Vorstand stellt auf der Mitgliederversammlung Strategie „TVL 150“ zur Zukunftsfähigkeit des größten Langenselbolder Vereins vor
Weit über 150 Mitglieder – und damit so viele wie nie zuvor – waren der Einladung des Vorstands gefolgt und fanden sich am Freitagabend in der Gründauhalle zur Mitgliederversammlung des Turnverein Langenselbolds (TVL) ein. In den letzten Jahren fand diese Versammlung immer im Vereinsheim statt, in diesem war der Vorstand gut beraten, sie in die Halle zu verlegen. Das Vereinsheim hätte bei weitem nicht ausgereicht. Doch was war in diesem Jahr anders? Wieso kamen so viele Mitglieder mehr als sonst?
Dies dürfte zu beantworten sein mit dem Tagesordnungspunkt 13, der „Vision TVL 150“. Hinter diesem Punkt verbarg sich die Vereinsstrategie in Richtung des Jubiläumsjahres in 2036, inklusive der richtungsweisenden Entscheidung darüber, ob der Verein den Bau einer (zusätzlichen) Sporthalle anstreben und die entsprechenden Vorbedingungen evaluieren soll. Aber der Reihe nach:
TVL 150: Die vier Säulen zur Zukunftsfähigkeit
In einem ersten Part stellte Marcel Simon, Vorstand für Sport, den Strategiefindungsprozess und die Ergebnisse daraus vor, die der Vorstand in diesem durchlaufen und formuliert hatte. Am Anfang stand dabei herauszuarbeiten, wie der TVL heute aufgestellt ist und welche Rolle er in der Sport- und Kulturgemeinschaft Langenselbolds einnimmt. Der Verein fasst diese Position wie folgt zusammen: „Der TVL stellt DAS Vereinsschwergewicht für den sportlichen und gesellschaftlichen Mittelpunkt in Langenselbold dar. Der TVL ist eine wichtige Säule der Gemeinschaft und seit 1886 eine Institution in Langenselbold. Er bietet als finanziell gesunder Verein mit einem attraktiven Mitgliedsbeitrag ein zukunftsfähiges Sport- und Kulturangebot. Seine eigenständige Infrastruktur ermöglicht ein vielfältiges und breites Angebot und ist zentrale Anlaufstelle wie auch Begegnungsstätte für seine Mitglieder.“ Eine mit Grafiken ausgestattete Zusammenfassung von „TVL 150“ findet ihr unter www.tv1886.de/tvl150.
Mit diesem Verständnis stellte sich die Frage, welche Herausforderungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auf den TVL im Speziellen, aber auch Vereine ganz im Allgemeinen zukommen werden. Herausforderungen sind dabei der demografische Wandel, sinkendes ehrenamtliches Engagement, immer komplexer werdende Aufgaben, gestiegene Kosten, Ganztagsschulen und mehr. Für den Turnverein im Speziellen sind aber insbesondere die ungenügenden Hallenkapazitäten und das Alter der vereinseigenen Gründauhalle die größten Herausforderungen. In den vergangenen Jahrzehnten ist Langenselbold gewachsen, die Sportinfrastruktur aber nicht. So stehen heute pro Einwohner 25% weniger Hallenkapazitäten zur Verfügung, wodurch aber noch nicht berücksichtigt ist, dass die Trainingsgruppen kleiner und verfügbaren Zeiten – etwa durch lange Schultage – kürzer geworden sind. Der Verein musste sich also mit der Frage beschäftigen, wie man Kapazitäten ausbauen kann und dabei berücksichtigen, dass die Gründauhalle in absehbarer Zukunft (mindestens) ein Sanierungsfall werden wird.
Daraus leitete der Vorstand vier Säulen für die Zukunftsfähigkeit des TVL – und damit auch des Sports in Langenselbold – ab. In eine Säule hat der Verein dabei in den vergangenen Jahren schon viel Energie gesteckt. Es geht darum, den Verein sichtbar zu machen, den Bürgern die vielfältigen Angebote und diversen Veranstaltungen des Vereins näher zu bringen.
