Informations- und Dialogveranstaltung in Wachenbuchen zur geplanten Umbenennung
Straßennamen bieten Orientierung in einer Stadt. Für die Anwohner*innen schaffen sie darüber hinaus ein Gefühl von Zugehörigkeit. Wenn sie die Namen bekannter Persönlichkeiten tragen, an historische Ereignisse erinnern oder auf örtliche Besonderheiten verweisen, sind zudem Teil der Erinnerungskultur. In diesem Zusammenhang gibt es Überlegungen, die Kleine Hainstraße in Wachenbuchen in Reinhardtstraße rückzubenennen.
Dazu lädt der Magistrat der Stadt Maintal zu einer Informations- und Dialogveranstaltung am Montag, 11. November, ein.
Anfang der 1920er Jahre wurden in der damals eigenständigen Gemeinde Wachenbuchen die heutigen Straßennamen eingeführt. Dabei verwendete man heute nicht mehr gebräuchliche Bezeichnungen. “So hieß die Gasse gegenüber der Synagoge allgemein ,Judengäßchen‘, weil dort überwiegend die – sehr armen – jüdischen Familien wohnten“, heißt es in einer Mitteilung des Brüder-Schönfeld-Forums. Der Verein setzt sich für das Andenken an Verfolgte insbesondere der NS-Herrschaft und für Toleranz ein.
In diesem Zusammenhang regt der Verein die Rückbenennung der Kleinen Hainstraße in Reinhardtstraße an – den Namen, den die kurze Straße bis 1938 in Erinnerung an Abraham Reinhardt trug. Der war im 19. Jahrhundert Vorsteher der Jüdischen Gemeinde gewesen. Im Zuge eines Erlass‘ des nationalsozialistischen Reichsinnenministeriums wurde aus der Reinhardtstraße die Kleine Hainstraße. Als nach Ende des Zweiten Weltkriegs die nationalsozialistisch bestimmten Straßennamen wieder rückgängig gemacht wurden, geschah dies jedoch nicht bei der Kleinen Hainstraße. Ein Versäumnis, das der Verein Brüder-Schönfeld-Forum gerne korrigiert sehen würde.
Der Magistrat möchte im Rahmen einer Informations- und Dialogveranstaltung am Montag, 11. November, um 18.30 Uhr im Bürgerhaus Wachenbuchen das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und sich mit interessierten Bürger*innen darüber austauschen. Dazu wird der Historiker Dr. Holger Köhn vom Büro für Erinnerungskultur in Babenhausen über Straßennamen als Medium der Erinnerungskultur referieren. Er will in seinem Vortrag auf die Geschichte und Bedeutung von personenbezogenen Straßennamen als Zeichen der Anerkennung und deren Umbenennungen während und nach der NS-Zeit eingehen. Herbert Begemann als Vorsitzender des Maintaler Vereins Brüder-Schönfeld-Forum wird diesen allgemeinen Ausblick ergänzen durch die Geschichte der Reinhardtstraße in Wachenbuchen.
Bild: Kleine Hainstraße
© Stadt Maintal
Kleine Hainstraße
Die Kleine Hainstraße in Wachenbuchen soll wieder ihren ursprünglichen Namen erhalten: Reinhardtstraße.
Quelle: Redaktion MKK Echo