Hanau, 6. Februar 2025 – Die Kaufmännischen Schulen Hanau durften am 6. Februar 2025 einen hochkarätigen Gast begrüßen: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Leiterin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung sowie Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt, sprach mit Schülerinnen und Schülern über die aktuellen Herausforderungen der Demokratie und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Demokratie im Wandel – ein hochaktuelles Thema
Der Anlass für die Veranstaltung war die diesjährige Prüfungslektüre in der Fachoberschule: Georg Büchners Drama Woyzeck. Dieses Werk entstand im Vormärz, einer Zeit des politischen Umbruchs, in der Menschen unter schwierigen Bedingungen für demokratische Rechte kämpften. Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage: Wie steht es heute um unsere Demokratie?
Schulleiterin Garnet Becker betonte in ihrer Begrüßung die Brisanz des Themas angesichts der aktuellen innen- und außenpolitischen Entwicklungen. Im Anschluss diskutierte die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Deitelhoff mit den Fachoberschulklassen 11FOa, 12FOb und 12FOd über die Stabilität der Demokratie und deren zentrale Herausforderungen.
Plurale Gesellschaft und demokratische Herausforderungen
Die Schülerinnen und Schüler brachten in der Diskussion verschiedene gesellschaftliche Problemfelder zur Sprache, die sie im Alltag erleben. Dabei wurde deutlich, dass Meinungsverschiedenheiten den Zusammenhalt belasten können und zu Spannungen führen. Prof. Dr. Deitelhoff zog Parallelen zur politischen Landschaft und verwies auf die Abstimmungen im Bundestag am 29. und 31. Januar 2025 sowie auf aktuelle Wählerbefragungen. Diese verdeutlichten, dass divergierende Werte, Normen und Interessen die Demokratie langfristig herausfordern könnten.
Wege zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Frage, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden kann. Prof. Dr. Deitelhoff hob hervor, dass offene Debatten und kontroverse Diskussionen essenziell für eine funktionierende Demokratie sind. Sie forderte dazu auf, sich gegenseitig zuzuhören und respektvoll über unterschiedliche Standpunkte zu diskutieren. Demokratie bedeute, auch anstrengende Auseinandersetzungen zu führen, um gemeinsame Lösungen zu finden. Wichtig sei es, sachliche Argumente in den Vordergrund zu stellen und Kompromissbereitschaft zu zeigen.
„Wenn beide Seiten bereit sind, eigene Positionen zugunsten eines gemeinsamen Ziels zu überdenken, entsteht eine Grundlage für tragfähige Lösungen“, erklärte Deitelhoff. Dies gelte nicht nur für die Politik, sondern auch für das alltägliche Miteinander.
Demokratische Werte im Alltag leben
Zum Abschluss gab Prof. Dr. Deitelhoff den Schülerinnen und Schülern praktische Tipps, um demokratische Werte im Alltag zu verankern. Freundlichkeit und Offenheit seien essenzielle Grundpfeiler: „Wenn euch jemand unfreundlich begegnet, versucht es mit einem Lächeln und wünscht der Person einen schönen Tag – das kann mehr bewirken als Zurückschimpfen oder Ignorieren.”
Auf die Frage, wie man sich bei Wahlen besser orientieren könne, empfahl sie, sich auf eigene thematische Schwerpunkte zu konzentrieren – sei es Bildung, Klima oder soziale Gerechtigkeit. Neben Parteiprogrammen könnten auch politische Talkshows, Debatten und Online-Tools wie der Wahl-O-Mat helfen, eine fundierte Wahlentscheidung zu treffen.
Die Veranstaltung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei den Schülerinnen und Schülern. Mit einem herzlichen Applaus bedankten sie sich bei Prof. Dr. Nicole Deitelhoff für die inspirierenden Denkanstöße und wertvollen Impulse zur Stärkung der Demokratie.
Quelle: Manuela Jost