Sonntag, November 24, 2024
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Das “Erbstädter Wirtshaus” vor dem Ende ?

Mit dem Erbstädter Wirtshaus schließt ein weiterer Betrieb in Erbstadt seine Tore. Die alles entscheidende Frage ist: ob für immer oder nur vorübergehend. Für den derzeitigen Pächter Stephan Kahlo jedenfalls ist die Uhr abgelaufen. Sein Pachtvertrag läuft zum Jahreswechsel 2024/25 aus und wird nicht mehr verlängert. So übereinstimmend die Mitteilung aus dem Rathaus, aber auch die Feststellung von Kahlo selber. „Die Chemie zwischen dem Rathaus und mir stimmt einfach nicht mehr“, stellt der 45jährige Kahlo fest. Er habe lange Zeit die Füße stillgehalten und versucht einvernehmlich die Differenzen zu glätten. „Aber entweder gab es auf meine Schreiben gar keine Antwort oder man hat versucht mich mit Gutachten und Machbarkeitsstudien vom Amt (nicht von der Stadt Nidderau) hinzu halten“, berichtet Kahlo trotz der verfahrenen Situation immer noch sehr ruhig. Jetzt aber, sieben Monate vor Auslaufen des fünfjährigen Pachtvertrages im Februar 2025, hat die Stadt ihm überraschend mitgeteilt, dass sie den Vertrag nicht weiter verlängern wolle.
Doch warum und was hat zwischenzeitlich die Stimmung so angeheizt, dass es nun zum Bruch gekommen ist? Als Kahlo und die Stadt am 20.Februar 2020 den Pachtvertrag für die Gaststätte in der Mehrzweckhalle Erbstadt unterschrieben, hofften beide Seite auf eine langjährige Bindung. Ähnlich wie mit der Vorgängerin Marijana Kocunic, die nach 19 Jahren wieder zurück in ihre Heimat Kroatien gezogen war. „Die Stimmung zwischen den beiden Vertragsparteien damals war gut und basierte auf gegenseitigem Vertrauen“, erinnert sich Kahlo. Man habe deshalb sogar auf ein Übergabeprotokoll verzichtet. Ein Fehler, wie sich nun herausstellt. Denn von Anfang an hat es Probleme mit der Lüftung in der Küche, mit der Dichtigkeit des Daches und mit dem Abgang zum Keller gegeben. Im den ersten Jahren hat Kahlo, auch wegen der vielen Einschränkungen und vorübergehenden Schließungen aufgrund der Coronapandemie, noch ein Auge zugedrückt. Als dann im dritten Jahr (2023) aber nach Kontrollen vom Hygieneamt, von der Gewerbeaufsicht und von der Berufsgenossenschaft die Mängel seitens der Stadt nur Stückchenweise behoben wurden und die beiden Köche wegen Gesundheitsgefährdung auch noch kündigten – zum 15.12.23 – neigt sich nun auch bei Kahlo die Geduld dem Ende zu. „Ich hatte in der Zwischenzeit alles Menschenmögliche getan, habe die Gutachten der Kontrollbehörden bei der Stadt eingereicht und habe immer wieder auf das Abstellen der Mängel gedrängt. Doch im Rathaus fand er kein Gehör so Kahlo. Noch im Herbst vergangenen Jahres war Bürgermeister Andreas Bär (SPD) mit dem Magistratsmitglied Markus Dillmann in der Gaststätte gewesen und hatten versichert, dass man an eine gemeinsame Zukunft glaube. Doch den Worten folgten keine Taten. Die Probleme mit der Lüftung in der Küche, dem Wassereintritt durch das Dach und die Stolperfalle in Richtung Kellerabgang wurden nicht behoben. Dass die Gewerbeaufsicht dem sicheren Betrieb widersprochen hat und auch die Berufsgenossenschaft den Betrieb unter diesen Voraussetzungen nicht zuließ, will man auf dem Rathaus nicht wahrnehmen. „Unter diesen Bedingungen kann ich den Betrieb nicht fortführen und die Gesundheit meiner Mitarbeiter gefährden“, fasst Kahlo zusammen. Die Stadt macht hingegen Kahlo für die Schließung verantwortlich. „Er hat kein Personal. Von unserer Seite sind alle Auflagen erledigt“, so heißt es in einer Erklärung der Stadt, die am Montagabend unmittelbar nach der Magistratssitzung veröffentlicht wurde. Und anders als dort behauptet wurde, haben an dieser Magistratssitzung auch nicht alle Fraktionen teilgenommen, – die beiden CDU-Magistratsmitglieder Otmar Wörner und Phil Studebaker befinden sich im Urlaub -. Beide haben deshalb über facebook sofort ihr Missfallen an der Entscheidung kundgetan. Auch ansonsten stößt die Entscheidung aus dem Rathaus auf großes Unverständnis in der Bevölkerung. So meint Andrea Illmann beispielsweise „Und schon wieder wird eine ehemals gutlaufende Gaststätte nieder gemacht. Tut mir sehr sehr leid für den Pächter, es war immer sehr lecker und gemütlich. Ich hoffe er findet eine bessere location, wo er diese Probleme erst gar nicht hat“. Und auch Stephan Kahlo ist mittlerweile richtig sauer:„Ich habe hier in Erbstadt viel Spaß gehabt, habe mit dem Wirtshaus mir ein gutes Renommee erarbeitet und viel Zustimmung nicht nur von den Erbstädtern erlangt. Und jetzt ist alles ein Rechtsstreit“. Er selber habe diesen Schritt nicht gewollt. Aber ein Zurück gibt es wohl nicht mehr, weil die Stadt in ihrer Erklärung selber erklärt,“dass die kommenden Wochen dazu genutzt werden, verschiedene Nutzungskonzepte samt den dazu notwendigen Maßnahmen zu identifizieren und voranzubringen“. Sie gibt weiterhin Kahlo die alleinige Schuld an dem Scheitern, selbst wenn dieser sich auf Behördengutachten berufen kann. Aber diese beträfen allein Kahlo als Arbeitgeber und nicht die Stadt als Vermieter, so Bürgermeister Bär in seiner Erklärung. Wahrlich kein schönes Ende.

Jürgen W.Niehoff

3 Fotos anbei

1. die Mehrzweckhalle in Erbstadt mit links der Gaststätte „Erbstädter Wirtshaus“
2. der Pächter Stephan Kahlo erklärt die Lüftungsprobleme in seiner Gaststättenküche
3. schon bald wird Stephan Kahlo sein „Erbstädter Wirtshaus“ für immer schließen

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Quelle: Jürgen W. Niehoff

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