Innenminister Poseck lobt „Meilenstein für die Zukunft“
„Im Fokus unserer wegweisenden Innovationen in Hanau stehen die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Brandbekämpferinnen und Brandbekämpfer“, betont Stadträtin und Feuerwehrdezernentin Isabelle Hemsley bei der Vorstellung der neuen Sondereinheit „Spezielle Fähigkeiten“, die den ersten Löschroboter „Wolf“ in Deutschland angeschafft hat und einsetzt.
Die Feuerwehr Hanau rüstet sich für die Zukunft dank modernster Brandbekämpfungstechnologie. Mit dem Löschroboter „Magirus Wolf R1“ erweitert die Stadt ihre Ausrüstung um ein Gerät, das die Sicherheit von Einsatzkräften und Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen verbessern soll. Der Roboter ist zudem Teil der neuen und hessenweit einzigartigen Sondereinheit „Spezielle Fähigkeiten/Robotik“, die heute ihren offiziellen Dienst aufnimmt. Die Feuerwehr Hanau ist damit die erste Feuerwehr in Deutschland, die diesen Löschroboter gekauft hat, der bei komplexen Einsatzlagen mit Unterstützung von Drohnen – wie etwa der Waldbrandbekämpfung – die Risiken für die Einsatzkräfte minimiert. Sie ist damit führend in der Implementierung dieser innovativen Technik in Deutschland. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, im Rahmen der Amtshilfe anderen Kommunen bei akuten Lagen mit der neuen Technik zu helfen. Von Hanau aus werden wir Bundesland-übergreifend Kooperationen aufbauen“, so Stadträtin Hemsley.
Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck, Stadträtin Hemsley und Hendrik Frese, Amtsleiter der Feuerwehr Hanau, stellten Roboter und Einheit in einem Waldstück in Hanau-Großauheim vor: Hier kam es im Juli 2022 auf einer Fläche von etwa 60.000 Quadratmetern zwischen der Waldsiedlung und der B 8 zu einem Waldbrand, der die Feuerwehr Hanau sowie Einsatzkräfte der benachbarten Feuerwehren sowie weitere Einsatzkräfte über Stunden forderte. Damals erstreckte sich die Brandbekämpfung auf ein kontrolliertes Abriegeln der betroffenen Waldgebiete und dem zeitaufwändigen Aufspüren von Glutnestern aus der Luft dank Drohnenunterstützung der Feuerwehr Karlstein. Denn je nach Rauchentwicklung, Hitze und Ausmaß eines Feuers stößt die Berufsfeuerwehr Hanau mit ihren rund 100 hauptamtlichen Kameradinnen und Kameraden sowie weiteren 300 ehrenamtlich in den Freiwilligen Feuerwehren der Stadt engagierten Brandschützerinnen und Brandschützern bei solchen Großbränden schnell an ihre Grenzen. „Der Löschroboter erlaubt es in Zukunft, in Umgebungen zu agieren, die für Menschen zu gefährlich oder einfach anstrengend sind. Das entlastet die Einsatzkräfte und ermöglicht noch effektivere Brandbekämpfung“, so Feuerwehrchef Frese. Dank seiner robusten Konstruktion, den leistungsstarken Löschdüsen (bis zu 2.500 Liter Wasser pro Minute) und einer präzisen Steuerung unterstützt der Roboter – navigiert aus sicherer Entfernung von bis zu 200 Metern – aktiv die Löscharbeiten.
„Die Stadt Hanau leistet mit der neuen Sondereinheit Pionierarbeit für den Brandschutz. Hier wird künftig neueste Technik zur Brandbekämpfung eingesetzt, die einen zusätzlichen Gewinn für die Sicherheit der Menschen bietet. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen bei Unwetterereignissen und Bränden geht die Stadt Hanau hier einen vorbildlichen Weg. Ich danke Stadträtin Hemsley und allen Verantwortlichen für das Projekt. Es ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft“, führte Prof. Dr. Poseck, Hessischer Minister des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz aus.
Die Hanauer Feuerwehr wird die Spezialeinheit weiter auf- und ausbauen: „Unser Ziel ist es, ein Kompetenzzentrum für Zukunftstechnologie aufzubauen“, sagt Isabelle Hemsley, die sich weitere Unterstützung des Landes Hessen erhofft.
