Bild der jungen Trümmer-Mutter mit Kind“, sagte Raedler.

Wie stark der Krieg gerade auch die Kinder geprägt hat, gehe etwa aus den Schilderungen dreier Frauen hervor, die Barbara Kruse aufgezeichnet hat: Rotraud Schäfer, Marianne Sperzel und Annegret Droste erzählen von Hunger, Kälte, Vertreibung, Vergewaltigung und großer Unsicherheit und darüber, dass diese Erfahrungen sie Zeit ihres Erwachsenenlebens begleitet und stark geprägt haben. Über die Rückkehr zur Demokratie nach Kriegsende im Kreis Gelnhausen berichtet Thomas Petrasch. Und Achim Lohrey geht der Frage nach, was vor Kriegsende in den Gemeinden passiert war, wo die Menschen 1933 der NSDAP und Adolf Hitler mit ihrer Stimmabgabe erst zur Macht verhalfen. In seinem Ort Wolferborn kamen 52 Männer zu Tode, bei einer Einwohnerzahl von weniger als 700 Menschen. Weitere Beiträge thematisieren die Nachkriegszeit – so den „Dörferkrieg“ ohne Sieger zwischen Bernbach und Lützelhausen von Alois Hofmann. 1946 beschloss die US-Militärregierung, das ehemalige Wehrmacht-Exerzierplatz-Gelände Bernbach zum Übungs- und Munitionslagerplatz der US-Armee zu nutzen, was mit dem Ende des „Kalten Krieges“ glücklicherweise obsolet wurde. Das Heimatjahrbuch berichtet aber auch detailliert über die Totenkutsche von Bad Orb, die noch in den 1950er Jahren zum Einsatz kam.

Das Kalendarium enthält wie immer zwölf Nachrufe sowie die Daten der hiesigen Fest- und Feiertage. Mit der informativen Sammlung an Zahlen, Daten und Fakten zum Main-Kinzig-Kreis und seinen 29 Städten und Gemeinden sowie der Jahreschronik schließt das 204 Seitenstarke Buch. Es wird vom Main-Kinzig-Kreis herausgegeben und vom Druck- und Pressehaus Naumann erstellt, die Kosten liegen bei 9,95 Euro. Verleger Oliver Naumann bedankte sich bei allen, die die neue Ausgabe erstellt haben und es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese den Bürgerinnen und Bürgern zu verkaufen. Das Heimatjahrbuch ist unter anderem erhältlich im Buchhandel, im Main-Kinzig-Forum und im Zentrum für Regionalgeschichte.

Die Texte stammen von folgenden Autorinnen und Autoren: Ulrich Berting, Kunigunde Brandner, Heinz Breitenbach, Hermann Drisch, Annegret Droste, Achim Gogler, Kurt Hanselmann, Hermann Heim, Alois Hofmann, Pater Robert Jauch, Christine Kaiser, Volprecht Kalbfleisch, Volker Kirchner, Hans Kreutzer, Barbara Kruse, Dr. Michael Lapp, Achim Lohrey, Arndt Lometsch, Norbert Möller, Dr. Willi Müller, Hans-Christoph Nahrgang, Peter Nickel, Thomas Petrasch, Tobias Picard, Claudia Raab, Christine Raedler, Rotraud Schäfer, Rebecca Schauberger, Marianne Sperzel, Heinrich Georg Semmel und Elsbeth Ziegler.

Bildunterschrift: Das Gelnhäuser Heimatjahrbuch 2026 ist da: Es befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. Unser Bild zeigt einige der Autorinnen und Autoren zusammen mit Landrat Thorsten Stolz (vordere Reihe, Dritter von links), Oliver Naumann (Verleger des Druck- und Pressehauses Naumann) vordere Reihe, Zweiter von links) und Christine Raedler (Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte, vordere Reihe, Vierte von links).

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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