Die anderen drei Säulen hängen unmittelbar miteinander zusammen und gehen auf die benannten Herausforderungen ein. Mit „Organisationsstruktur zukunftsfähig machen“ meint der Verein, die ehrenamtlich Engagierten durch hauptamtliche Kräfte zu entlasten, sodass sich diese auf die Entwicklung des Vereins und die Arbeit mit den Mitgliedern konzentrieren können. Am Ende dieses Prozesses soll ein hauptamtlicher Geschäftsführer eingesetzt werden können. Dies kann sich der Verein jedoch mit den aktuellen Mitteln nicht leisten, weshalb – eine weitere Säule – finanzielle Standbeine ausgebaut werden sollen. Dabei denkt der Verein in verschiedene Richtungen, um sich breit aufzustellen. Zuallererst stehen dabei weitere Angebote, um auch neue Mitglieder gewinnen zu können. Aber es geht auch um Veranstaltungen und Kooperationen mit Stadt, Kindergärten, Schulen und Firmen. Dafür – und um den bereits bestehenden Bedarf -überhaupt decken zu können, müssen sich die (Hallen-)Kapazitäten in Langenselbold deutlich erhöhen. Der Vorstand plädiert daher dafür, die eigene Infrastruktur zu entwickeln. Er macht sich dafür stark, eine zusätzliche vereinseigene Sporthalle zu bauen.
Neubau einer Sporthalle wird konzeptioniert
An dieser Stelle übernahm Florian Koog als Vorsitzender, denn der Vorstand hatte sich auch schon möglichen Entwicklungen an der Gründauhalle und die Anforderungen an eine solche Sporthalle beschäftigt. Dabei hob er die Standortvorteile einer Weiterentwicklung des Geländes an der Gründauhalle hervor und welche Möglichkeiten für neue Angebote und Kooperationen sich daraus ergeben können, die zu einer Finanzierung des Konzepts beitragen können. Vor allem aber sollen alle bestehenden Abteilungen und Angebote die Möglichkeit bekommen, die Halle sinnvoll nutzen zu können, um den bestehenden Herausforderungen um zu niedrige Kapazitäten begegnen zu können. So soll die Halle hoch genug für Twirling, groß genug für neun Badmintonfelder und nicht zuletzt groß genug für ein Handballfeld sein. Außerdem sollen mehrere Gruppen gleichzeitig trainieren können und auch für Kurse sollen zusätzliche angemessene Räume geschaffen werden. Somit kam für den Vorstand nur eine Dreifelderhalle (Größe der Großsporthalle an der KKS) mit zusätzlichen Nebenräumen in Betracht.
Dafür, das stellte Koog klar, müssten aber verschiedene Vorbedingungen geprüft und abgestimmt werden. An erster Stelle stand dabei das Votum der Mitglieder an diesem Abend. Denn was, wenn die Mitglieder eine solche Entwicklung gar nicht mittragen würden? Er stellte also das Konzept zur Diskussion in die Runde der Mitglieder. In vielfältigen Wortbeiträgen, auch von ehemaligen Vorstandsmitgliedern, wurden verschiedene Bedenken, insbesondere im Hinblick auf den Standort an der Gründauhalle eingebracht. Worin sich aber alle einig waren: Es muss etwas geschehen, die vorgeschlagene Dimension ist sinnvoll und der Verein sollte die Initiative ergreifen. So brachte Koog eine – angepasste – Grundsatzentscheidung zur Abstimmung, die vorsah, dass der Verein seine Gedanken fortführt und die Infrastrukturentwicklung in Form der Konzeption des Neubaus einer Sporthalle forciert. Dieser Antrag wurde einstimmig (!) und ohne Enthaltungen von den über 150 anwesenden Mitgliedern angenommen.
Damit wird jetzt eine Konzeptgruppe etabliert, welche die Rahmenbedingungen für ein solches Vorhaben erarbeitet. Darin können die Mitglieder in vielfältiger Weise unterstützen. Es geht um die Ausgestaltung eines Raumkonzepts, eine Bauvoranfrage, das Finanzierungskonzept, mögliche Kooperationen, rechtliche Rahmenbedingungen und politische Unterstützung. Wer den Verein durch seine/ihre Mitwirkung dabei in die Zukunft führen möchte, kann sich sehr gerne an den Vorstand wenden.