Zu möglichen Einsatzszenarien für die neue Sondereinheit und den Roboter „Magirus Wolf R1“ zählen auch Brände in Tiefgaragen und Industrieanlagen, bei denen es zu hohen Temperaturen, giftigen Rauch- und Dampfentwicklungen oder explosionsgefährlichen Situationen kommen kann sowie der Einsatz in schwer zugänglichem Gelände. Die neue Technik ermöglicht ebenso, direkt zu Brandherden vorzudringen, die etwa an munitionsbelasteten Flächen im Wald liegen. Bei Dunkelheit oder starkem Rauch kann sich die Einsatzleitung dank Kamerasystemen oder den Drohnen schnell und risikolos einen guten Überblick verschaffen. „Die Sicherheit unserer Feuerwehrleute steht an oberster Stelle“, erklärt Dezernentin Hemsley. „Mit dem Löschroboter können wir Brände unter extremen Bedingungen bekämpfen, ohne die Gesundheit unserer Einsatzkräfte unnötig zu gefährden. Gleichzeitig erweitern wir mit der neuen Sondereinheit erheblich unser Kompetenzspektrum“, so Feuerwehrchef Frese.
Bisher sind bei der Feuerwehr Hanau die sechs Sondereinheiten Höhenrettung, Löschboot, Technische Einsatzleitung, Gefahrgutzug, Katastrophenschutzzug und Mess-Technik angesiedelt. 14 Kräfte der Feuerwehr Hanau (aus Berufs- und Freiwilligen Wehren) bilden die neue, hessenweit einzigartige Sondereinheit „Spezielle Fähigkeiten/Robotik“. Sie haben in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Löschroboter diverse Einsatzszenarien geübt und parallel den Umgang mit Drohnen trainiert, die Luft- und Erkundungsbilder übertragen. „Die Stadt Hanau besitzt rund 25 Quadratkilometer Waldfläche. Mit Blick auf die steigende Waldbrandgefahr bedingt durch die klimatischen Veränderungen ist die Sondereinheit der richtige Schritt, um die Waldbrandbekämpfung zu unterstützen und möglichst risikoarm zu gestalten“, sagt Hendrik Frese. Zur Einheit gehören zudem ein Utility Task Vehicle, welches im Oktober geliefert wird sowie zwei leistungsfähige Drohnensysteme. Im Frühjahr 2025 soll die technische Ausstattung der neuen Sondereinheit, die auch jederzeit überregional angefordert werden kann, mit dem Bau einer Vehicle Control Unit abgeschlossen sein, welche die autarke Fernsteuerung des Roboters über große Entfernungen ermöglicht.
Bereits vor 50 Jahren war die Hanauer Feuerwehr vorbildgebend für Hessen: Erstmals wurden mit der „Brandschutzerziehung“ Kindergarten- und Schulkindern das Verhalten im Brandfall spielerisch vermittelt. „Ich bin überzeugt, dass solche Einheiten die Bewältigung von Großschadens- und Katastrophenlagen dank innovativer Technik beherrschbarer machen. Die Feuerwehr Hanau zeigt abermals Mut, neue Wege zu gehen, innovative Lösungen zu testen und Kompetenzen aufzubauen“, sagt Stadträtin und Feuerwehrdezernentin Isabelle Hemsley.
Zahlen, Daten Fakten
Löschroboter Magirus Wolf R1
Kombinierter Schaum- und Wasserwerfer 500-2500 l/min (regelbar)
Winde zur Selbstbergung Zugkraft 2,5t
Fernerkundung mittels mehrerer Kamera- und Wärmebildsystemen
Steuerbar aus ca. 200 Metern Entfernung, mit Vehicle Control Unit und TacticNet über 2000 Meter
Motor rein elektrisch, Einsatzdauer circa sechs bis acht Stunden
Zugkraft 1050Nm, bis zu 4 Tonnen an Kupplung
Transport auf Anhänger
Gerätewagen-Drohne
Pickup Ford Ranger, Allrad, 205 PS
Einsatzdrohnen
DJI M350/H30T und M30T mit mehrfach Optik und bis zu 400-fachem Zoom, hochauflösendes Wärmebild und ca. 50 Minuten Flugzeit
Videoübertragungsstrecken und mobiles Routersystem zur Übertragung via Internet
Monitorsysteme zur Darstellung z.B. in der Einsatzleitung
Autarke Stromversorgung für zwei bis drei Stunden und PowerPack zum Laden der Ausrüstung
Perspektivisch:
Möglichkeit zum Aufbau eines TacticNet zur Fernsteuerung des Robotersystems außerhalb der Mobilnetze bis ca. 2000 Meter
Text: D. Kuhn
Bild: © Stadt Hanau / Moritz Göbel
Hanau, Löschroboter
Bei der Vorführung in einem Hanauer Waldstück: Der Löschroboter “Wolf” der Hanauer Feuerwehr.
Quelle: Redaktion MKK Echo