Kongress für Transformation und Mobilität zeigt Perspektiven auf
Main-Kinzig-Kreis. – „Die dritte Auflage des eMOKON MKK war ein großer Erfolg. Mit diesem Kongress für Transformation und Mobilität leisten wir einen wichtigen, einen zukunftsweisenden Beitrag für die gesamte Wirtschaftsregion. Wir wollen Perspektiven aufzeigen und zur Diskussion anregen. Beides ist gelungen“, bilanzierte Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann den Kongress für den Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises. Gemeinsam mit Organisator Walter Dreßbach, Leiter des Referates Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur, dankte er allen Beteiligten für deren Interesse und die intensive Beteiligung an den Diskussionen.
120 Teilnehmende konnten die Organisatoren im Spessartforum im Bad Sodener Kurpark willkommen heißen. Unter ihnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Wirtschaftsfachleute sowie Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Beratungsagenturen und Behörden aus dem ganzen Bundesgebiet.
„Der eMOKON war ursprünglich als reiner E-Mobilitätskongress ins Leben gerufen worden. Doch es wird immer deutlicher, dass der Siegeszug der E-Mobilität und das Aus des Verbrenners weitreichende Folgen für Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige hat – und zwar auf nationaler wie internationaler Ebene. Den damit verbundenen Herausforderungen wollen wir auf dem eMOKON Rechnung tragen. Aus diesem Grund haben wir den Schwerpunkt der Veranstaltung in diesem Jahr entsprechend angepasst“, so Winfried Ottmann. So seien Zulieferende der Automobilindustrie gefordert ihr Unternehmensportfolio zu verändern. Die Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge müsse im ganzen Land ausgeweitet werden. Die Frage, wie Schwerlast- und Nutzfahrzeuge ökonomisch und ökologisch sinnvoll elektrisch betrieben werden könnten, sei zu klären. Auch gehe es darum, innovative Energiequellen möglichst kreislaufwirtschaftlich zu nutzen. Gerahmt sei dies alles von der Tatsache, dass die Digitalisierung weiter Fahrt aufnehme. Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel im Inland sowie wachsender wirtschaftlicher Druck aus dem asiatischen Raum trügen das Ihre zu den Veränderungen in der heimischen Wirtschaft bei. Wichtig sei es, Strategien, Perspektiven und Innovationen zu entwickeln, die rasch umgesetzt werden sollten.
In der Expertenrunde 1 drehte sich alles um das Thema „Transformation Wirtschaftsraum“. Vor allem der Automotive-Bereich steht durch das Aus des Verbrennungsmotors vor einem grundlegenden Wandel, der zum Umdenken zwingt. Im Main-Kinzig-Kreis sind etwa 180 Unternehmen mit etwa 30.000 Beschäftigten in dieser Branche aktiv.
Marc Réné Färber, Geschäftsführer von Struktur Management Partner in Köln, lieferte in einem ausgezeichneten Vortrag Zahlen und Fakten zur Transformation in der Automotive-Branche. 2016 sei eine Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass ein fundamentaler Wandel bevorstehe. Mittlerweile sei man mittendrin und müsse sich in diesem Zusammenhang mit Themen befassen, die vor sieben Jahren nicht vorherzusehen gewesen seien, so Färber. Die Zahl der Elektrofahrzeuge nehme zu, aber bundessweit fehlten etwa 280.000 Ladesäulen. Neben der Entwicklung innovativer Antriebstechniken müsse sich die Branche mit weiteren Fragen befassen, etwa: „Was machen wir mit dem Bestand?“. Etwa ein Drittel der Zulieferbetriebe sei zukunftsfähig. Der demografische Wandel mache es den Unternehmen schwer, Arbeitskräfte zu finden, dabei seien gerade wegen der Transformation gut ausgebildete Arbeitskräfte gefragt. Hinzukomme, dass Mitbewerber China an Stärke gewinne und etwa in der Batterietechnik weit vor Deutschland rangiere. Der Transformationsprozess erfolge in Deutschland zu langsam. Es passiere etwas, aber die Geschwindigkeit müsse zunehmen. Dies gelte sowohl für die Unternehmen als auch für die öffentliche Hand. Um erfolgreich zu bleiben, müsse ein Umdenken stattfinden.
