Freitag, August 8, 2025
StartMKK„DENKmal!“ für jüdische Opfer und gefallene Soldaten soll helfen, aus der Geschichte...

„DENKmal!“ für jüdische Opfer und gefallene Soldaten soll helfen, aus der Geschichte die richtigen Lehren zu ziehen

Es ist ein ungewöhnliches und auch mutiges Projekt, das der Dorfverein „Starwetz lebt!“ und der Ortsbeirat Sterbfritz auf den Weg gebracht haben: Auf dem Vorplatz der Evangelischen Kirche soll eine gemeinsame Gedenk- und Lernstätte für 32 jüdische Sterbfritzerinnen und Sterbfritzer, die im Holocaust ermordet wurden, errichtet werden – aber auch für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Dorfbewohner. Viele dieser Schicksale sind bereits online im Rahmen der Dorfchronik, die fortlaufend ergänzt wird, dokumentiert, und sollen nun auch im Ortsbild sichtbar werden.

Der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Wiegelmann, der von Günter Frenz als Vertreter der örtlichen Christdemokraten begleitet wurde, hat sich mit den Mitgliedern des Planungsgremiums um Ortsvorsteher Wilhelm Merx über das geplante „DENKmal!“ ausgetauscht. Günther Frenz, Mitglied des Gemeindevorstandes und langjähriger Gemeinde- und Kreispolitiker, begrüßt die Initiative von Ortsbeirat und Dorfverein, das Versäumte in der Darstellung der Geschichte des Dorfes jetzt nachzuholen. Das entspreche seinem Verständnis von Kultur und historischer Verantwortung. Er sicherte zu, die Arbeit der Projektgruppe im Rahmen seiner politischen Möglichkeiten nach besten Kräften zu fördern.

Die geplante Lern- und Gedenkstätte, die auch ein Anlaufpunkt für Schulen aus der Region werden soll, ist in drei Abschnitte unterteilt. Der „Platz der Gemeinschaft“ symbolisiert das jahrhundertelange friedliche Zusammenleben von Christen und Juden im Dorf. Der „Platz der Zerstörung“ wird dargestellt durch konzentrische Kreise aus Stahlstäben mit Cortenstahl-Tafeln für 122 Namen (90 Gefallene, 32 Opfer des Holocaust), grob behauenen Sandsteinblöcken und einem zerspalteten Boden. Der „Platz der Annäherung“ soll Raum zum Innehalten und Nachdenken bieten. Ein symbolträchtiger Pfad aus Eichenbohlen – ehemaligen Eisenbahnschwellen – liegt zwischen den Bereichen und verweist zugleich auf die Rolle der Eisenbahn als Transportmittel für die Deportationen in die Vernichtungslager sowie für die Truppentransporte an die Front.

„Unser Ansatz ist gewagt, weil wir mit dem DENKmal! ‚Tätern‘ und ‚Opfern‘ gedenken. Diese Tatsache war und ist uns bewusst und wurde in der Planung von Anfang an stets reflektiert. Wir wollen mit der Gedenk- und Lernstätte anhand von Schicksalen aus unserem Dorf Bewusstsein dafür schaffen, wie es dazu kommen konnte, dass das über Jahrhunderte hinweg friedliche Zusammenleben von Nachbarn christlichen und jüdischen Glaubens während des Dritten Reiches in nur wenigen Jahren vollständig zerstört und ausgelöscht werden konnte“, so Wilhelm Merx.

Bislang gibt es in Sterbfritz weder eine Namenstafel für Gefallene des Zweiten Weltkriegs noch eine für die jüdischen Opfer – ein Versäumnis, das Dorfverein und Ortsbeirat endlich beheben wollen. Die geplante Anlage fasst beide Gruppen in einem Gesamtentwurf zusammen. Sie präsentiert ihre Namen in separaten, räumlich klar abgegrenzten Feldern.

Vor dem Holocaust beheimatete Sterbfritz die größte jüdische Gemeinde zwischen Schlüchtern und Bad Brückenau. Auch der aktuelle Präsident des Zentralrats der Juden, Dr. Josef Schuster, hat hier familiäre Wurzeln. Ihm hat das Planungsgremium das Konzept bereits vorgestellt und traf damit auf großes Interesse: In einem Empfehlungsschreiben begrüßt Schuster das Projekt ausdrücklich.

Die Kosten für die Gedenkstätte belaufen sich nach ersten Schätzungen auf rund 130.000 Euro. Einen Teil der benötigten Summe haben die Initiatoren durch Spenden von Privatpersonen und Institutionen bereits zusammengetragen, auch mehrere Benefizaktionen zugunsten des „DENKmals“ haben bereits stattgefunden. Nun hofft man auf weitere Unterstützung.

Johannes Wiegelmann zeigte sich von der Vorarbeit, die das Planungsgremium bereits geleistet hat, beeindruckt. Wenngleich es angesichts der angespannten Haushaltslage nicht einfach sei, öffentliche Mittel zu akquirieren, will er das Projekt Kulturstaatsminister Wolfram Weimer vorstellen und versuchen, Kontakte zu weiteren Einrichtungen und Institutionen herzustellen, die bei der Umsetzung hilfreich sein könnten. „Man spürt, wieviel Herzblut sie in dieses Projekt stecken und wieviel Potenzial die Aufbereitung bietet“, betonte Wiegelmann.

Gerade in der heutigen Zeit, in der sich die Frage nach Krieg und Frieden neu stelle und in der Antisemitismus auf dem Vormarsch sei, sei es umso wichtiger, sich mit den Gräueltaten des Dritten Reiches auseinanderzusetzen. „Das geplante DENKmal! in Sterbfritz kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, so der Bundestagsabgeordnete.

 

Quelle: Team Wiegelmann

Ähnliche Artikel
- Advertisment -

Am beliebtesten