Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Zufriedenheit sind Basis für Innovation, Produktivität und Stabilität
Finnisches Arbeitsmodell ermöglicht hohe Effizienz bei gleichzeitig moderaten Arbeitszeiten
Gute Work-Life-Balance sichert den Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte
Helsinki, 21. Juli 2025 – Hohe Produktivität und innovative Unternehmen trotz geringerer Arbeitszeit und weniger Überstunden? Das muss kein Widerspruch sein, wie das finnische Wirtschafsmodell belegt. Zum internationalen „Tag der Freude“ am 24. Juli zeigt das glücklichste Land der Welt, dass der Schlüssel dazu in einer funktionierenden Gesellschaft liegt, die die Zufriedenheit der Bevölkerung fördert. Gepaart mit einer fortschrittlichen Bildungs- und Arbeitskultur verschafft sich Finnland damit Standortvorteile, die konkrete Lösungsansätze für die deutsche Wirtschaft und für deutsche Unternehmen bieten, die sich für eine Investition in dem Land entscheiden.
„Das Vertrauen ist in der finnischen Gesellschaft und den Institutionen tief verwurzelt und führt dazu, dass die Menschen glücklich sind. Darauf bauen wir unseren wirtschaftlichen Erfolg und unsere Innovationskraft auf“, erklärt Antti Aumo, Leiter von Invest in Finland bei Business Finland. Und die Zahlen geben ihm Recht. So ist Finnland nicht nur acht Jahre in Folge das glücklichste Land der Welt, wie der Weltglücksbericht der UN zeigt, sondern gleichzeitig auch auf Platz zwei im Korruptionswahrnehmungsindex 2024. Ein Beleg für die Integrität des politischen und wirtschaftlichen Systems.
Dieses Fundament schafft ein stabiles wirtschaftliches Marktumfeld und ist ein entscheidender Nährboden für Kreativität, was der 7. Platz im Global Innovation Index 2024 eindrucksvoll unterstreicht. Mit einem Anteil von 3,16 Prozent des BIP investiert das Land zudem massiv in Forschung und Entwicklung. Die finnische Regierung hat sich verpflichtet, die Ausgaben des Landes in diesem Bereich bis 2030 auf 4 Prozent des BIP zu erhöhen. Darüber hinaus gehört Finnland bei der Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) durchweg zu den führenden Ländern weltweit und belegt im SDG-Index 2025 erneut den ersten Platz.
Hohe Produktivität bei weniger Arbeitsstunden
Der Blick auf die finnische Arbeitswelt zeigt die klaren Vorteile einer guten Work-Life-Balance. Finnlands hochqualifizierte Fachkräfte arbeiten effizient. Das resultiert laut PISA-Studien aus dem vorbildlichen Bildungssystem. OECD-Daten wiederum belegen, dass nur vier Prozent der finnischen Angestellten sehr lange arbeiten – deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von zehn Prozent. Dass dies nicht zulasten der Leistung geht, beweist die hohe Arbeitsproduktivität: Das BIP pro geleistete Arbeitsstunde lag 2023 bei 82,96 US-Dollar und damit klar über dem OECD-Schnitt von 70,62 US-Dollar. Es ist ein Beleg dafür, dass wirtschaftliche Leistung nicht von Überstunden abhängt, sondern von smarten, auf Vertrauen und Autonomie basierenden Arbeitsmodellen – ein möglicher Impuls für die deutsche Arbeitszeitdebatte.
Das Ökosystem des Erfolgs: Vertrauen, Autonomie und Unterstützung
Im Zentrum der finnischen Arbeitskultur steht eine ergebnisorientierte Mentalität statt einer reinen „Anwesenheitskultur“. Diese wird durch eine flexible Gesetzgebung wie den „Working Hours Act“ gestützt. Gleichzeitig sichert ein gesetzlich verankertes Recht auf bezahlbare Ganztagsbetreuung (Kitas) die volle Teilhabe, insbesondere von Frauen, am Arbeitsmarkt. Die Kommunen sind verpflichtet, jedem Kind einen Betreuungsplatz in dem von den Eltern gewünschten Umfang zur Verfügung zu stellen – und zwar unverzüglich und ohne bürokratische Hürden. Eltern müssen sich also nicht selbst um einen Platz bemühen oder diesen einklagen, wie es in Deutschland häufig der Fall ist.
Ein Großteil der Unternehmen in Finnland investiert zudem proaktiv in das Wohlbefinden und die kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Teams – etwa durch umfassende Gesundheitsdienste, individuelle Kompetenzentwicklung und eine offene, hierarchiearme Kommunikation. Hierbei gehört Finnland im internationalen Vergleich zu den Spitzenreitern. Das bestätigen unter anderem Studien wie die European Workforce Study und internationale Wettbewerbe wie „Great Place to Work“ und „European Employer of the Year“, bei denen finnische Unternehmen überdurchschnittlich oft vertreten sind. Unternehmen sichern sich dadurch nicht nur die Loyalität ihrer Mitarbeitenden, sondern auch langfristig wertvolles Know-how – ein entscheidender Faktor im globalen Wettbewerb um Fachkräfte.
Potenzielle Antworten auf Deutschlands Wirtschaftsfragen
Angesichts des deutschen Fachkräftemangels mit mehr als 600.000 offenen Stellen und einer Mitarbeiterzufriedenheit, die laut Gallup-Untersuchung bei nur 45 Prozent liegt, bietet Finnlands Modell praxiserprobte Lösungsansätze für Deutschland. Finnland versteht sich dabei auch als aktiver Partner für die deutsche Wirtschaft und Unternehmen, um diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen. „Die Infrastruktur der Zufriedenheit, die in Finnland eine innovationsfreudige und produktive Wirtschaft fördert, ist etwas, das wir deutschen Unternehmen als Grundlage für eine enge Kooperation anbieten“, sagt Antti Aumo. „Es geht darum, gemeinsam von einem Ökosystem aus Vertrauen und Effizienz zu profitieren und die Zukunft erfolgreich zu gestalten.“
Bild: Finnland_Happiness-1.jpg (Quelle: Business Finland):
Im Zentrum der finnischen Arbeitskultur steht eine ergebnisorientierte Mentalität statt einer reinen „Anwesenheitskultur“.
Quelle: Redaktion MKK Echo