Bernhard Wolf, Geschäftsführer der Woco Industrietechnik GmbH in Bad Soden Salmünster, berichtete von den Maßnahmen, die das Unternehmen ergreift, um den Transformationsprozess positiv zu gestalten. Ein wichtiger Baustein sei die Schulung und Weiterbildung der Mitarbeitenden weltweit über eine E-Learning-Plattform. Ein zweiter Baustein: neue Tätigkeitsfelder erschließen. Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann widmete sich in seinem Vortrag der Transformationsstrategie des Main-Kinzig-Kreises. Sie hat zum Ziel, Verbände, Unternehmen und Gewerkschaften, Hochschulen, Wirtschaftsförderung und Kommunen regional on- und offline zu vernetzen, Impulse zu geben sowie durch Austausch Perspektiven zu entwickeln. Maik Grundmann, IG Metall Bezirksleitung Mitte, und Bernd Mathieu Gewerkschaftssekretär und Leiter der Transformationswerkstatt der IG Metall im Saarland, informierten gemeinsam über das Förderprojekt „TraSaar“, das saarländische Unternehmen bei der wirtschaftlichen Transformation unterstützt. Heike Hengster, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hanau, stellte das Angebotsspektrum und die Beratungsmöglichkeiten der Arbeitsagentur vor. Dazu gehören Online-Plattformen, aber auch internationale Anwerbeabkommen, die heimischen Unternehmen Arbeitnehmende zuführen können. Durch die Expertenrunde führte Dr. Christa Larsen vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt.
In fünf weiteren Expertenrunden bot sich ebenfalls reichlich Gelegenheit sich zu informieren und zu netzwerken.
In der Expertenrunde 2 drehte sich alles um „Schwerlastverkehr und Nutzfahrzeuge“. Der Güterverkehr auf der Straße befördert in Deutschland knapp 80 Prozent der Transportgüter und verbraucht fast 70 Prozent des Dieselkraftstoffs im Verkehr. Die Europäische Union hat CO2-Grenzwerte für Lastwagen mit mehr als 16 Tonnen Gesamtgewicht beschlossen: Demnach muss der Ausstoß bis 2025 um 15 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2019 sinken. Alternativen zum Diesel sind also gefragt.
In der Expertenrunde 3 „Energie für die Mobilität“ lag der Schwerpunkt auf der Frage nach den aktuellen und zukünftigen Energiequellen. Um die Akzeptanz der Elektromobilität zu erhöhen, muss beispielsweise ein Fokus auf der Weiterentwicklung, der Weiterverwendung und dem Recyceln von Akkumulatoren liegen. Bei mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen muss eine Versorgung mit grünem Wasserstoff als Energiequelle sichergestellt sein.
Expertenrunde 4 widmete sich der „Infrastruktur der zukünftigen Mobilität“. Damit Elektromobilität auch praktikabel ist, braucht es eine flächendeckende, bedarfsgerechte und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur. Wichtig ist dabei die enge Verzahnung von Elektromobilität und Stromnetzen.
Fünf Experten referierten in der Expertenrunde 5 zu „Neuen Mobilitätskonzepten“. Sie gaben einen Einblick in interessante Mobilitätsprojekte und warfen einen Blick auf Visionen der Mobilitätswende. In der Expertenrunde 6 „Sicherheit und Brandschutz – Risiken minimieren – Gefahren abwenden“ wurde das Thema Brandbekämpfung und Sicherheit aufgegriffen. Nicht nur Elektroautos, auch Handys, Laptops oder Elektrofahrräder sind mit leistungsstarken Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet, die aufgrund ihres Aufbaus zu einem Brandrisiko werden können. Zwar stuft die Feuerwehr Fahrzeugbrände bei E-Autos nicht risikoreicher ein als bei Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren, dennoch ist die Brandbekämpfung anspruchsvoll. In allen Diskussionsrunden fand reger Austausch statt. „Alle Ideen und Anregungen werden wir in die Neuauflage des eMOKON im kommenden Jahr einfließen lassen“, kündigte Walter Dreßbach abschließend an.
Informationen rund um den eMOKON 2023 sind zu finden auf https://emokon-mkk.de. Die Seite wird auch im Nachgang fortlaufend ergänzt.
Quelle: Frank Walzer