Anpassung des Mitgliedsbeitrags und der Übungsleiterentschädigung
Darüber hinaus stand noch ein weiterer wichtiger Punkt zur Abstimmung. In den vergangenen Jahren. Sind die Kosten des Turnvereins insbesondere für Energie, Personal und Steuerberatung enorm gestiegen. Hinzu kommt, dass der Vorstand die Übungsleiter Vergütungen erhöhen möchte. Dies ist aus Sicht des Vereins notwendig, um qualifizierte Übungsleitungen halten zu können und insbesondere ein Ansatz für junge Engagierte, sich dem Verein anzuschließen. Darüber hinaus fand die letzte Anpassung im Jahr 2017 statt und seitdem ist etwa der Mindestlohn um fast vier Euro gestiegen. Daher schlug der Vorstand eine Moderate Beitragserhöhung über alle Beitragsklassen hinweg vor, welche die gestiegenen Kosten zum Teil abfedern soll. Eine neue Beitragsklasse für Senioren soll etabliert werden, um auch denjenigen, die keine große Rente erhalten, auch weiterhin die Teilhabe am Vereinsleben zu ermöglichen. Bei aktiver Beantragung sollen Personen über 65 Jahren einen niedrigeren Beitragssatz zahlen dürfen. Nachdem verschiedene Argumente aus der Reihe der Mitglieder für und gegen die Erhöhung in der vorgeschlagenen Höhe diskutiert wurden, wurde die Beitragsanpassung bei einer Gegenstimme und wenigen Enthaltungen angenommen. Somit ändern sich zum 01.01.2025 die Mitgliedsbeiträge des Turnvereins. Dies wird noch einmal gesondert mitgeteilt.
Weitere Punkte der Mitgliederversammlung
Etwas weniger – aber einen dennoch wichtigen – Raum nahmen die anderen Punkte in der Mitgliederversammlung ein. Im Bericht des geschäftsführenden Vorstandes sprachen Koog und Simon über die Veranstaltungen des vergangenen Jahres und die Entwicklungen der Mitgliederzahlen. Der Verein zählt mittlerweile 1920 Mitglieder und damit etwa 150 mehr als noch in den Jahren vor der Corona Pandemie. Diese erfreuliche Entwicklung hat sich über die vergangenen Jahre abgezeichnet und soll auch in den kommenden Jahren weitergehen. Dafür sind aber die Überlegungen aus der Strategie „TVL 150“ notwendig, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Der Zweite Vorsitzende Ralf Völker konnte von gut ausgelasteten Kursen und neuen Angeboten im Gesundheits- und Rehasport berichten, stellte aber auch klar, dass dort die Entwicklungsmöglichkeiten aufgrund der begrenzten Hallenkapazitäten sehr eingeschränkt sind. Darüber hinaus wurde viel Zeit investiert in die Erstellung eines Schaltplans und eines Schaltplans für die Gründauhalle, Um hierfür mögliche Umbaumaßnahmen gewappnet zu sein. Das Finanzergebnis des Jahres 2023 war sehr positiv und im Nachgang an die Berichte wurde der Vorstand entlastet.
Es folgten die Beiträge der Abteilungsleitungen, die durchweg von positiven Entwicklungen in ihren Abteilungen berichten konnten. Dabei stehen im kommenden Jahr zwei Jubiläen an. Die Karnevalsabteilung startet am kommenden Freitag in ihre 77. närrische Jubiläumskampagne. Am Freitag (15.11.) geht es mit der Kampagneneröffnung um 19 Uhr in der Gründauhalle los. Im kommenden Jahr feiert dann die Abteilung Handball ihren 100. Geburtstag. Abteilungsleiter Marius Neukamp hat dazu ein spannendes Jubiläumswochenende angekündigt.
Schließlich wurde auch über die Einführung eines Kindeswohlkonzepts für den TVL durch die neuen Kindeswohlbeauftragten Rina Harzer und Sabrina Bezak berichtet. Ziel des in den Startlöchern stehenden Konzepts ist es, den Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen vor Kindeswohlgefährdung aller Art als auch dem Schutz von Vereinsmitarbeitenden vor einem falschen Verdacht sicher zu stellen.
Vielen Dank an alle anwesenden Mitglieder für ihr Votum und ihr Vertrauen in den Verein und vielen Dank auch an alle, die sich engagieren – in vielfältiger Form – um diese Entwicklungen überhaupt erst möglich zu machen!
Fotoserien
Mitgliederversammlung 2024 (SA, 09. November 2024)
Eindrücke von der Mitgliederversammlung am 08.11.2024 in der Gründauhalle.
Urheberrecht:
Fotos: Karlheinz Bär
Quelle: Redaktion MKK Echo